Hunde aus dem Zoofachhandel – Ein umstrittenes Thema

Hund hinter Gitter traurig Zucht Tierschutz

Ende letzten Jahres sorgte ein neu entfachter Disput zwischen dem bekannten Hundetrainer Martin Rütter und Zoofachhändler Norbert Zajac für Aufsehen. Tatsächlich ist es in sehr vielen Ländern, darunter auch Deutschland, aber erlaubt, Hunde im Zoofachhandel zu verkaufen. Sind zwangsläufig alle Tiere, die man in einem solchen “örtlichen Handel” bezieht, später verhaltensauffällig?

Hunde im Zoofachhandel – gesetzlich nicht verboten

Und trotzdem in der Praxis eher die absolute Ausnahme. Doch ist der wahre Grund dafür, dass die meisten Tierfachhändler sich gegen den Verkauf von Tieren wie Hunde oder Katzen entscheiden,  wirklich der Tierschutz? Vielleicht nicht, denn die Gesetze machen klare Auflagen an den Handel mit Lebewesen. Entsprechende Gesetzeswerke enthalten beispielsweise Vorgaben zu Freilaufflächen (Platz und Auslauf), Betreuung und medizinischer Versorgung (z.B. Quarantäne).

Dementsprechend liegt die Vermutung nahe, dass die gängige Praxis – kein Verkauf von grösseren Haustieren wie Hunden oder Katzen – daran liegt, dass die Zoofachhandel in Deutschland den Kosten-Nutzen-Faktor für wenig gewinnbringend erachten. Zoo Zajac in Duisburg scheint die goldene Ausnahme zu bilden und zu bleiben. Schon seit 1975 besteht der Zoofachhandel, hat sein Revier (bzw. Verkaufsfläche) immer weiter vergrössert und bietet inzwischen neben allerlei exotischen Tieren auch Hunde und Katzen zum Verkauf an.

Bekannter Hundetrainer ruft zum Boykott auf

Den meisten Hundehaltern ist sein Name wahrscheinlich ein Begriff: die Rede ist von Martin Rütter. Am 08.12.21 postete er ein Video auf Facebook und rief Hundefreunde dazu auf, keine Tiere bei Zoo Zajac zu kaufen. Beziehungsweise, wohl generell nicht in “Geschäften wie diesen”. Die Haltung vor Ort bezeichnet er derweil als “Psychoterror” für Hunde.

Problem liegt im Prinzip des Tierhaltungskonzepts

Dem gegenüber sind wir auf ein anderes Video gestossen, das beide Meinungen besser verdeutlicht. Es geht um das Prinzip von Martin Rütter als Hundetrainer gegenüber den Ansichten vom Gründer Zoo Zajacs. Dirk Biller von der Hundeschule Stadtfelle beleuchtet näher, dass das eigentliche Problem nicht am Verkauf von Hunden im Zoofachhandel liegt, sondern vielmehr an Fehlassoziationen von uns Menschen und dem Tierhaltungskonzept im Ganzen.

Wie bereits erwähnt, macht der Gesetzgeber bereits mehr oder weniger deutliche Vorgaben zum Verkauf von Hunden im Zoofachhandel. Und Zoo Zajac hält sie alle ein. Nicht umsonst darf es sich “grösstes Zoofachgeschäft der Welt” nennen. Für Hunde hat es eine eigene Quarantänestation, Möglichkeiten zum Auslauf, hauseigene Tierärzte sowie jede Menge betreuendes Personal.

Nicht zu bestreiten ist daher, dass Zajac gute Geschäfte macht. Wahrscheinlicher ist es, dass das Grundproblem nach wie vor an den dürftigen Gesetzen rund um die Hundehaltung liegt. Denn für die Haltung gibt es nur Vorgaben, was unter anderem Auslauf angeht (Beispiel: reine Zwinger- oder Kettenhaltung ist verboten), nicht aber zur sozialen Betreuung.

Die Probleme von Hunden aus dem Zoofachhandel

Gegen Ende des zweiten Videos geht Biller darauf ein, dass zwei Situationen beim Aufwachsen von Hunden ungute Auswirkungen haben können: Deprivation und dem gegenüber Reizüberflutung gleichermassen. Ersteres bedeutet das Fehlen von Zuwendung (bei Hunden z.B. feste Bezugspersonen). Egal, wie viel Personal in einem Zoofachhandel angestellt sein mag, durch die ständigen Wechsel fehlen Hunden dort entsprechende soziale Bindungen. Die Reizüberflutung steht im Beispiel von Zoo Zajac wohl ausser Frage. Ladenmusik, jede Menge Käufer und Gäste, in der Regel sehr wenig Abstand zwischen Tier und Interessent.

Die (nicht zwangsläufige, aber durchaus natürliche) Folge von einer solchen Haltung ist, dass betroffene Tiere sehr reaktiv werden. Das bedeutet, sie reagieren viel empfindlicher auf alle möglichen Reize von aussen. Darüber hinaus beobachtet man häufig Verhaltensauffälligkeiten wie fehlende Sozialkompetenz (aggressiv oder ängstlich gegenüber Artgenossen).

Wo also einen Hund kaufen?

Tatsächlich es allerdings so, dass Hunde dieselben Verhaltensauffälligkeiten entwickeln können, wenn sie – egal wo! – unter ähnlichen Bedingungen heranwachsen. So gibt es auch Hundezüchter, die ihren Tieren ebenfalls wenig bis gar keine Zuwendung schenken. Oder Tierheime, in denen Hunde auf zu wenig Platz untergebracht sind. Von den zweifelhaften Praktiken bei den sogenannten “Kofferraum-Verkäufen” ganz zu schweigen. Beim Hundekauf gibt es also kein allgemeingültiges Richtig oder Falsch.

Wichtig ist vor allem Folgendes:

  1. Die Entscheidung für den Hund muss wohlüberlegt sein (keine “Spontankäufe”) – schau dir dazu unsere Checkliste vor dem Hundekauf an
  2. Ein erstes Kennenlernen zwischen Hund und zukünftigem Halter erleichtert den Einstieg und späteren Alltag
  3. Idealerweise nimmt man sowohl vor, während als auch nach dem “Erwerb” und nicht zuletzt im Zweifels- sowie Bedarfsfall eine vernünftige Beratung in Anspruch (Kontakt zu Hundeschulen, -Trainern, bleibender Kontakt zum Verkäufer/Vorbesitzer etc.)
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