Hämorrhagische Diathese

Hämorrhagische Diathese ist ein Zustand, bei dem Hunde eine erhöhte Neigung zu Blutungen haben. Dies kann aufgrund von Störungen in der Blutgerinnung oder durch Schwäche in den Blutgefäßen verursacht werden. Hunde mit dieser Erkrankung bluten schneller und länger als normal, was zu spontanen Blutungen oder übermäßigen Blutungen bei Verletzungen führen kann.

Was ist hämorrhagische Diathese?

Der Begriff hämorrhagische Diathese bezieht sich auf eine erhöhte Blutungsneigung. Diese kann durch verschiedene Blutgerinnungsstörungen, Defekte in der Blutplättchenfunktion (Thrombozyten) oder Probleme mit den Blutgefäßen verursacht werden. Bei betroffenen Hunden kann schon eine kleine Verletzung oder ein geringfügiges Trauma zu erheblichen Blutungen führen.

Ursachen der hämorrhagischen Diathese bei Hunden

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer hämorrhagischen Diathese bei Hunden führen können. Diese können angeboren oder erworben sein und betreffen entweder die Blutplättchen, die Gerinnungsfaktoren oder die Blutgefäße.

Angeborene Blutgerinnungsstörungen:

  • Von-Willebrand-Krankheit: Eine der häufigsten angeborenen Gerinnungsstörungen bei Hunden. Bei dieser Erkrankung fehlt der von-Willebrand-Faktor, der für die Blutgerinnung und das Anhaften der Blutplättchen an verletzte Gefäße wichtig ist.
  • Hämophilie: Eine genetische Störung, bei der bestimmte Gerinnungsfaktoren, wie Faktor VIII (Hämophilie A) oder Faktor IX (Hämophilie B), fehlen oder unzureichend sind. Diese Erkrankung ist vor allem bei Rüden häufiger.

Thrombozytopenie (niedrige Anzahl von Blutplättchen):

  • Autoimmunerkrankungen: Krankheiten wie idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) führen dazu, dass der Körper die eigenen Blutplättchen angreift, was zu einer niedrigen Thrombozytenzahl und einer erhöhten Blutungsneigung führt.
  • Infektionen: Bestimmte Infektionen wie Ehrlichiose, die durch Zecken übertragen wird, können die Blutplättchen zerstören und eine Blutungsneigung verursachen.

Vergiftungen:

  • Rattengift (Antikoagulanzien): Viele Rattengifte enthalten Substanzen, die die Vitamin-K-Abhängigkeit der Blutgerinnungsfaktoren stören. Dies führt zu schweren Blutungen, da das Blut nicht mehr richtig gerinnt.
  • Andere Toxine können ebenfalls die Blutgerinnung beeinträchtigen.

Lebererkrankungen:

  • Die Leber produziert die meisten Gerinnungsfaktoren. Eine schwere Lebererkrankung oder ein Leberversagen können daher die Blutgerinnung stören und zu einer hämorrhagischen Diathese führen.

Knochenmarkserkrankungen:

  • Erkrankungen, die das Knochenmark betreffen, wie Leukämie oder andere Krebsarten, können die Produktion von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren beeinträchtigen und das Risiko von Blutungen erhöhen.

Symptome der hämorrhagischen Diathese bei Hunden

Die Symptome einer hämorrhagischen Diathese variieren je nach zugrunde liegender Ursache und Schweregrad der Blutgerinnungsstörung. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Spontane Blutungen: Nasenbluten (Epistaxis), blutiger Urin (Hämaturie) oder Blut im Stuhl (Meläna) können ohne ersichtlichen Grund auftreten.
  • Übermäßige Blutungen bei Verletzungen: Hunde mit hämorrhagischer Diathese bluten länger und stärker, selbst bei kleinen Verletzungen oder nach Operationen.
  • Hämatome: Blutergüsse oder Hämatome können nach geringfügigen Traumen oder ohne erkennbaren Grund auftreten. Diese Blutergüsse können unter der Haut, in den Muskeln oder in inneren Organen auftreten.
  • Petechien: Petechien sind winzige, punktförmige Blutungen, die häufig auf den Schleimhäuten oder der Haut zu sehen sind und auf eine Thrombozytopenie hindeuten.
  • Schwäche oder Anämie: Bei anhaltenden Blutungen, insbesondere bei inneren Blutungen, können Hunde schwach, blass oder anämisch werden. Anzeichen einer Anämie sind Blässe der Schleimhäute, Lethargie und Atemnot.
  • Blutungen in Gelenken (bei Hämophilie): Bei Hunden mit Hämophilie kann es zu schmerzhaften Blutungen in die Gelenke kommen, was zu Lahmheit und Bewegungseinschränkungen führt.

Diagnose der hämorrhagischen Diathese

Die Diagnose einer hämorrhagischen Diathese erfordert eine gründliche Untersuchung und mehrere diagnostische Tests, um die genaue Ursache der Blutungsneigung zu bestimmen.

Blutuntersuchungen:

  • Ein komplettes Blutbild (CBC) hilft, die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) zu bestimmen und mögliche Thrombozytopenie zu erkennen.
  • Tests auf die Gerinnungsfaktoren, wie der Prothrombinzeit-Test (PT) und die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT), bewerten die Gerinnungsfähigkeit des Blutes.

Spezifische Gerinnungstests:

  • Tests zur Bestimmung des von-Willebrand-Faktors können durchgeführt werden, um eine von-Willebrand-Krankheit zu diagnostizieren.
  • Bei Verdacht auf Hämophilie können spezifische Tests auf Faktor VIII oder Faktor IX durchgeführt werden.

Knochenmarksbiopsie:

  • Bei Verdacht auf Knochenmarkserkrankungen wie Leukämie oder aplastische Anämie kann eine Knochenmarksbiopsie erforderlich sein, um die Blutplättchenproduktion zu untersuchen.

Toxin-Screening:

  • Bei Verdacht auf eine Vergiftung, insbesondere mit Rattengift, kann eine Untersuchung auf Toxine im Blut oder Urin durchgeführt werden.

Behandlung der hämorrhagischen Diathese bei Hunden

Die Behandlung der hämorrhagischen Diathese richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache der Blutungsneigung. Zu den wichtigsten Behandlungsansätzen gehören:

  1. Bluttransfusionen: In schweren Fällen von Blutungen oder Anämie können Bluttransfusionen erforderlich sein, um den Blutverlust zu ersetzen und die Gerinnungsfaktoren wieder aufzufüllen.
  2. Vitamin K: Bei Hunden, die durch Rattengift oder andere Antikoagulanzien vergiftet wurden, ist Vitamin K die wichtigste Behandlung. Vitamin K hilft, die Produktion der Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren wiederherzustellen.
  3. Desmopressin: Hunde mit von-Willebrand-Krankheit können von Desmopressin (DDAVP) profitieren, einem Medikament, das den von-Willebrand-Faktor im Blut erhöht und die Gerinnung verbessert.
  4. Kortikosteroide: Bei autoimmunbedingten Blutplättchenstörungen wie ITP werden häufig Kortikosteroide eingesetzt, um das Immunsystem zu unterdrücken und den Angriff auf die Blutplättchen zu stoppen.
  5. Gerinnungsfaktorenersatz: Bei Hunden mit Hämophilie kann der Ersatz des fehlenden Gerinnungsfaktors durch Plasma- oder Faktorpräparate notwendig sein.
  6. Behandlung der Grunderkrankung: Bei Lebererkrankungen oder Infektionen wird die zugrunde liegende Erkrankung behandelt, um die Gerinnungsstörung zu beheben.

Prognose

Die Prognose für Hunde mit hämorrhagischer Diathese hängt von der Ursache und der Schwere der Blutgerinnungsstörung ab. Bei einigen Hunden, insbesondere bei solchen mit milden Formen der von-Willebrand-Krankheit oder gut behandelter Autoimmunerkrankung, kann die Prognose gut sein. Bei schwereren Erkrankungen, wie Hämophilie oder Leberversagen, kann die Prognose jedoch vorsichtiger sein, und eine langfristige Überwachung und Behandlung sind oft erforderlich.

Fazit

Hämorrhagische Diathese bei Hunden ist eine ernste Erkrankung, die eine gründliche Diagnose und gezielte Behandlung erfordert. Durch das Erkennen von Blutgerinnungsstörungen und das Einleiten der richtigen Behandlung können viele Hunde mit dieser Erkrankung eine gute Lebensqualität genießen. Wenn Du Symptome wie spontane Blutungen oder ungewöhnlich starke Blutungen bei Deinem Hund bemerkst, solltest Du umgehend einen Tierarzt aufsuchen.

Gefällt Dir dieser Artikel?
Beiträge aus unserem Hunde-Blog für Hunde-Freunde