Zahnerkrankungen

Die Zahngesundheit ist ein zentraler Bestandteil des allgemeinen Wohlbefindens eines Hundes. Dennoch werden Zahnerkrankungen bei Hunden oft unterschätzt – oder zu spät erkannt. Dabei leidet laut Studien mehr als jeder zweite Hund über drei Jahren an einer Form von Zahnerkrankung. Die Folgen reichen von Mundgeruch und Fressunlust bis hin zu chronischen Schmerzen, Infektionen und Organschäden. In diesem Artikel erfährst du alles über die häufigsten Zahnerkrankungen beim Hund, wie du sie erkennst – und was du tun kannst, um sie zu verhindern.

Warum Zahnerkrankungen beim Hund ernst genommen werden sollten

Hunde sind wahre Meister im Verbergen von Schmerzen – auch bei starken Zahnproblemen. Viele Halter:innen bemerken erst spät, dass der Hund leidet. Unbehandelte Zahnerkrankungen können:

  • chronische Schmerzen verursachen
  • zu Zahnverlust führen
  • Entzündungen im ganzen Körper begünstigen (z. B. Herz, Nieren, Gelenke)
  • die Lebenserwartung verkürzen

Die häufigsten Zahnerkrankungen beim Hund

1. Zahnstein (Tartar)

Zahnstein entsteht aus bakteriellen Zahnbelägen (Plaque), die mineralisieren. Besonders gefährdet sind kleine Rassen mit eng stehenden Zähnen. Zahnstein reizt das Zahnfleisch und begünstigt Parodontitis.

2. Gingivitis

Die Entzündung des Zahnfleisches (Gingiva) ist meist reversibel – wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Typische Anzeichen sind gerötetes Zahnfleisch, Blutungen und Mundgeruch.

3. Parodontitis

Chronische Entzündung des Zahnhalteapparats, bei der Zahnfleisch, Wurzelhaut und Kieferknochen zerstört werden. Führt unbehandelt zu Zahnlockerung und -verlust. Die häufigste Ursache für Zahnausfall bei Hunden.

4. Zahnfrakturen

Durch Kauen auf harten Gegenständen (Geweih, Steine, Knochen) brechen Zähne oft ab – mit freiliegender Pulpa. Sehr schmerzhaft und infektionsanfällig. Behandlung meist nur durch Extraktion oder Wurzelbehandlung möglich.

5. Retinierte Milchzähne

Milchzähne, die trotz Zahnwechsel nicht ausfallen. Häufig bei kleinen Rassen. Kann zu Fehlstellungen, Karies und dauerhaften Zahnproblemen führen. Muss meist chirurgisch entfernt werden.

6. FORL / Zahnresorptionen

Besonders bei Katzen verbreitet, aber auch beim Hund vereinzelt möglich. Körpereigene Zellen bauen die Zahnsubstanz ab – oft schmerzhaft und kaum sichtbar. Diagnose nur per Röntgen sicher.

7. Pulpitis / Wurzelentzündungen

Entzündung der Zahnwurzel bzw. des Zahnmarks, meist nach Fraktur oder Karies. Kann zu Abszessen und Fistelbildung führen. Muss in der Regel behandelt oder gezogen werden.

8. Malokklusionen (Fehlstellungen)

Angeboren oder durch Zahnwechsel bedingt. Kann Futteraufnahme, Zahnreinigung und Kieferentwicklung stören. In schweren Fällen kieferorthopädische Behandlung nötig.

Symptome für Zahnerkrankungen beim Hund

Typische Warnzeichen für Zahnprobleme sind:

  • Mundgeruch
  • Gerötetes oder blutendes Zahnfleisch
  • Vermehrtes Speicheln
  • Zahnbelag, Zahnstein, Zahnverfärbungen
  • Schmerzen beim Kauen, einseitiges Kauen
  • Futter fällt aus dem Maul
  • Verhaltensänderungen (Reizbarkeit, Rückzug)
  • Schwellungen im Gesicht oder am Kiefer

Wichtig: Auch ohne erkennbare Symptome kann eine Zahnerkrankung vorliegen – v. a. bei älteren oder kleinen Hunden.

Diagnose & tierärztliche Kontrolle

Eine vollständige zahnmedizinische Untersuchung beinhaltet:

  • Inspektion der Maulhöhle (oft unter Sedation)
  • Messung von Zahnfleischtaschen (Parodontalsonde)
  • Dentalröntgen zur Beurteilung von Wurzeln und Kieferknochen

Erst durch das Röntgen werden viele entzündliche oder resorptive Prozesse sichtbar, die äusserlich unauffällig sind.

Behandlung von Zahnerkrankungen

Je nach Diagnose kann eine oder mehrere dieser Massnahmen erforderlich sein:

  • Professionelle Zahnreinigung (unter Narkose)
  • Zahnextraktionen bei stark geschädigten Zähnen
  • Wurzelbehandlungen zur Zahnerhaltung
  • Antibiotikagabe bei Abszessen
  • Behandlung von Fehlstellungen oder zurückgehaltenen Zähnen

Eine nachhaltige Zahnpflege nach der Behandlung ist entscheidend, um erneute Erkrankungen zu vermeiden.

Vorbeugung: So bleiben Hundezähne gesund

  • Tägliches Zähneputzen mit spezieller Hundezahnpasta
  • Regelmässige tierärztliche Kontrollen (mind. 1× jährlich)
  • Keine harten Kauartikel (Geweih, Steine, Nylon)
  • Geeignete Zahnpflege-Snacks oder Kauspielzeug
  • Gute Ernährung mit möglichst wenig klebrigen Kohlenhydraten

Tipp: Früh üben lohnt sich – schon Welpen kann man spielerisch an die Zahnbürste gewöhnen.

Fazit

Zahnerkrankungen beim Hund sind nicht nur weit verbreitet, sondern auch schmerzhaft und potenziell gesundheitsschädlich. Wer seinem Hund ein langes, gesundes Leben ermöglichen will, sollte die Zahnpflege ernst nehmen – und nicht warten, bis die ersten Symptome auftreten. Eine gute Maulhygiene, regelmässige Kontrollen und das Vermeiden von gefährlichen Kauartikeln sind der beste Schutz für gesunde Zähne.

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