Die Milchdrüse (lat. Glandula mammaria) ist eine spezialisierte Hautdrüse, die zur Produktion und Abgabe von Milch dient. Sie gehört zu den wichtigsten sekundären Geschlechtsmerkmalen der Hündin und spielt eine zentrale Rolle bei der Ernährung von Welpen. Neben ihrer physiologischen Funktion ist die Milchdrüse auch ein häufiger Ort für Erkrankungen wie Entzündungen oder Tumoren.

Anatomie

  • Hunde besitzen in der Regel 10 Milchdrüsen, angeordnet in zwei Reihen entlang der Bauchunterseite.
  • Die Anzahl kann zwischen 8 und 12 variieren, abhängig von Rasse und individueller Entwicklung.
  • Jede Milchdrüse mündet in eine Zitze, die über mehrere Milchgänge mit den Drüsenläppchen verbunden ist.
  • Die Blutversorgung erfolgt über die A. thoracica cranialis/caudalis sowie die A. epigastrica cranialis/caudalis; die Lymphdrainage ist für die Metastasierung bei Tumoren von großer Bedeutung.

Physiologie

Die Milchdrüsenentwicklung und -funktion wird durch Hormone gesteuert:

  • Östrogen & Progesteron: fördern während Läufigkeit und Trächtigkeit die Entwicklung der Milchdrüsen.
  • Prolaktin: stimuliert die Milchbildung (Laktogenese).
  • Oxytocin: löst den Milchejektionsreflex („Milchspendereflex“) aus.

Die Milch liefert den Welpen Nährstoffe, Energie, Immunstoffe (z. B. Antikörper im Kolostrum) und unterstützt die Entwicklung des Immunsystems.

Erkrankungen der Milchdrüse

Mastitis

Eine Entzündung der Milchdrüse, meist durch bakterielle Infektionen (z. B. Staphylococcus, Escherichia coli). Typische Symptome: Schwellung, Rötung, Schmerzen, Fieber. Unbehandelt kann sie lebensbedrohlich werden.

Scheinträchtigkeit

Nach einer Läufigkeit kommt es bei manchen Hündinnen zu einer hormonellen Stimulation der Milchdrüsen mit Milchbildung, auch ohne Trächtigkeit. Dies ist physiologisch, kann aber klinisch auffällig sein.

Mammatumoren

Mammatumoren sind die häufigsten Tumoren bei Hündinnen. Etwa 50 % sind bösartig (Karzinome, Sarkome). Risikofaktoren:

  • Frühe Läufigkeiten ohne Kastration (Hormonexposition)
  • Alter über 7 Jahre
  • Bestimmte Rassen (z. B. Pudel, Dackel, Spaniel)

Frühkastration reduziert das Risiko drastisch:
– Kastration vor der 1. Läufigkeit → Risiko ~0,5 %
– Kastration vor der 2. Läufigkeit → Risiko ~8 %
– Nach der 2. Läufigkeit → kein signifikanter Schutzeffekt mehr

Diagnostik

  • Klinische Untersuchung: Abtasten der Milchleisten auf Knoten oder Verhärtungen.
  • Bildgebung: Ultraschall, Röntgen oder CT zur Abklärung von Tumoren und Metastasen.
  • Zytologie & Histologie: Feinnadelaspiration oder Biopsie zur Differenzierung von entzündlichen Prozessen und Tumoren.

Therapie

Bei Entzündungen (Mastitis)

  • Antibiotikatherapie nach Antibiogramm
  • Schmerz- und Entzündungshemmer
  • Unterstützende Maßnahmen (Kühlen, Abstillen, falls nötig)

Bei Mammatumoren

  • Chirurgische Entfernung (Mastektomie, teilweise oder vollständig)
  • Kombination mit Kastration, um hormonelle Einflüsse zu reduzieren
  • Chemo- oder Strahlentherapie bei metastasierten oder aggressiven Tumoren

Bedeutung für die Zucht

In der Zuchtpraxis spielt die Milchdrüsengesundheit eine große Rolle: Nur gesunde Hündinnen können Welpen zuverlässig säugen. Mastitis oder Tumoren sind Ausschlusskriterien für den Zuchteinsatz. Zudem ist der zeitgerechte Schutz der Welpen durch Muttermilch entscheidend für deren Überleben in den ersten Lebenswochen.

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