Nicht alle, aber doch extrem viele Hunde neigen zu starker Angst vor Gewitter. Während man annimmt, dass der Grund dafür einfach die plötzlichen und lauten Geräusche von Donner sind, zeigen sich bei Hunden mit Gewitterangst in Wahrheit aber oft viel tiefgründigere Ursachen. Wir erklären dir die näheren Hintergründe und geben hilfreiche Tipps, wie du deinem vierbeinigen Freund bei Gewitter zur Seite stehen kannst.
Die möglichen Ursachen für Angst vor Gewitter
Ein Gewitter kann für viele Hunde zu einer beängstigen Erfahrung werden. Eine Großzahl der Tiere zeigt sich stark verängstigt, versteckt sich, verlässt fluchtartig den Raum oder gerät sogar vollends in Panik. Für diese instinktiven Reaktionen gibt es verschiedene Gründe.
Veränderungen im Luftdruck
Hunde verfügen über sehr empfindliche Sinne, darunter auch die Fähigkeit, Veränderungen im Luftdruck wahrzunehmen. Wenn ein Gewitter herannaht, sinkt der Luftdruck oft abrupt, was für Hunde eine spürbare Veränderung ihrer Umgebung bedeutet. Dies kann Unbehagen und Angst auslösen, da Hunde sensibel auf solche Veränderungen reagieren.
Ähnlich wie bei Menschen, die anfällig für Kopfschmerzen oder Stimmungsschwankungen bei Wetterwechseln sind, können Hunde ebenfalls körperliche Unwohlsein oder Nervosität erleben, wenn der Luftdruck abfällt. Diese Reaktion kann noch zusätzlich verstärkt werden, wenn der Hund bereits zuvor negative Erfahrungen mit Gewittern gemacht hat, da sie mit diesem unangenehmen physischen Gefühl verbunden sind. Infolgedessen können Hunde bei herannahenden Gewittern Anzeichen von Stress oder Angst zeigen, einschließlich Zittern, Hecheln oder Verstecken.
Visuelle Wahrnehmung von Gewitter
Die plötzliche Verdunklung des Himmels während eines Gewitters und die grellen Blitze können für Hunde äußerst beängstigend sein. Hunde haben eine ausgeprägte visuelle Wahrnehmung und sind darauf trainiert, subtile Veränderungen in ihrer Umgebung zu erkennen. Wenn sich der Himmel verdunkelt und grelle Blitze den Himmel erhellen, kann dies für Hunde sehr überwältigend sein, da es eine plötzliche und dramatische Veränderung ihrer normalen Umgebung darstellt.
Grelle Gewitterblitze sind vor allem deshalb beängstigend, weil Hunde sie im Grunde nur als helle, sich hektisch bewegende Lichter wahrnehmen. Der Hund versteht in der Regel nicht, was diese Lichtblitze verursacht und interpretiert sie deshalb als Bedrohung.
Auditive Wahrnehmung von Gewitter
Hunde haben einen ausgeprägten Gehörsinn und können eine Vielzahl von Geräuschen wahrnehmen, darunter auch solche, die für uns Menschen möglicherweise weniger deutlich sind.
Das Grollen von Donner ist ein tieffrequentes Geräusch, das oft lange anhält und einem bedrohlichen Brummen ähnelt. Hunde wissen logischerweise nicht, dass Donner eine natürliche Begleiterscheinung von Gewitter ist, sodass sie die Geräuschkulisse auch hier nicht zuordnen können und häufig mit Angst und Stress reagieren.
Zusätzlich zum Donner gibt es eine Vielzahl von Geräuschen, die ein Gewitter oftmals begleiten. Dazu zählen prasselnder Regen, laute Windböen oder sogar knackende und fallende Äste von Bäumen und Pflanzen. Die Unvorhersehbarkeit solcher Geräusche verstärkt eine vorliegende Angst vor Gewitter meistens noch weiter.
Elektrostatische Aufladung des Hundefells?
Die Frage, ob die elektrostatische Aufladung des Fells tatsächlich zu unangenehmen Empfindungen führen und die Angst vor Gewitter verstärken kann, ist etwas komplexer. Es gibt Hinweise darauf, dass elektrostatische Aufladungen während eines Gewitters auftreten können, insbesondere bei Tieren mit dichtem Fell oder isolierenden Materialien wie Wolle. Liegt tatsächlich eine solche Aufladung vor, könnte diese zu einem prickelnden Gefühl auf der Haut des Hundes führen und demnach für das Tier beängstigend sein.
Allerdings gibt es bisher keine umfassenden wissenschaftlichen Studien, die diese spezifische Auswirkung auf Hunde während eines Gewitters untersucht haben. Daher bleibt die genaue Rolle einer eventuellen elektrostatischen Aufladung des Fells bei der Verstärkung von Angstzuständen bei Hunden während eines Gewitters unklar und könnte eher als verbreiteter Irrglaube betrachtet werden.
So hilfst du deinem Hund bei Angst vor Gewitter
Selbst für die robustesten Hunde kann ein Gewitter eine beängstigende Erfahrung sein. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, deinem pelzigen Freund zu helfen, mit seiner Angst umzugehen. Hier sind einige bewährte Tipps, die deinem Hund während eines Gewitters Sicherheit und Komfort bieten können.
Sicherer Rückzugsort
Biete deinem Hund einen ruhigen und geschützten Bereich im Haus, wo er sich während des Gewitters zurückziehen kann. Dies kann eine Höhle, ein Körbchen oder ein abgedunkelter Raum sein. Wichtig ist dabei vor allem, dass der Ort vor Blitzlicht und Geräuschen weitgehend geschützt ist.
Versuche, den Rückzugsort deines Hundes so geräuschisolierend wie möglich zu gestalten, um die Lautstärke der Gewittergeräusche zu reduzieren. Dies kann durch das Schließen von Fenstern und Türen und das Herunterlassen der Rollläden erreicht werden.
Platziere vertraute Gegenstände wie Spielzeug oder Decken im Rückzugsort deines Hundes, um ihm ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit zu vermitteln.
Ablenkung und Beschäftigung
Spiele mit deinem Hund drinnen, um seine Aufmerksamkeit von den Gewittergeräuschen abzulenken. Verwende interaktive Spielzeuge wie Futterbälle oder Intelligenzspielzeug, die deinen Hund geistig herausfordern und ihn beschäftigen.
Integriere Entspannungstechniken wie sanfte Massage oder langsames Streicheln während des Spielens mit deinem Hund. Durch diese Berührungen kannst du deinem Hund Ruhe und Sicherheit vermitteln und gleichzeitig seine Aufmerksamkeit von den Gewittergeräuschen ablenken.
Oder nutze die Zeit während des Gewitters, um mit deinem Hund verschiedene Trainingsübungen durchzuführen. Dies kann das Training von einfachen Gehorsamsbefehlen wie Sitz, Platz oder Bleib umfassen. Durch das Training lenkst du die Aufmerksamkeit deines Hundes auf dich und die Übungen, was ihn dazu bringt, sich weniger auf die Gewittergeräusche zu konzentrieren.
Desensibilisierung gegen Angst vor Gewitter
Das Training zur Desensibilisierung ist eine wirksame Methode, um deinen Hund langsam an Gewittergeräusche zu gewöhnen und seine Angst nachhaltig zu reduzieren.
Schrittweise Gewöhnung an Gewittergeräusche
Beginne mit leisen Aufnahmen von Gewittergeräuschen und spiele sie in einer angemessenen Lautstärke ab, die deinen Hund nicht überfordert. Achte darauf, dass dein Hund während des Trainings entspannt und ruhig ist.
Gib deinem Hund während des Abspielens der Gewittergeräusche positive Verstärkung in Form von Leckerlis, Lob oder Spielzeugen. Dies hilft ihm, positive Assoziationen mit den Geräuschen zu entwickeln und sie mit angenehmen Erfahrungen zu verknüpfen.
Integriere während des Trainings Entspannungstechniken wie sanfte Massage oder beruhigende Berührungen, um deinem Hund zu helfen, sich während des Trainings entspannt und ruhig zu fühlen.
Steigerung des Schwierigkeitsgrades
Steigere allmählich die Lautstärke und Intensität der Gewittergeräusche, während du weiterhin positive Verstärkung anbietest. Achte darauf, dass du das Training in einem Tempo gestaltest, das für deinen Hund angenehm ist, und dass er sich nicht überfordert fühlt.
Führe das Training zur Desensibilisierung regelmäßig durch und sei geduldig mit deinem Hund. Es kann einige Zeit dauern, bis dein Hund sich an die Gewittergeräusche gewöhnt hat, also sei konsequent und positiv während des gesamten Trainingsprozesses.
Weitere Hilfsmittel bei Angst vor Gewitter
- CBD Öl wird von einigen Tierhaltern als Hilfsmittel zur Beruhigung von ängstlichen Hunden während eines Gewitters eingesetzt. Es kann dazu beitragen, die Stressreaktionen zu reduzieren und deinem Hund eine gewisse Entspannung zu ermöglichen. Es ist jedoch wichtig, sich vor der Anwendung genau zu informieren und wohlmöglich mit einem Tierarzt zu sprechen, um die richtige Dosierung und Anwendung zu bestimmen.
- Beruhigende Duftkerzen mit Lavendel- oder Kamillenaroma können eine entspannende Atmosphäre schaffen und deinem Hund dabei helfen, sich während eines Gewitters ruhiger zu fühlen.
- Speziell komponierte beruhigende Musik oder Naturgeräusche können dazu beitragen, die Angst deines Hundes zu reduzieren und ihm während eines Gewitters ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
- Ein Thundershirt ist ein eng anliegendes, druckgebendes Shirt, das den Hund wie eine Umarmung umgibt und ihm ein Gefühl von Sicherheit vermitteln kann. Die Wickeltechnik kann dazu beitragen, die Angst deines Hundes während eines Gewitters zu verringern.
- In schweren Fällen von Angst vor Gewitter kann die Unterstützung durch einen qualifizierten Therapeuten oder Tierarzt hilfreich sein. Sie können Verhaltenstherapien, Medikamente oder andere geeignete Behandlungen empfehlen, um deinem Hund zu helfen, mit seiner Angst umzugehen und sie zu überwinden.
Hallo Miriam,
ein sehr interessanter Artikel zum Thema Gewitter und die Angst unserer geliebten Haustiere..
Davon kann ich auch ein Lied singen: mein Dackel hatte panische Angst bei Gewitter. Das tat mir in der Seele weh. Ich habe ihr einen Rückzugsort entwickelt, der wie ein quasi Faraday´scher Käfig wirkt, das Bellfugio.
Sie hat sich darin zurückgezogen. Die Blitze hat sie dann nicht mehr gesehen, auch die Donnerschläge haben ihr nichts mehr ausgemacht.
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Gerne beantworte ich Fragen zu diesem Produkt.