Die Schutzhundprüfung: Fakten, Mythen und Missverständnisse

Die Schutzhundprüfung ist eine der bekanntesten, aber auch umstrittensten Prüfungen im Bereich des Hundesports. Sie setzt sich aus verschiedenen Disziplinen zusammen, bei denen Hunde ihre Fähigkeiten in der Fährtenarbeit, Unterordnung und im Schutzdienst unter Beweis stellen müssen. Doch rund um diese Prüfung kursieren zahlreiche Mythen, Missverständnisse und Vorurteile, die oft mehr über die Wahrnehmung der Menschen als über die Realität des Trainings aussagen.

Was ist die Schutzhundprüfung?

Die Schutzhundprüfung, inzwischen besser als Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG) bekannt, ist eine Prüfungsform im Hundesport, die ursprünglich dazu diente, die Einsatzfähigkeit von Hunden für bestimmte Aufgaben (z. B. Polizei- oder Diensthunde) zu testen. Sie besteht aus drei Disziplinen: Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst. In der Prüfung müssen Hunde zeigen, wie gut sie in diesen Bereichen ausgebildet sind. Ziel ist es, die vielseitigen Fähigkeiten eines Hundes zu überprüfen, die sowohl im alltäglichen Leben als auch in speziellen Arbeitsbereichen nützlich sein können.

Warum wurde die Schutzhundprüfung in Vielseitigkeitsprüfung umbenannt?

Die Umbenennung von Schutzhundprüfung in Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG) wurde vorgenommen, um den Wandel im Training und die Weiterentwicklung des Sports widerzuspiegeln. Der Begriff „Schutzhund“ rief weiterhin Assoziationen mit Aggression und Gewalt hervor, weshalb es notwendig war, das Image des Sports zu überdenken und zu modernisieren.

Die Vielseitigkeitsprüfung betont heute nicht nur den Schutzdienst, sondern auch die anderen wichtigen Komponenten der Prüfung, wie Fährtenarbeit und Unterordnung, die sowohl geistige als auch körperliche Fähigkeiten des Hundes herausfordern.

Die Umbenennung zielte darauf ab, den Sport als eine umfassende, ganzheitliche Ausbildung für Gebrauchshunde darzustellen, bei der Kooperation, Kontrolle und Vertrauen im Vordergrund stehen. Der neue Name verdeutlicht, dass die Prüfung nicht nur in einem spezifischen Bereich (dem Schutzdienst), sondern in mehreren Disziplinen des Hundesports stattfindet und so ein umfassenderes Bild des Hundes und seiner Fähigkeiten vermittelt.

Wo wird eine Schutzhundprüfung angewendet?

Die Schutzhundprüfung wird vor allem im Bereich des Hundesports angewendet, wo sie als Massstab für die Ausbildung und Fähigkeiten von Hunden dient. Sie wird auch häufig von Polizei- und Militärbehörden genutzt, um die Eignung von Diensthunden zu testen, die für Aufgaben wie Personenschutz, Spurensuche oder die Festnahme von Verdächtigen ausgebildet werden. Zudem finden sich Schutzhunde auch in der Rettungsarbeit, etwa bei der Suche nach vermissten Personen, oder bei Therapieeinsätzen, wo ihre gute Ausbildung in verschiedenen Disziplinen von Vorteil ist.

Ist die Schutzhundprüfung nur für Hundehalter im öffentlichen Recht (z.B. Polizei) oder auch für private Hundehalter durchführbar?

Die Schutzhundprüfung ist nicht nur für Hundehalter im öffentlichen Recht wie Polizei oder Militär vorgesehen, sondern steht auch privaten Hundehaltern offen. Jeder Hund, der die Anforderungen erfüllt, kann an der Prüfung teilnehmen – unabhängig davon, ob er für den Einsatz in einer speziellen Arbeitsrolle ausgebildet ist oder nicht.

Für private Hundehalter ist die Prüfung oft eine Möglichkeit, die Ausbildung ihres Hundes zu vertiefen und seine Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen unter Beweis zu stellen. Voraussetzung ist, dass der Hund körperlich fit und gut ausgebildet ist.

Wie läuft eine Schutzhundprüfung ab?

Eine Schutzhundprüfung besteht aus drei Abteilungen: Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst.

  1. Fährtenarbeit: Der Hund muss eine Strecke ablaufen und dabei versteckte Gegenstände, wie z.B. ein Kleidungsstück des Hundeführers, finden. Dies testet den Geruchssinn des Hundes und seine Fähigkeit, einer Fährte zu folgen.
  2. Unterordnung: In dieser Disziplin wird der Gehorsam des Hundes getestet. Der Hund muss auf Kommandos des Hundeführers reagieren und verschiedene Übungen wie Sitz, Platz oder Fuss gehen korrekt ausführen.
  3. Schutzdienst: Der Hund muss in dieser Disziplin zeigen, dass er im Falle eines simulierten Übergriffs die richtige Reaktion zeigt. Hierbei geht es um das Festhalten des Angreifers (eines Helfers, der spezielle Schutzkleidung trägt), ohne unnötige Aggression zu zeigen, und um die Fähigkeit, Befehlen des Hundeführers zu folgen.

Die Prüfung wird von einem qualifizierten Richter überwacht, der die Leistung des Hundes in jeder Disziplin bewertet. Der Hund muss in allen drei Bereichen eine bestimmte Punktzahl erreichen, um die Prüfung zu bestehen.

Faktencheck: Erfolgt Schutzhundtraining mit negativen Methoden?

Dieser Mythos ist weit verbreitet, jedoch nicht zutreffend. Schutzhundtraining basiert auf positiver Verstärkung und der Förderung der Zusammenarbeit zwischen Hund und Halter. Das Ziel ist es, eine vertrauensvolle und kontrollierte Beziehung zu schaffen, die den Hund dazu motiviert, auf Befehle zu hören und in verschiedenen Situationen richtig zu reagieren. Der Einsatz von aversiven Methoden, wie zum Beispiel Stachel- oder Elektrohalsbändern, ist im modernen Schutzhundtraining weitgehend unüblich und wird von vielen seriösen Trainern strikt abgelehnt.

In der Vergangenheit wurden solche Hilfsmittel leider vereinzelt genutzt (wodurch sich auch das negative Klischeebild geprägt hat), doch die Ausbildung in der Schutzhundprüfung hat sich erheblich weiterentwickelt.

Heutzutage liegt der Fokus auf positivem Training, das den Hund für gewünschtes Verhalten belohnt, anstatt auf Bestrafung zu setzen. Ein verantwortungsbewusster Hundeführer arbeitet mit Konditionierung und Motivation, um den Hund zu trainieren – das bedeutet, dass der Hund für das richtige Verhalten belohnt wird, während unerwünschtes Verhalten ignoriert oder durch gezielte Korrektur in Form von sanften Anweisungen oder geführten Übungen gehandhabt wird.

Wie kam es dazu, dass der Schutzhundsport so umstritten wurde?

Der Schutzhundsport ist umstritten, weil er oft mit negativen Assoziationen wie Aggression, Gewalt und Missbrauch verbunden wird. Diese Assoziationen entstanden zum Teil durch mediale Berichterstattung und Missverständnisse über die Natur des Trainings. In der Vergangenheit wurden in der Tat teils auch extreme Methoden angewendet, die zur Schaffung eines aggressiven Hundes führten, was zu der Vorstellung beitrug, dass Schutzhundtraining grundsätzlich auf Gewalt ausgerichtet sei.

Ein weiterer Punkt ist, dass Schutzhundtraining oft mit Arbeits- und Diensthunden (z.B. Polizei- oder Militärhunden) in Verbindung steht, die für den Einsatz in kritischen oder gefährlichen Situationen ausgebildet sind. Dies hat zu einer Wahrnehmung geführt, dass der Sport in gewisser Weise “militaristisch” oder “aggressiv” sei.

Zusätzlich gibt es in der Gesellschaft eine zunehmende Sensibilität für Tierschutz und die ethische Frage, ob Hunde in derartigen Prüfungen überhaupt im Hinblick auf solche Bedingungen trainiert werden sollten. Die Angst, dass Hunde durch das Training Schaden nehmen könnten oder dass das Training ihre Natur negativ beeinflusst, ist ein weiterer Faktor, der den Sport in den Fokus der Kritik rückt.

Mythos: Werden Hunde für den Schutzdienst “scharf” gemacht?

Dieser Mythos ist weit verbreitet, aber er trifft nicht die Realität des Schutzdiensttrainings in der Schutzhundprüfung. Hunde werden nicht „scharf gemacht“, das bedeutet, sie werden nicht auf unkontrollierte Aggression hin trainiert.

Vielmehr liegt der Fokus des Trainings auf der Kontrolle des Hundes und der Geisteshaltung. Hunde werden darauf vorbereitet, in einer simulierten Bedrohungssituation angemessen zu reagieren – was bedeutet, sie greifen an, wenn sie es sollen, und lassen sofort auf Kommando wieder ab. Es geht also nicht darum, Aggression zu schüren, sondern vielmehr darum, den Hund zu trainieren, auf Befehle zu hören und zwischen einer ernsthaften Gefahr und einer harmlosen Übung zu unterscheiden.

Im Schutzdienst wird daher besonders darauf geachtet, dass der Hund nicht unkontrolliert wird und dass er im richtigen Moment den Angreifer loslässt, sobald der Hundeführer dies anweist. Diese Fähigkeit, auf Kommando zu handeln und wieder zu entspannen, ist ein wesentlicher Bestandteil des Schutztrainings und zeigt den Hund als einen gut ausgebildeten Begleiter, der in der Lage ist, in einer stressigen Situation beherrscht und richtig zu reagieren.

Mythos: Schutzhunde hören auf Befehle, bauen aber keine Bindung zu den Hundeführern auf

Dieser Mythos ist ebenfalls falsch. Im Gegenteil: Schutzhunde sind oft sehr eng mit ihren Hundeführern verbunden, da sie auf Vertrauen und Kooperation angewiesen sind, um ihre Aufgaben erfolgreich zu erfüllen. Während das Training für den Schutzdienst den Fokus auf Gehorsam und Kontrolle legt, geht es dabei immer auch um eine positive Beziehung zwischen Hund und Halter. Ein Hund, der im Schutzdienst arbeitet, muss seinem Hundeführer vertrauen und ihn respektieren, um korrekt auf Befehle zu reagieren.

Viele Hundeführer, insbesondere in der Polizei oder anderen sicherheitsrelevanten Bereichen, halten ihre Schutzhunde nicht nur für den Dienst, sondern auch als Familienhunde. Diese Hunde verbringen viel Zeit mit ihren Haltern, auch ausserhalb der Arbeit, und sind ein fester Bestandteil des Familienlebens. Sie sind in der Regel liebevolle, loyale Begleiter, die nicht nur ihre Schutzaufgaben erledigen, sondern auch im Alltag mit ihren Hundeführern interagieren und eine enge Bindung aufbauen.

Die Schutzhundprüfung – Zusammenfassung und Fazit

Die Schutzhundprüfung, heute besser bekannt als die Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG), ist eine anspruchsvolle und facettenreiche Herausforderung für Hund und Halter. Sie fördert nicht nur Gehorsam und Disziplin, sondern auch eine tiefe, vertrauensvolle Bindung zwischen Hund und Mensch. Die Prüfung ist weit mehr als nur der Schutzdienst – sie umfasst auch Fährtenarbeit und Unterordnung, wodurch der Hund auf vielfältige Weise gefordert wird.

Obwohl der Schutzhundsport mit einigen Missverständnissen und Mythen behaftet ist, zeigt sich, dass die moderne Ausbildung auf positiven Trainingsmethoden basiert und auf die Kooperation zwischen Hund und Halter setzt. Die Umbenennung in „Vielseitigkeitsprüfung“ unterstreicht diese Entwicklung und betont, dass es beim Schutzhundtraining nicht um Aggression, sondern um kontrollierte Fähigkeiten und Vertrauen geht.

Letztlich hängt der Erfolg eines jeden Hundesports von der Haltung und den Methoden des Hundeführers ab. Die Schutzhundprüfung zeigt, wie ein Hund, der mit Verständnis und Respekt behandelt wird, zu einem treuen, kompetenten Begleiter heranwachsen kann – sei es im Dienst oder als Familienmitglied.

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