Der Hämatokrit ist ein wichtiger Laborwert, der den prozentualen Anteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut eines Hundes angibt. Dieser Wert hilft Tierärzten dabei, den Sauerstofftransport im Körper zu bewerten und festzustellen, ob ein Hund unter Anämie, Dehydratation oder anderen Störungen des Blutbildes leidet. Ein normaler Hämatokritwert ist entscheidend für eine gute Sauerstoffversorgung der Organe.

Was ist Hämatokrit?

Der Hämatokrit-Wert zeigt, wie viel Prozent des Blutes aus roten Blutkörperchen besteht. Da rote Blutkörperchen für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind, gibt der Hämatokrit wichtige Hinweise auf die Sauerstoffkapazität und die Blutdichte. Der Hämatokritwert wird in Prozent ausgedrückt und misst das Verhältnis von festen Bestandteilen (Erythrozyten) zu flüssigen Bestandteilen (Plasma) im Blut.

Normale Hämatokritwerte: Bei Hunden liegt der normale Hämatokritwert typischerweise zwischen 37 % und 55 %, wobei der genaue Wert je nach Rasse, Alter und Gesundheitszustand des Hundes leicht variieren kann.

Wann wird der Hämatokrit gemessen?

Der Hämatokritwert wird häufig im Rahmen eines großen Blutbildes gemessen, insbesondere wenn der Hund Anzeichen einer Erkrankung zeigt. Zu den häufigsten Gründen für die Messung des Hämatokritwerts gehören:

  1. Anämieverdacht: Ein niedriger Hämatokritwert kann auf Anämie hinweisen, eine Erkrankung, bei der nicht genügend rote Blutkörperchen im Blut vorhanden sind, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
  2. Verdacht auf Dehydratation: Ein erhöhter Hämatokritwert kann auf Dehydratation hinweisen, da der Flüssigkeitsanteil im Blut abnimmt und der relative Anteil der roten Blutkörperchen steigt.
  3. Blutverlust: Nach einem akuten Blutverlust oder einer Operation kann der Hämatokritwert gemessen werden, um das Ausmaß des Blutverlusts und die Regenerationsfähigkeit des Hundes zu beurteilen.
  4. Erkrankungen des Knochenmarks: Ein Verdacht auf Knochenmarkerkrankungen oder Blutbildungsstörungen wird der Hämatokritwert verwendet, um zu überwachen, ob der Körper genügend rote Blutkörperchen produziert.

Ursachen für abnorme Hämatokritwerte

Der Hämatokritwert kann entweder zu niedrig oder zu hoch sein, und beide Abweichungen können auf gesundheitliche Probleme hinweisen.

Niedriger Hämatokrit (Anämie):

  • Blutverlust: Akuter oder chronischer Blutverlust, z. B. durch innere Blutungen oder Traumata, kann den Hämatokritwert senken.
  • Zerstörung roter Blutkörperchen: Erkrankungen wie Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA), bei der das Immunsystem die eigenen roten Blutkörperchen angreift, führen zu einem niedrigen Hämatokrit.
  • Nierenprobleme: Die Nieren produzieren das Hormon Erythropoetin, das die Bildung von roten Blutkörperchen anregt. Bei Niereninsuffizienz kann die Erythropoetin-Produktion sinken, was zu Anämie führt.
  • Erkrankungen des Knochenmarks: Leukämie oder andere Knochenmarkerkrankungen beeinträchtigen die Produktion von roten Blutkörperchen und senken den Hämatokrit.

Hoher Hämatokrit (Polyzythämie):

  • Dehydratation: Bei Flüssigkeitsverlust, z. B. durch Erbrechen, Durchfall oder mangelnde Wasseraufnahme, steigt der Hämatokrit, da das Verhältnis von roten Blutkörperchen zu Flüssigkeit ansteigt.
  • Herzerkrankungen oder Lungenerkrankungen: Chronische Erkrankungen, die den Sauerstoffgehalt im Blut reduzieren, können den Körper dazu veranlassen, mehr rote Blutkörperchen zu produzieren, um den Sauerstoffmangel auszugleichen.
  • Polyzythämie vera: Eine seltene Erkrankung, bei der das Knochenmark übermäßig viele rote Blutkörperchen produziert, was zu einem erhöhten Hämatokrit führt.

Symptome bei abnormalen Hämatokritwerten

Die Symptome, die mit abnormalen Hämatokritwerten einhergehen, hängen davon ab, ob der Wert zu hoch oder zu niedrig ist.

Symptome bei niedrigem Hämatokrit:

  • Müdigkeit und Schwäche: Hunde mit Anämie neigen dazu, schnell erschöpft zu sein, und haben eine verminderte Belastbarkeit.
  • Blasse Schleimhäute: Die Schleimhäute (z. B. Zahnfleisch) können blass oder weiß erscheinen, wenn die Sauerstoffversorgung des Blutes reduziert ist.
  • Atemnot: Bei schweren Formen der Anämie kann der Hund kurzatmig sein, insbesondere nach Anstrengung.
  • Gewichtsverlust: Langfristige Anämie kann zu Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit führen.

Symptome bei hohem Hämatokrit:

  • Schwäche und Müdigkeit: Trotz des hohen Hämatokrits kann der Hund sich müde fühlen, da das Blut zähflüssiger wird und die Sauerstoffverteilung ineffizient sein kann.
  • Dunkler Urin: Bei stark erhöhtem Hämatokrit kann der Urin dunkler erscheinen, da der Körper versucht, überschüssige rote Blutkörperchen abzubauen.
  • Dehydratation: Bei Dehydratation wird der Hund möglicherweise weniger trinken, trockenes Zahnfleisch und eine eingesunkene Haut aufweisen.

Diagnose und Messung des Hämatokritwerts

Die Messung des Hämatokritwerts erfolgt durch eine einfache Blutprobe, die in einem Zentrifugentest verarbeitet wird. Hierbei wird das Blut in einer Zentrifuge gedreht, wodurch die roten Blutkörperchen von den flüssigen Bestandteilen des Blutes (Plasma) getrennt werden. Der prozentuale Anteil der Erythrozyten wird dann gemessen.

  • Blutbild: Der Hämatokrit wird oft als Teil eines großen Blutbildes (CBC) ermittelt, das auch andere wichtige Werte wie die Anzahl der weißen Blutkörperchen, die Thrombozytenzahl und den Hämoglobinspiegel umfasst.
  • Erythrozytenzahl und Hämoglobin: Zusammen mit dem Hämatokritwert werden die Erythrozytenanzahl und der Hämoglobinspiegel gemessen, um ein vollständiges Bild der Blutgesundheit zu erhalten.

Behandlung bei abnormalen Hämatokritwerten

Die Behandlung von abnormalen Hämatokritwerten richtet sich nach der Ursache des Problems.

Behandlung bei niedrigem Hämatokrit:

  • Bluttransfusionen: Bei schweren Anämien, insbesondere nach Blutverlust oder schweren Krankheiten, kann eine Bluttransfusion notwendig sein, um die roten Blutkörperchen schnell wieder aufzufüllen.
  • Eisenpräparate: Bei Eisenmangelanämie können Eisenpräparate verabreicht werden, um die Produktion von roten Blutkörperchen zu unterstützen.
  • Behandlung der Grunderkrankung: Bei Nierenversagen, Knochenmarkserkrankungen oder Autoimmunerkrankungen ist eine gezielte Behandlung der Grunderkrankung erforderlich, um die Blutbildung zu verbessern.

Behandlung bei hohem Hämatokrit:

  • Flüssigkeitstherapie: Bei Dehydratation wird Flüssigkeit, oft in Form von intravenöser Infusion, verabreicht, um den Flüssigkeitshaushalt des Blutes wiederherzustellen.
  • Phlebotomie: Bei Polyzythämie kann eine Phlebotomie (Aderlass) durchgeführt werden, um die Anzahl der roten Blutkörperchen zu reduzieren und die Blutzirkulation zu verbessern.

Fazit

Der Hämatokritwert ist ein entscheidender Indikator für die Gesundheit des Blutes und die Fähigkeit des Körpers, Sauerstoff zu transportieren. Sowohl niedrige als auch hohe Hämatokritwerte können auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hinweisen, die eine gründliche Untersuchung und gezielte Behandlung erfordern. Regelmäßige Blutuntersuchungen helfen, Abweichungen frühzeitig zu erkennen und eine rechtzeitige Therapie einzuleiten, um die Lebensqualität des Hundes zu erhalten.

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