Stadt, Land, Hund: Stadthunde laut Studie ängstlicher

Hupendes Autos, stark frequentierte Gehwege, viele fremde Menschen – das Leben in der Stadt kann für Hunde ziemlich aufregend sein. Doch wirkt sich die städtische Umgebung auch auf ihr Verhalten aus? Eine Studie hat genau das untersucht – mit spannenden Ergebnissen. Stadthunde zeigen häufiger Angst als Hunde, die ländlicher leben. Werfen wir einen Blick auf die Forschung und finden heraus, warum das so ist.

Studie: Wie beeinflusst der Wohnort die Ängstlichkeit von Hunden?

Angst ist eine normale Emotion, die allen Lebewesen hilft, in bedrohlichen Situationen zu überleben. Doch wenn Angst übermässig, anhaltend oder auf viele verschiedene Reize bezogen ist, spricht man von Ängstlichkeit – einer Verhaltensproblematik, die das Wohlbefinden von Hunden erheblich beeinträchtigen kann. Hunde mit starker Ängstlichkeit leiden nicht nur unter Stress und einem erhöhten Krankheitsrisiko, sondern sind auch häufiger von problematischen Verhaltensweisen betroffen.

Eine finnische Studie mit über 13’700 Hunden hat nun untersucht, welche demografischen und umweltbedingten Faktoren mit sozialer Ängstlichkeit bei Hunden zusammenhängen. Dabei wurde zwischen sozialer und nicht-sozialer Ängstlichkeit unterschieden:

  • Soziale Ängstlichkeit zeigt sich in der Furcht vor fremden Menschen oder anderen Hunden
  • Nicht-soziale Ängstlichkeit umfasst Ängste vor lauten Geräuschen, neuen Situationen oder bestimmten Untergründen

Die Studie zielte darauf ab, Risikofaktoren für soziale Ängstlichkeit zu identifizieren, um das Wohlbefinden von Hunden langfristig zu verbessern. Ein besonders brisantes Ergebnis: Hunde, die in städtischen Gebieten leben, sind signifikant ängstlicher als ihre Artgenossen auf dem Land.

Die vollständige Studie findest du hier: Inadequate socialisation, inactivity, and urban living environment are associated with social fearfulness in pet dogs

Studienumfang & Teilnehmer

Die Studie untersuchte demografische und umweltbedingte Faktoren, die mit der Angst von Hunden vor anderen Hunden (5’973 Hunde) und vor Fremden (5’932 Hunde) zusammenhängen.

  • Angst vor Hunden: 4’806 Hunde zeigten keine Angst, 1’167 waren ängstlich.
  • Angst vor Fremden: 5’036 Hunde waren nicht ängstlich, 896 zeigten Angst.
  • Die Hunde waren zwischen 2 Monaten und 17 Jahren alt (Durchschnittsalter ca. 4.6 Jahre).
  • 51 % der Hunde waren weiblich.

Einflussfaktoren für die Angst von Stadthunden

Die Analyse identifizierte mehrere Einflussfaktoren, darunter:

  • Sozialisierung: Weniger Sozialisierung im Welpenalter (7–16 Wochen) führte zu stärkerer Angst.
  • Grösse: Kleine Hunde zeigten mehr Angst als mittelgrosse und grosse Hunde.
  • Rasse: Besonders ängstlich waren Chihuahua, Shetland Sheepdog und Spanischer Wasserhund. Weniger ängstlich waren Pembroke Welsh Corgi, Cairn Terrier und Wheaten Terrier.
  • Alter: Angst war zwischen 2 und 8 Jahren am höchsten und nahm danach ab.
  • Sterilisation & Geschlecht: Intakte (nicht kastrierte) Männchen waren weniger ängstlich als intakte Weibchen. Kastrierte Hunde beider Geschlechter zeigten mehr Angst.
  • Wohnumfeld: Stadthunde, also solche, die in städtischen Gebieten lebten, waren ängstlicher.
  • Aktivität & Bewegung: Hunde mit wenig Training und weniger als 1–2 Stunden täglicher Bewegung waren ängstlicher als aktivere Hunde.

Diese Ergebnisse zeigen, dass sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren das Angstverhalten von Hunden enorm beeinflussen.

Wichtige Erkenntnisse zu sozialer Angst bei Stadthunden

Hinsichtlich des Wohnortes liefert die Studie einige weitere interessante Erkenntnisse im Zusammenhang mit Stadthunden.

  • Stressfaktoren in der Stadt: Stadthunde sind häufiger ängstlich, was in der Studie damit erklärt wird, dass die städtische Umgebung mit vielen Stressfaktoren verbunden ist. Dazu gehören Lärm, Hektik und unerwartete Reize (z. B. Menschenmengen, schnelle Bewegungen, Verkehr), die Hunde nervös machen können. Diese Faktoren führen häufig zu Verhaltensauffälligkeiten und Angstverhalten bei Hunden.
  • Erhöhte Sensibilität durch weniger Platz: Da viele Stadthunde weniger Platz zum Auslaufen und Spielen haben, sind sie möglicherweise angespannter als Hunde, die in ländlicheren Gebieten leben. Weniger Platz bedeutet auch weniger Möglichkeiten, ihren natürlichen Bewegungsdrang auszuleben, was sich negativ auf das Verhalten und die Psyche auswirken kann.
  • Geringere Sozialisation: Da in der Stadt häufig wenig Kontakt zu anderen Hunden besteht und die Begegnungen eher zufällig sind, ist eine unzureichende Sozialisierung ein weiteres Problem. Diese Hunde haben möglicherweise keine stabilen Erfahrungen mit anderen Tieren und Menschen gemacht, was ihre Angst verstärken kann.
  • Umwelteinflüsse: In städtischen Gebieten können die Hunde durch die enge Bebauung und das Fehlen natürlicher Rückzugsorte das Gefühl haben, ständig beobachtet oder bedroht zu sein. Besonders in urbanen Gebieten, wo sich viele Hunde in begrenztem Raum begegnen müssen, kann es zu aggressivem oder ängstlichem Verhalten kommen, das bei Hunden, die in ländlicheren Gegenden leben, weniger häufig beobachtet wird.
  • Einfluss der Besitzer auf das Angstverhalten: Die Besitzer von Stadthunden tendieren laut der Studie dazu, weniger konsequent in der Erziehung zu sein, was in städtischen Gebieten oft durch die Anonymität oder den hektischen Lebensstil bedingt ist. Weniger konsequentes Training, weniger Auslauf und eine reduzierte Interaktion mit der Umwelt können das Selbstbewusstsein der Hunde schwächen und Ängste verstärken.

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