Wie viel Lebensfreude kann ein tauber Hund haben? Können ein tauber Hund und sein Halter eine ähnlich enge Bindung aufbauen wie ein “normales” Hund-Halter-Gespann? Sie hören nichts. Sie können nicht hören, wie der Wecker klingelt und Herrchen oder Frauchen aufstehen. Sie können nicht hören, wie der Nachbarshund bellt. Sie können nicht hören, wie ihr Lieblingsspielzeug rasselt. Aber sie sind nicht wirklich taub. Schliesslich sind sie Hunde!
Verschiedene Arten von Taubheit bei Hunden
Bei Hunden unterscheidet man allgemein zwei Hauptarten von Taubheit:
- Angeborene Taubheit ist ein genetischer Defekt, der dazu führt, dass ein Hund entweder schon mit Taubheit geboren wird oder sie in den ersten Lebenswochen entwickelt. Angeborene Taubheit kann durch eine Reihe von Genen verursacht werden, die sich auf die Entwicklung der Haarzellen im Innenohr auswirken. Diese Zellen sind für die Umwandlung von Schallwellen in Nervenimpulse verantwortlich, die dann an das Gehirn weitergeleitet werden. Wenn diese Zellen nicht richtig ausgebildet sind oder absterben, kann der Hund nicht hören.
- Erworbene Taubheit wird durch eine Verletzung, Krankheit oder Infektion des Gehörsystems verursacht.
Taubheit kann einseitig oder beidseitig auftreten. Bei einseitiger Taubheit kann der Hund noch auf der Seite hören, die nicht betroffen ist. Bei beidseitiger Taubheit ist der Hund vollständig taub.
Die Diagnose von Taubheit bei Hunden erfolgt in der Regel durch einen Tierarzt. Der Tierarzt wird den Hund unter anderem anhand von Hörtests untersuchen, um festzustellen, ob und inwiefern er in der Lage ist, Geräusche wahrzunehmen.
Arten von erworbener Taubheit
Erworbene Taubheit, also jene, die nicht bereits bei oder kurz nach der Geburt auftritt, kann durch eine Reihe von Faktoren verursacht werden.
- Infektionen des äusseren, mittleren oder Innenohrs, wie z. B. Otitis externa, Otitis media oder Meningitis
- Verletzungen des Kopfes oder des Gehörgangs
- Tumore des Gehörgangs oder des Innenohrs
- Toxische Substanzen, wie z. B. bestimmte Medikamente oder Chemikalien
Wie lebt man mit einem tauben Hund?
Erworbene Taubheit kann in einigen Fällen durch eine Behandlung der zugrunde liegenden Ursache geheilt werden. Ein tauber Hund, bei dem eine angeborene Taubheit zugrunde liegt, kann hingegen in der Regel nicht geheilt werden. Also, wie gestaltet sich das Leben für einen Halter von einem tauben Hund?
Taube Hunde können genauso wunderbare Begleiter sein wie solche, die hören können. Sie sind genauso liebenswert und intelligent wie hörende Hunde. Allerdings gibt es auch einige besondere Herausforderungen an den Alltag mit einem tauben Hund. Eine der grössten Herausforderungen ist die Kommunikation. Taube Hunde können logischerweise nicht auf akustische Signale reagieren. Das bedeutet, dass man neue Wege finden muss, um mit ihnen zu kommunizieren.
Eine weitere Herausforderung ist die Sicherheit. Taube Hunde können herannahende Gefahren nicht hören. Daher ist es wichtig, sie vor Gefahren zu schützen. Auch neigen einige taube Hunde dazu, schneller schreckhaft zu sein. Das ist nur verständlich, da sich ein tauber Hund nicht auf akustische Signale verlassen kann.
Die besonderen Herausforderungen an das Training mit taubem Hund
Taube Hunde kommunizieren hauptsächlich über ihre Körpersprache. Sie verwenden Gesichtsausdrücke, Augenkontakt, Haltung und Bewegungen, um ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Um einen tauben Hund besser zu verstehen, ist es daher wichtig, ganz besonders auf seine Körpersprache zu achten. Dazu dienen folgende Signale.
Die Körpersprache eines tauben Hundes verstehen
- Augenkontakt: Wenn ein tauber Hund dich anschaut, ist er aufmerksam und interessiert.
- Körperhaltung: Ein tauber Hund, der sich entspannt und freundlich zeigt, ist glücklich und zufrieden. Ein tauber Hund, der sich angespannt oder ängstlich zeigt, ist wahrscheinlich beunruhigt oder unsicher.
- Bewegungen: Ein tauber Hund, der mit dem Schwanz wedelt oder springt, ist aufgeregt oder glücklich, während einer, der sich zurückzieht oder wegläuft, eher ängstlich und unsicher ist.
Tauber Hund: Anhand visueller Signale trainieren
Taube Hunde können darüber hinaus lernen, auf Handzeichen und visuelle Signale zu reagieren. Dies ist eine wichtige Möglichkeit, mit ihnen zu kommunizieren. Es gibt viele verschiedene Handzeichen und visuelle Signale, die im Training mit tauben Hunden verwendet werden können. Hier sind einige Beispiele.
- Sitz: Legen Sie Ihre Hand flach auf den Boden vor Ihren Hund.
- Platz: Legen Sie Ihre Hand flach auf den Boden hinter Ihrem Hund.
- Komm her: Heben Sie Ihre Hand hoch und bewegen Sie sie in Richtung Ihres Hundes.
- Nein/Aus/Pfui: Bewegen Sie Ihre Hand von links nach rechts vor Ihrem Gesicht.
Tauber Hund: Mithilfe von Vibrationen trainieren
Taube Hunde können ausserdem Vibrationen spüren. Dies ist eine weitere Möglichkeit, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Man kann einen tauben Hund beispielsweise auf sich aufmerksam machen, indem man:
- Auf den Boden klopft.
- Mit einem Schlüsselbund rasselt.
- Die eigene Stimme verwendet, um eine Vibration zu erzeugen.
Ein Leben mit taubem Hund: Wechselbad zwischen Herausforderung und starker Bindung
Die besondere Herausforderungen des Alltags mit einem tauben Hund erfordern ein hohes Mass an Aufmerksamkeit und Fürsorge. Dies führt in der Realität allerdings auch sehr oft dazu, dass sich die Bindung zwischen Halter und Hund noch stärker entwickelt.
Taube Hunde sind sehr sensibel und aufmerksam. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sie ihren Besitzern noch aufmerksamer zuhören und ihre Signale irgendwann bestens verstehen. Dies wiederum führt zu einer überaus engen und liebevollen Beziehung. Halter von tauben Hunden zeigen sich meistens sehr engagiert und verantwortungsbewusst. Sie sind bereit, die besonderen Herausforderungen des Alltags zu meistern, um ihrem Hund ein glückliches und erfülltes Leben zu ermöglichen.
Taube Hunde sind also genauso wunderbare Begleiter wie ihre gesunden Artgenossen. Sie können ihren Besitzern viel Liebe, Freude und Unterstützung geben. Die besonderen Herausforderungen des Alltags mit einem tauben Hund können zu einer noch engeren und liebevollen Bindung zwischen Halter und Hund führen.