Unter Hyperplasie versteht man die Vermehrung von Zellen in einem Gewebe oder Organ, die zu einer sicht- oder messbaren Vergrößerung führt. Im Gegensatz zur Hypertrophie, bei der die Zellgröße zunimmt, entsteht eine Hyperplasie durch eine gesteigerte Zellteilung. Hyperplasien sind in der Regel ein gutartiger Prozess, können aber in manchen Fällen mit einem erhöhten Risiko für Tumorbildung verbunden sein.
Physiologische Hyperplasie
Sie tritt als normale Anpassungsreaktion des Körpers auf bestimmte Reize auf. Beispiele beim Hund sind:
- Endometriale Hyperplasie: Verdickung der Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus durch hormonelle Einflüsse.
- Mammäre Hyperplasie: Vergrößerung des Brustdrüsengewebes während Trächtigkeit oder Scheinschwangerschaft.
Pathologische Hyperplasie
Sie entsteht durch anhaltende oder übermäßige Reize und kann problematisch werden:
- Endometriumhyperplasie: Anhaltend hohe Progesteronspiegel können bei unkastrierten Hündinnen zu einer Verdickung der Gebärmutterschleimhaut führen und das Risiko für Pyometra erhöhen.
- Prostatahyperplasie: Besonders bei älteren, nicht kastrierten Rüden häufig; verursacht durch androgene Hormone und kann zu Harnabsatzproblemen führen.
- Zahnfleischhyperplasie (Gingivahyperplasie): Wucherung des Zahnfleisches, oft durch chronische Reizungen, Entzündungen oder bestimmte Medikamente (z. B. Antikonvulsiva).
Die Auslöser einer Hyperplasie sind vielfältig:
- Hormonell (z. B. Progesteron bei Hündinnen, Testosteron bei Rüden)
- Chronische Reizung (z. B. Entzündungen, Zahnstein)
- Medikamentös (z. B. Cyclosporin, Calciumantagonisten)
- Genetische Faktoren (Disposition bei bestimmten Rassen)
Die klinischen Erscheinungen hängen vom betroffenen Organ ab:
- Prostata: erschwertes Urinieren, Verstopfung, Blut im Urin
- Gebärmutter: Ausfluss, Unfruchtbarkeit, Risiko Pyometra
- Zahnfleisch: Verdickung, Entzündung, Probleme beim Fressen
- Mamma: Knotenbildung, Vergrößerung, Milchsekretion
Die Diagnose erfolgt durch:
- Klinische Untersuchung (Palpation, Sichtbefund)
- Bildgebung (Ultraschall, Röntgen)
- Histopathologische Untersuchung (Gewebeprobe zur Abgrenzung gegenüber Tumoren)
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem betroffenen Organ:
- Hormonell bedingte Hyperplasien: medikamentöse Hormonregulation oder Kastration
- Endometriumhyperplasie: Ovariohysterektomie (Kastration) bei Risikopatientinnen
- Prostatahyperplasie: Kastration oder medikamentöse Therapie (z. B. Antiandrogene)
- Zahnfleischhyperplasie: chirurgische Entfernung (Gingivektomie), ursachenbezogene Therapie
Physiologische Hyperplasien bilden sich meist nach Wegfall des Reizes zurück. Pathologische Hyperplasien können chronisch verlaufen und sollten tierärztlich überwacht werden, da sie teils mit einem erhöhten Risiko für Sekundärinfektionen oder Tumorentstehung verbunden sind.



