Baldrian (lat. Valeriana officinalis) ist eine Heilpflanze, die seit Jahrhunderten zur Beruhigung und Förderung des Schlafs eingesetzt wird – beim Menschen wie auch bei Tieren. Für Hunde wird hauptsächlich die getrocknete Baldrianwurzel oder ein standardisierter Extrakt verwendet.
Wirkstoffe:
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Die wirksamen Substanzen sind u. a. Valerensäuren, Valepotriate und ätherische Öle.
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Diese beeinflussen GABA-Rezeptoren im Gehirn – ähnlich wie Beruhigungsmittel, aber schwächer und pflanzlich.
Wie kann Baldrian beim Hund helfen?
Baldrian wird beim Hund häufig eingesetzt bei:
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Allgemeiner Unruhe und Nervosität
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Geräuschangst (Feuerwerk, Gewitter)
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Reiseangst oder Stress beim Autofahren
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Tierarzt- oder Pflegebesuchen
Wirkung:
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Baldrian kann beruhigend, angstlösend und leicht schlaffördernd wirken.
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Wichtig: Die Wirkung ist nicht sedierend wie bei synthetischen Beruhigungsmitteln – also kein „Knock-out“, sondern eher eine sanfte Unterstützung.
Studienlage:
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Die wissenschaftliche Datenlage bei Hunden ist begrenzt, aber es gibt positive Erfahrungsberichte und tierärztliche Praxisanwendungen.
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Eine Studie an Hunden zeigte, dass Baldrian in Kombination mit anderen Pflanzenstoffen (z. B. Passionsblume, L-Tryptophan) zu messbar weniger Stressverhalten führen kann – allerdings ist die Wirkung individuell unterschiedlich.
Wann kann Baldrian sinnvoll sein?
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Situation |
Sinnvoll? |
Hinweise |
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Feuerwerk & Silvester |
Ja |
Frühzeitig (mind. 3–5 Tage vorher) beginnen |
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Reisen, Transportbox, Auto |
Ja |
1–2 Stunden vorher geben |
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Tierarztangst |
Möglich |
Ggf. kombinieren mit Training & anderen Mitteln |
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Aggression, Trennungsangst |
Nur unterstützend |
Immer in Verhaltenstherapie einbetten |
Worauf Du achten solltest
1. Produktwahl
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Nur tiergeeignete Präparate verwenden! Kein Menschen-Baldrian geben (falsche Dosierung, Alkoholgehalt, Zusatzstoffe).
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Am besten: Tierpräparate mit standardisiertem Extrakt oder Mischungen (Baldrian + Passionsblume + L-Tryptophan z. B.).
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Alkoholfreie Tropfen oder Kapseln bevorzugen.
2. Dosierung
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Sehr unterschiedlich je nach Produktform (Pulver, Tropfen, Tabletten).
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Faustregel für getrocknete Wurzel (als grobe Orientierung, immer Tierarzt fragen):
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5–15 mg Extrakt pro kg Körpergewicht, 1–2× täglich.
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Beispiel: Ein 20-kg-Hund könnte ca. 100–300 mg bekommen – je nach Formulierung.
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3. Langsame Gewöhnung
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Baldrian kann bei einzelnen Hunden zuerst anregend wirken (!), bevor die beruhigende Wirkung eintritt.
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Daher: erst über 2–3 Tage testen, bevor der Stressauslöser (z. B. Feuerwerk) stattfindet.
4. Nicht kombinieren mit anderen Beruhigungsmitteln ohne Rücksprache
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Vorsicht bei gleichzeitiger Gabe von z. B. Benzodiazepinen, SSRIs oder trizyklischen Antidepressiva.
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Auch Kombi mit hochdosiertem Tryptophan oder Melatonin nur mit Fachwissen.
Nebenwirkungen?
Meist gut verträglich, aber möglich sind:
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Leichte Magen-Darm-Beschwerden
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Lethargie oder leichte Sedierung bei zu hoher Dosierung
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In seltenen Fällen paradoxe Reaktionen (Unruhe statt Entspannung)
Beispiele für tiergeeignete Produkte (DACH-Raum)
(Möchtest Du konkrete Produktempfehlungen inkl. Inhaltsstoffe und Preisvergleich? Ich kann Dir eine kleine Tabelle dazu zusammenstellen.)
Typische Darreichungsformen:
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Tabletten oder Kapseln
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Tropfen (alkoholfrei!)
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Kombipräparate mit anderen Pflanzenextrakten
Wann einsetzen und wie kombinieren?
Best Practice bei Feuerwerksangst:
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Baldrianpräparat 3–5 Tage vorher einschleichen
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Parallel Training (Desensibilisierung, Leckerli-Regen)
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In der Feuerwerksnacht: Dosis wie gewohnt, zusätzlich Pheromon (z. B. Adaptil) und sicherer Rückzugsort
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Kein zusätzlicher „Beruhigungs-Cocktail“ ohne tierärztliche Absprache
Fazit: Baldrian als Teil eines durchdachten Anti-Stress-Konzepts
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Vorteil |
Aber |
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Pflanzlich, gut verträglich |
Nicht immer wirksam |
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Kein Suchtpotenzial |
Nicht bei allen Hunden geeignet |
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Als Kur oder Akutlösung |
Niemals als alleinige „Lösung“ bei echter Angststörung |



