Die Tendotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem eine Sehne (lateinisch: Tendo) durchtrennt wird. Dieser Eingriff wird in der Tiermedizin selten durchgeführt und kommt in der Regel nur dann zum Einsatz, wenn andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend wirksam sind. Die Hauptziele einer Tendotomie sind die Verbesserung der Beweglichkeit eines Gelenks oder die Linderung von Schmerzen, die durch übermäßige Spannung oder Verkürzung einer Sehne verursacht werden.
Was ist eine Sehne und welche Funktion hat sie?
Eine Sehne ist ein faseriges Bindegewebe, das die Muskeln mit den Knochen verbindet. Sehnen übertragen die Kraft, die von den Muskeln erzeugt wird, auf die Knochen, und ermöglichen dadurch Bewegung. Sehnen spielen eine wichtige Rolle bei der Stabilität und Funktion der Gelenke. Verletzungen, Entzündungen oder Verkürzungen der Sehnen können jedoch zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Fehlstellungen führen.
Wann wird eine Tendotomie bei Hunden durchgeführt?
Eine Tendotomie wird in speziellen Fällen durchgeführt, in denen die Funktion einer Sehne dauerhaft beeinträchtigt ist und andere konservative Behandlungen (wie Physiotherapie oder Medikamente) nicht ausreichend helfen. Gründe für eine Tendotomie bei Hunden können unter anderem sein:
- Sehnenkontraktur: Wenn eine Sehne dauerhaft verkürzt ist, kann dies die Bewegungsfähigkeit des betroffenen Gelenks einschränken. Eine Tendotomie kann notwendig sein, um die Sehne zu durchtrennen und so die Beweglichkeit zu verbessern. Solche Kontrakturen können nach einer Verletzung, Entzündung oder aufgrund von Fehlstellungen entstehen.
- Schmerzlinderung: In einigen Fällen kann eine übermäßige Spannung auf eine Sehne zu chronischen Schmerzen führen. Die Tendotomie kann durchgeführt werden, um den Druck auf das betroffene Gelenk zu verringern und dem Hund Schmerzen zu ersparen.
- Korrektur von Fehlstellungen: Wenn durch eine Fehlstellung der Knochen oder Gelenke die Sehne unter ständiger Spannung steht, kann eine Tendotomie die Belastung verringern und eine normale Gelenkfunktion wiederherstellen.
- Bewegungseinschränkungen: Nach einer Sehnenverletzung oder einer Operation kann es zu Vernarbungen kommen, die die Bewegungsfreiheit der Sehne und des Gelenks einschränken. Eine Tendotomie kann helfen, die Beweglichkeit wiederherzustellen.
Typische Sehnen, die bei Hunden betroffen sein können
Zu den Sehnen, die bei Hunden am häufigsten von einer Tendotomie betroffen sein können, gehören:
- Achillessehne: Die Achillessehne, die das Sprunggelenk des Hundes stabilisiert, kann sich bei Verletzungen oder Erkrankungen verkürzen. Eine Tendotomie der Achillessehne kann helfen, das Gelenk zu entlasten und Schmerzen zu lindern.
- Bizepssehne: Die Bizepssehne, die am Schultergelenk des Hundes beteiligt ist, kann durch übermäßige Belastung oder Entzündungen geschädigt werden. Eine Tendotomie kann bei chronischen Entzündungen und Schmerzen notwendig sein.
- Patellarsehne: Bei Hunden mit einer Patellaluxation (Verrenkung der Kniescheibe) kann die Patellarsehne übermäßig belastet werden. In seltenen Fällen kann eine Tendotomie in Kombination mit anderen chirurgischen Eingriffen durchgeführt werden, um die Stabilität des Kniegelenks zu verbessern.
Der chirurgische Eingriff
Eine Tendotomie wird unter Vollnarkose durchgeführt, um den Hund während des Eingriffs schmerzfrei zu halten. Der genaue Ablauf hängt von der betroffenen Sehne ab, jedoch folgen die meisten Tendotomien einem ähnlichen Ablauf:
- Vorbereitung: Der betroffene Bereich wird rasiert und desinfiziert, um eine sterile Operationsumgebung zu gewährleisten.
- Durchtrennung der Sehne: Der Tierarzt macht einen kleinen Schnitt über der betroffenen Sehne und durchtrennt sie vorsichtig. Je nach Schweregrad der Erkrankung kann die Sehne vollständig oder teilweise durchtrennt werden.
- Verschluss der Wunde: Nachdem die Sehne durchtrennt wurde, wird die Haut wieder vernäht und der betroffene Bereich verbunden, um die Heilung zu fördern und Infektionen zu verhindern.
- Postoperative Versorgung: Nach der Operation benötigt der Hund Zeit zur Erholung. Dies umfasst oft Schonung, Schmerzmittel und regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Physiotherapie kann ebenfalls Teil der Nachsorge sein, um die Beweglichkeit zu fördern und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
Risiken und Komplikationen der Tendotomie
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei der Tendotomie gewisse Risiken und Komplikationen. Zu den möglichen Risiken gehören:
- Infektionen: Wie bei allen Operationen besteht das Risiko einer Infektion an der Operationsstelle. Eine sorgfältige postoperative Pflege und Hygiene sind wichtig, um das Risiko zu minimieren.
- Verlust der Gelenkfunktion: In seltenen Fällen kann eine Tendotomie zu einer verminderten Gelenkfunktion führen, insbesondere wenn die betroffene Sehne für die Stabilität des Gelenks eine wichtige Rolle spielt. Dies kann langfristige Bewegungseinschränkungen verursachen.
- Schwäche oder Instabilität: Da Sehnen für die Kraftübertragung und Stabilität der Gelenke wichtig sind, kann eine Tendotomie zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Instabilität des betroffenen Gelenks führen. Physiotherapie kann helfen, dies zu beheben.
- Narbenbildung: Nach der Tendotomie kann es zu Narbenbildung an der Sehne oder im umliegenden Gewebe kommen, was die Beweglichkeit beeinträchtigen kann.
Genesung und Nachsorge
Die Genesung nach einer Tendotomie erfordert Zeit und Geduld. Die Dauer der Heilung hängt von der betroffenen Sehne, dem Gesundheitszustand des Hundes und der Art des Eingriffs ab. Zu den wichtigsten Aspekten der Nachsorge gehören:
- Schonung und Ruhe: Der Hund sollte in den ersten Wochen nach der Operation körperlich geschont werden, um die Heilung zu fördern. Das betroffene Gelenk sollte nicht übermäßig belastet werden, und Bewegung sollte nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt erlaubt sein.
- Physiotherapie: Nach der ersten Heilungsphase kann Physiotherapie hilfreich sein, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Muskulatur zu stärken. Übungen unter Anleitung eines Tierphysiotherapeuten können dazu beitragen, dass der Hund seine normale Bewegungsfähigkeit zurückgewinnt.
- Schmerzmanagement: Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können nach der Operation verschrieben werden, um die Schmerzen zu lindern und die Heilung zu unterstützen.
Fazit
Die Tendotomie ist ein spezialisierter chirurgischer Eingriff, der bei Hunden in Fällen von Sehnenverkürzungen, übermäßiger Spannung oder chronischen Schmerzen angewendet wird. Sie kann dazu beitragen, die Beweglichkeit eines Gelenks zu verbessern, Fehlstellungen zu korrigieren und Schmerzen zu lindern. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff sind jedoch Risiken vorhanden, und eine sorgfältige Nachsorge ist entscheidend für eine erfolgreiche Genesung. In vielen Fällen kann die Kombination aus Tendotomie und Physiotherapie dem Hund helfen, seine Beweglichkeit und Lebensqualität wiederherzustellen.