Rasse “Kampfhund”: Eine missverstandene Gruppe von Hunden

Zwei Brasilien Mastiff Kampfhunde spielen zusammen

Vor allem sogenannte Kampfhunde geniessen in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf. Hässliche Schlagzeilen und üble Nachrede stehen für den Kampfhund quasi auf der Tagesordnung. Doch wie so oft liegt die Wahrheit viel tiefer.

Der “Kampfhund”: Durch Generationen verzerrte Definition

Was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du den Begriff Kampfhund hörst? Denkst du an bestimmte Hunderassen, die allgemein als gefährlich, bissig oder aggressiv gelten? Dann stimmst du mit der Definition überein, die in den Köpfen der allermeisten Menschen herrscht.

Wir stolpern über den Begriff Kampfhund erstmals bei den Assyrern und Griechen im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. Diverse Kulturen nutzten Hunde für den Krieg. Aus diesen sogenannten Kriegshunden wurden irgendwann Kampfhunde. Sie dienten dann nicht mehr ausschliesslich der Kriegsführung, sondern auch in öffentlichen Schaukämpfen.

Über die Jahrtausende hinweg geschahen noch viele weitere Entwicklungen, die das Verständnis des heutigen Begriffs Kampfhund prägten. Sukzessive verbot man Hundekämpfe, noch später kamen tierische Gesetze, sogenannte Rassestandards, Zuchtverordnungen und vieles mehr.

Theorie: Heutzutage gibt es keine Kampfhunde mehr

Dank entsprechender Tierschutzgesetze sind Veranstaltungen, in denen Hunde zum Kampf eingesetzt werden, nahezu überall verboten. Im Krieg setzt man schon lange keine Tiere mehr ein. Demzufolge gibt es den klassischen Kampfhund als solchen eigentlich nicht mehr.

An seine Stelle traten theoretisch die Listenhunde. Diese sind zwar längst nicht mehr für den Kampf gezüchtet, allerdings beschreiben Gesetze sie als “potenziell gefährliche Hunderassen”.

Sind Listenhunde gefährlich?

Bilde dir selbst eine Meinung dazu, indem du den allgemeinen Vorgaben zur Einstufung für Listenhunde anschaust. Damalige Kampfhunde zeichnete insbesondere aus, dass sie

  • im Vergleich zu anderen Rassen eine stärkere Beisskraft aufweisen
  • ein reduziertes Schmerzempfinden besitzen

Diese Punkte sind rein körperliche Aspekte. Kampfhunde waren logischerweise Tiere, die im Vergleich stärker (Beisskraft) und robuster (niedriges Schmerzempfinden) waren. Das allein sagt allerdings überhaupt nichts über eine zugrundeliegende Aggressivität aus.

Studie widerlegt Grundverständnis des Begriffs

Die Hochschule Hannover führte eine Studie mit Listenhunden durch, darunter Pitbulls (American Pitbull Terrier), American Staffordshire Terrier, Dobermänner und Rottweiler. (Diese Rassen sind in mindestens einer Rasseliste in Deutschland, Österreich, Schweiz oder Liechtenstein enthalten).

Anhand eines Wesenstests untersuchte man, ob diese Hunde in bedrohlichen Situationen aggressiv reagierten. Das überraschende Ergebnis: von insgesamt 415 geprüften Hunden landete nur ein Bruchteil in jener Kategorie, die ein aggressives bzw. gefährliches” Verhalten zeigten.

Hier kannst du dir die vollständige Studie ansehen: https://elib.tiho-hannover.de/dissertations/brunss_2003

302 von besagten 415 tierischen Teilnehmern zeigten im Wesenstest keinerlei Auffälligkeiten, die man als gefährlich einstufen könnte. Platz 2 nehmen Hunde ein, die höchstens optisch oder akustisch auf Situationen reagieren, die sie als bedrohlich wahrnehmen. Den geringsten Anteil haben gelistete Hunde, die tatsächlich Aggression zeigten.

Der Hund ist höchstens so gefährlich wie sein Halter

De facto existieren keine Hunde, die von Natur aus aggressiv sind. Häufig fehlinterpretieren wir Reaktionen auf äussere Umstände einfach mit einer innewohnenden Aggression. Zwar weisen bestimmte Hunderassen aufgrund ihrer körperlichen Statur oder der Zucht zu einem Arbeitszweck (Jagdhunde, Hütehunde, Wachhunde und Co.) bestimmte typische Verhaltensmuster auf. Aggressionsbereitschaft zählt allerdings nicht zu diesen Mustern.

Was prägt einen Hund? Allem voran sind das seine Haltung und Erziehung. Ein artgerecht gehaltenes, gesundes und wohlerzogenes Tier mit einer hohen Intelligenz wie der eines Hundes hat keinerlei Grund, aggressiv zu sein. Fazit: Heutzutage gibt es keine Kampfhunde mehr. Es sei denn, der Mensch macht sie dazu.

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2 Kommentare
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Arik
Arik
1 Jahr zuvor

Nicht Hunde sind das Problem, sondern die Besitzer;(

Arik

Roger
Admin
Roger
1 Jahr zuvor
Antwort an  Arik

Da hast Du definitiv recht. Wird auch in der Studie bewiesen. Leider haben das die Politiker noch nicht begriffen…

Rasse “Kampfhund”: Eine missverstandene Gruppe von Hunden

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