Hämangiosarkom

Das Hämangiosarkom (HSA) ist ein hochmaligner Tumor der Blutgefäße, der bei Hunden häufig vorkommt. Es zeichnet sich durch aggressives Wachstum, frühe Metastasierung und ein hohes Risiko plötzlicher Blutungen aus. Aufgrund seines oft unauffälligen Verlaufs bis zum Tumorruptur gilt das Hämangiosarkom als eine der gefährlichsten Tumorerkrankungen beim Hund.

Ursprung & Pathogenese

Das Hämangiosarkom entsteht aus endothelialen Zellen, also den Zellen, die die Blutgefäße auskleiden. Die Tumoren bilden instabile, blutgefüllte Hohlräume, die leicht reißen und zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen führen können. Der Tumor metastasiert frühzeitig, typischerweise in Lunge, Leber, Herz oder Milz.

Häufigkeit & Rassedisposition

  • Hämangiosarkome machen etwa 5–7 % aller Hundetumoren aus.
  • Betroffen sind vor allem mittelgroße bis große Rassen wie Deutscher Schäferhund, Golden Retriever, Labrador Retriever, Boxer und Pointer.
  • Das Risiko steigt mit dem Alter – am häufigsten erkranken Hunde über 8 Jahre.

Typische Lokalisationen

  • Milz (häufigste Lokalisation)
  • Herz (rechter Vorhof)
  • Leber
  • Seltener: Haut (kutane oder subkutane Hämangiosarkome, teils weniger aggressiv)

Klinische Symptome

Die Symptome sind unspezifisch und entwickeln sich oft schleichend. Häufig kommt es jedoch zu einem plötzlichen Notfall durch Tumorruptur:

  • Schwäche, Kollaps
  • Blasse Schleimhäute (Anämie durch innere Blutungen)
  • Bauchumfangszunahme, Aszites
  • Atemnot (bei Herz- oder Lungenbeteiligung)
  • Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit
  • Lahmheit oder Schmerzen (bei Metastasen im Knochen)

Diagnose

Die Diagnose ist anspruchsvoll, da die Symptome unspezifisch sind:

  • Ultraschall/CT: Darstellung von Tumormassen in Milz, Herz oder Leber.
  • Röntgen: Metastasen in der Lunge.
  • Blutuntersuchungen: häufig Anämie, Hypoproteinämie, Gerinnungsstörungen.
  • Histopathologie: endgültige Diagnose durch Untersuchung von Tumorgewebe.

Differenzialdiagnosen sind u. a. Hämatome, gutartige Hämangiome und andere Tumoren der Milz oder Leber.

Therapie

Chirurgie

Die Entfernung des betroffenen Organs (z. B. Splenektomie bei Milztumoren) ist oft notwendig, vor allem bei akuten Blutungen. Alleinige Chirurgie führt jedoch meist nur zu einer kurzen Lebensverlängerung (medianes Überleben: 1–3 Monate), da Metastasen fast immer bereits vorhanden sind.

Chemotherapie

Die Kombination von Chirurgie und adjuvanter Chemotherapie (z. B. Doxorubicin-Protokolle) kann die Überlebenszeit auf durchschnittlich 4–6 Monate verlängern. Remissionen sind jedoch selten dauerhaft.

Neue Ansätze

  • Immuntherapie: Erste Studien zu PD-1/PD-L1-Inhibitoren und onkolytischen Viren zeigen vielversprechende Ergebnisse.
  • Zielgerichtete Therapien: Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Toceranib (Palladia®) werden erforscht.
  • Metronomische Chemotherapie: niedrig dosiertes Chlorambucil oder Cyclophosphamid als Langzeitprotokoll zur Tumorkontrolle.

Prognose

Die Prognose des Hämangiosarkoms ist ungünstig. Auch mit Operation und Chemotherapie liegt die mittlere Überlebenszeit bei 4–6 Monaten, nur wenige Hunde überleben länger als ein Jahr. Eine Ausnahme bilden kutane Hämangiosarkome (z. B. sonneninduzierte Formen bei hellhäutigen Hunden), die deutlich günstiger verlaufen können.

Prävention & Früherkennung

  • Es gibt keine gesicherte Prävention.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (Ultraschall, Blutbild) bei Risikorassen ab 7–8 Jahren können helfen, Tumoren früher zu erkennen.
  • Bei hellhäutigen Hunden: Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung zur Vermeidung kutaner Hämangiosarkome.

Forschung

Aktuelle Studien beschäftigen sich mit:

  • Genetischen Risikofaktoren und Biomarkern zur Früherkennung
  • Neuen Immuntherapien (z. B. Checkpoint-Inhibitoren)
  • Vergleichender Onkologie: Erkenntnisse aus dem Hund werden auch in die Humanmedizin übertragen (Hämangiosarkom beim Hund ähnelt dem Angiosarkom des Menschen).

Literatur & Quellen

  • Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology (2020).
  • Brown NO et al. (2022): Advances in canine hemangiosarcoma research. Vet Comp Oncol.
  • Rosenberg MP et al. (2023): Outcome of dogs with splenic hemangiosarcoma treated with surgery and doxorubicin. J Vet Intern Med.
  • Aktuelle Studien zu Immun- und Gentherapie (2023–2025).
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