Kortisol ist ein Steroidhormon, das in den Nebennieren produziert wird. Es spielt eine entscheidende Rolle im Stoffwechsel, bei der Stressbewältigung und der Regulierung des Immunsystems. Kortisol wird oft als Stresshormon bezeichnet, da seine Produktion in stressigen Situationen erhöht ist, um dem Körper zu helfen, mit Stressoren umzugehen. Bei Hunden, wie auch bei anderen Tieren, ist Kortisol wichtig für die Aufrechterhaltung des Energiehaushalts, die Kontrolle von Entzündungen und die Regulierung des Blutzuckerspiegels.

Funktionen von Kortisol bei Hunden

Kortisol hat viele wichtige Funktionen im Körper des Hundes, darunter:

  1. Regulierung des Stoffwechsels: Kortisol hilft dabei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, indem es die Umwandlung von Proteinen und Fetten in Glukose fördert. Dies stellt sicher, dass der Hund genügend Energie hat, insbesondere in stressigen oder anspruchsvollen Situationen.
  2. Stressreaktion: In stressigen Situationen wird mehr Kortisol produziert, um den Körper auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorzubereiten. Es erhöht die Energieverfügbarkeit und unterdrückt nicht notwendige Funktionen wie das Immunsystem, um Ressourcen für die unmittelbare Bewältigung der Bedrohung zu sparen.
  3. Entzündungshemmung: Kortisol wirkt entzündungshemmend und hilft, das Immunsystem zu regulieren. Es wird oft in der Tiermedizin als Medikament (Corticosteroid) verwendet, um Entzündungen zu behandeln und Immunreaktionen zu unterdrücken.
  4. Blutdruckregulierung: Kortisol spielt eine Rolle bei der Aufrechterhaltung des Blutdrucks, indem es die Blutgefäße beeinflusst und die Wirkung von Hormonen wie Adrenalin verstärkt.
  5. Immunsystem: In höheren Konzentrationen unterdrückt Kortisol das Immunsystem, um übermäßige Immunreaktionen oder Entzündungen zu verhindern. Diese Eigenschaft wird in der Medizin genutzt, um autoimmune Erkrankungen zu behandeln.

Krankheiten im Zusammenhang mit Kortisol

Ein ungleichmäßiger Kortisolspiegel kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen bei Hunden führen. Die häufigsten Störungen im Zusammenhang mit Kortisol sind:

Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus)

Das Cushing-Syndrom tritt auf, wenn der Körper des Hundes zu viel Kortisol produziert. Dies kann durch einen Tumor in der Hypophyse oder den Nebennieren verursacht werden, der die Produktion von Kortisol unkontrolliert erhöht.

Symptome des Cushing-Syndroms

  • Erhöhter Durst und vermehrtes Urinieren (Polydipsie/Polyurie)
  • Gewichtszunahme, insbesondere am Bauch (Bauchfett)
  • Haarausfall oder dünnes Fell
  • Lethargie und Muskelschwäche
  • Vermehrtes Hecheln
  • Veränderungen der Haut (dünn, anfällig für Infektionen)

Behandlung

Die Behandlung des Cushing-Syndroms erfolgt in der Regel durch Medikamente, die die Produktion von Kortisol unterdrücken, oder in seltenen Fällen durch chirurgische Entfernung des Tumors in den Nebennieren.

Addison-Krankheit (Hypoadrenokortizismus):

Die Addison-Krankheit tritt auf, wenn der Körper des Hundes zu wenig Kortisol produziert. Dies geschieht häufig aufgrund einer Schädigung der Nebennieren, entweder durch Autoimmunerkrankungen oder andere Ursachen, die die Funktion der Nebennieren beeinträchtigen.

Symptome der Addison-Krankheit:

  • Schwäche und Lethargie
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Erbrechen und Durchfall
  • Dehydration
  • Niedriger Blutdruck und Herzrhythmusstörungen
  • Kollaps oder Addison-Krise, ein lebensbedrohlicher Zustand, wenn die Kortisolwerte sehr niedrig sind.

Behandlung:

  • Hunde mit Addison-Krankheit benötigen eine lebenslange Hormonersatztherapie, bei der sie synthetisches Kortisol oder andere Nebennierenhormone erhalten, um den Mangel auszugleichen.

Diagnostische Tests zur Überprüfung des Kortisolspiegels

Es gibt verschiedene Tests, die durchgeführt werden, um den Kortisolspiegel bei Hunden zu überprüfen und Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom oder die Addison-Krankheit zu diagnostizieren:

  1. ACTH-Stimulationstest: Bei diesem Test wird dem Hund synthetisches ACTH (adrenocorticotropes Hormon) verabreicht, das die Nebennieren anregt, Kortisol zu produzieren. Anschließend wird der Kortisolspiegel gemessen. Dieser Test wird verwendet, um sowohl Cushing als auch Addison zu diagnostizieren.
  2. Dexamethason-Suppressionstest: Bei diesem Test wird dem Hund Dexamethason, ein synthetisches Glukokortikoid, verabreicht, um die Kortisolproduktion zu unterdrücken. Der Kortisolspiegel wird vor und nach der Verabreichung gemessen, um das Cushing-Syndrom zu diagnostizieren. Hunde mit Cushing zeigen oft keine normale Suppression der Kortisolproduktion.
  3. Basale Kortisolbestimmung: Ein einfacher Bluttest, um den Kortisolspiegel im Ruhezustand zu messen. Dieser Test allein ist jedoch oft nicht ausreichend, um eine endgültige Diagnose zu stellen, da die Kortisolspiegel bei Stress schwanken können.

Behandlung und Management von Kortisolstörungen

Die Behandlung von Kortisolstörungen richtet sich nach der Art der Erkrankung:

Cushing-Syndrom:

  • Medikamentöse Therapie: Das Cushing-Syndrom wird häufig mit Medikamenten wie Trilostan oder Mitotan behandelt, die die Kortisolproduktion der Nebennieren hemmen.
  • Chirurgie: In seltenen Fällen kann eine Operation zur Entfernung eines Tumors in den Nebennieren oder der Hypophyse in Betracht gezogen werden.
  • Langzeitmanagement: Hunde mit Cushing-Syndrom müssen regelmäßig überwacht werden, da die Dosierung der Medikamente angepasst werden muss, um die Symptome zu kontrollieren.

Addison-Krankheit:

  • Hormonersatztherapie: Hunde mit Addison-Krankheit erhalten lebenslang synthetische Steroide, wie Prednisolon, sowie Mineralokortikoide (z. B. Fludrocortison oder Desoxycorticosteron), um die Kortisol- und Elektrolytwerte zu stabilisieren.
  • Krisenmanagement: Bei einer Addison-Krise, die ein medizinischer Notfall ist, benötigt der Hund sofort intravenöse Flüssigkeitstherapie und hochdosiertes Kortison, um den Kollaps zu verhindern.

Fazit

Kortisol ist ein lebenswichtiges Hormon, das bei Hunden eine Schlüsselrolle in der Stressbewältigung, im Stoffwechsel und der Immunregulation spielt. Störungen im Kortisolhaushalt, wie das Cushing-Syndrom oder die Addison-Krankheit, können schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen und erfordern eine sorgfältige Diagnose und Behandlung. Regelmäßige tierärztliche Überwachung und die richtige Therapie können dazu beitragen, die Lebensqualität von Hunden mit Kortisolstörungen erheblich zu verbessern.

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