Das hypertensive Syndrom bezeichnet einen krankhaft erhöhten Blutdruck (systemische arterielle Hypertension), der bei Hunden häufig unerkannt bleibt – aber ernsthafte Schäden verursachen kann. Besonders empfindlich auf erhöhten Blutdruck reagieren die Augen: Bluthochdruck am Auge kann zu Netzhautschäden, Blutungen, Sehverlust bis hin zur vollständigen Erblindung führen. Frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind deshalb entscheidend.
Was ist eine okuläre Hypertension beim Hund?
Als okuläre Hypertension bezeichnet man einen Bluthochdruck, der sich auf die Augen auswirkt – entweder durch direkten Anstieg des Augeninnendrucks oder durch Schädigung der feinen Blutgefässe in der Netzhaut (Retina). Meist ist dies Folge eines systemischen Bluthochdrucks, der auf andere Organe übergreift.
Ursachen für Bluthochdruck beim Hund
Primärer (idiopathischer) Bluthochdruck ist beim Hund selten. In den meisten Fällen liegt ein sekundärer Bluthochdruck vor, ausgelöst durch andere Grunderkrankungen:
- Chronische Nierenerkrankungen (CKD): häufigste Ursache
- Hormonelle Störungen: z. B. Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus), Diabetes mellitus, Phäochromozytom
- Herzerkrankungen
- Übergewicht, Alter oder genetische Veranlagung
Symptome bei okulärer Beteiligung
Viele Hunde mit Bluthochdruck zeigen anfangs keine sichtbaren Symptome. Wird das Auge betroffen, kann es zu folgenden Anzeichen kommen:
- Plötzlicher Sehverlust (oft beidseitig)
- Erweiterte Pupillen, die nicht mehr auf Licht reagieren
- Schwankende oder unsichere Bewegung, Orientierungslosigkeit
- Blutungen im Auge (sichtbar als rote Flecken oder Trübungen)
- Netzhautablösung (Retinadetachment)
- Erhöhter Augeninnendruck (vermehrter Tränenfluss, Schmerz, Schielen)
Diagnose
Eine eindeutige Diagnose erfordert die Messung des systemischen Blutdrucks mit einem tierärztlichen Doppler-Gerät. Zusätzlich wird das Auge mithilfe einer Funduskopie (Spiegelung der Netzhaut) und ggf. mit einem Tonometer (zur Messung des Augeninnendrucks) untersucht. Häufig erfolgt ergänzend:
- Blutuntersuchung (v. a. Nieren- und Hormonwerte)
- Urinanalyse
- Ultraschall der Nieren und des Herzens
Folgen unbehandelter Hypertension am Auge
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann die empfindlichen Gefässe in der Retina schädigen. Es kommt zu Blutungen, Ödemen oder einer vollständigen Ablösung der Netzhaut. Wird nicht rechtzeitig behandelt, kann der Hund irreversibel erblinden. Auch sekundäre Schäden wie Glaukom (grüner Star) oder chronische Augenschmerzen können auftreten.
Behandlung und Management
Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung. Ziel ist die stabile Einstellung des systemischen Blutdrucks, meist mit blutdrucksenkenden Medikamenten (z. B. Amlodipin). Zusätzlich:
- Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Cushing, Nierenerkrankung)
- Schmerzbehandlung bei Augenbeteiligung
- Regelmässige Kontrolle von Blutdruck und Augenstatus
Wichtig: Auch wenn der Hund keine sichtbaren Symptome zeigt, kann Bluthochdruck bereits Schäden verursacht haben. Frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen bei älteren Hunden oder bei chronischen Grunderkrankungen sind daher sinnvoll.
Prognose
Die Prognose hängt vom Zeitpunkt der Diagnose und dem Ausmass der Schäden ab. Wird ein Netzhautschaden früh erkannt und der Blutdruck stabilisiert, kann sich die Sehkraft teilweise oder vollständig erholen. Bei kompletter Ablösung der Netzhaut ist die Erblindung meist dauerhaft. Die Lebensqualität des Hundes bleibt aber mit guter Führung und angepasstem Umfeld oft erhalten.



