Atrioventrikularklappen

Die Atrioventrikularklappen (auch Herzklappen genannt) sind zwei der vier Herzklappen des Hundes und befinden sich zwischen den Vorhöfen (Atrien) und den Herzkammern (Ventrikeln). Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Blutfluss in eine Richtung zu steuern und zu verhindern, dass Blut aus den Herzkammern zurück in die Vorhöfe fließt, wenn sich die Kammern zusammenziehen (Systole). Es gibt zwei Atrioventrikularklappen:

  1. Mitralklappe: Trennt das linke Atrium vom linken Ventrikel.
  2. Trikuspidalklappe: Trennt das rechte Atrium vom rechten Ventrikel.

Aufbau der Atrioventrikularklappen

Die Atrioventrikularklappen bestehen aus mehreren wichtigen Strukturen, die zusammenarbeiten, um ihre Funktion sicherzustellen:

  1. Klappensegel (Cusps): Jede Atrioventrikularklappe besteht aus Segeln (Cusps), die sich öffnen und schließen, um den Blutfluss zu regulieren. Die Mitralklappe hat zwei Segel, während die Trikuspidalklappe drei Segel besitzt.
  2. Chordae tendineae: Diese fadenförmigen Strukturen verbinden die Klappensegel mit den Papillarmuskeln in den Herzkammern. Sie verhindern, dass die Segel der Klappe während der Kontraktion des Herzens in die Vorhöfe zurückgeschlagen werden.
  3. Papillarmuskeln: Die Papillarmuskeln befinden sich in den Herzkammern und sind an den Chordae tendineae befestigt. Sie ziehen sich zusammen, um die Klappensegel während der Systole (Kontraktion des Herzens) zu stabilisieren und den Rückfluss von Blut in die Vorhöfe zu verhindern.

Funktion der Atrioventrikularklappen

Die Atrioventrikularklappen spielen eine wesentliche Rolle bei der Steuerung des Blutflusses im Herzen:

  1. Öffnen der Klappen (Diastole): Während der Diastole, wenn das Herz entspannt ist, öffnen sich die Atrioventrikularklappen, um den Blutfluss von den Vorhöfen in die Ventrikel zu ermöglichen. Dies gewährleistet, dass die Herzkammern mit Blut gefüllt werden, bevor sie sich zusammenziehen.
  2. Schließen der Klappen (Systole): Während der Systole, wenn die Herzkammern sich zusammenziehen, schließen sich die Atrioventrikularklappen, um zu verhindern, dass das Blut aus den Kammern zurück in die Vorhöfe fließt. Dies sorgt dafür, dass das Blut in die Lunge (rechte Seite) oder in den Körperkreislauf (linke Seite) gepumpt wird.

Erkrankungen der Atrioventrikularklappen

Erkrankungen der Atrioventrikularklappen können die Herzfunktion erheblich beeinträchtigen und zu Herzinsuffizienz oder anderen schweren gesundheitlichen Problemen bei Hunden führen. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören:

Mitralklappeninsuffizienz (MVI):

  • Die Mitralklappeninsuffizienz ist eine der häufigsten Herzklappenerkrankungen bei Hunden, insbesondere bei älteren Tieren oder bestimmten Rassen wie Cavalier King Charles Spaniels. Bei dieser Erkrankung schließt die Mitralklappe nicht mehr richtig, was dazu führt, dass Blut aus dem linken Ventrikel in das linke Atrium zurückfließt. Dies kann zu einer Vergrößerung des linken Atriums, einer Überlastung des Herzens und schließlich zu einer Herzinsuffizienz führen.
  • Symptome: Husten, Atemnot, Müdigkeit, schwache Belastbarkeit.
  • Behandlung: Medikamente zur Unterstützung der Herzfunktion (ACE-Hemmer, Diuretika), in schweren Fällen chirurgische Reparatur oder Klappenersatz.

Trikuspidalklappeninsuffizienz:

  • Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist eine ähnliche Erkrankung, bei der die Trikuspidalklappe nicht richtig schließt, was einen Rückfluss von Blut aus dem rechten Ventrikel in das rechte Atrium verursacht. Dies führt zu einer Überlastung des rechten Herzens und kann zu Flüssigkeitsansammlungen in den Körperhöhlen (z. B. Bauch) führen.
  • Symptome: Bauchwassersucht (Aszites), Schwäche, Atemnot.
  • Behandlung: Medikamente zur Entlastung des Herzens und Reduzierung der Flüssigkeitsansammlungen.

Mitral- und Trikuspidalklappenprolaps:

  • Bei einem Klappenprolaps wölben sich die Segel der Atrioventrikularklappe während der Herzkontraktion zurück in den Vorhof, was zu einem unvollständigen Verschluss der Klappe und einem Rückfluss von Blut führt. Dies kann mild oder schwer sein und hängt davon ab, wie stark die Klappe betroffen ist.
  • Symptome: Herzgeräusche, Husten, Atemnot (bei schwerem Prolaps).
  • Behandlung: Regelmäßige Überwachung und gegebenenfalls medikamentöse Therapie.

Klappenendokarditis:

  • Endokarditis ist eine Infektion der Herzklappen, die durch Bakterien verursacht wird, die in den Blutkreislauf gelangen und sich an den Herzklappen ansiedeln. Dies kann zu einer Schädigung der Atrioventrikularklappen und einer Insuffizienz führen.
  • Symptome: Fieber, Schwäche, Gewichtsverlust, Herzgeräusche.
  • Behandlung: Antibiotika und in schweren Fällen chirurgische Eingriffe.

Degenerative Klappenerkrankung (Endokardiose):

  • Diese degenerative Erkrankung betrifft die Struktur der Atrioventrikularklappen und führt zu einer Verdickung und Versteifung der Klappensegel, was die Funktion beeinträchtigt. Sie tritt häufig bei älteren Hunden auf und führt zu einem Rückfluss von Blut in die Vorhöfe.
  • Symptome: Husten, Atembeschwerden, Müdigkeit.
  • Behandlung: Medikamente zur Unterstützung der Herzfunktion, regelmäßige Kontrollen.

Diagnose von Atrioventrikularklappenerkrankungen

Die Diagnose von Atrioventrikularklappenerkrankungen erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischen Untersuchungen und Bildgebungstechniken:

  1. Auskultation: Der Tierarzt hört mit einem Stethoskop auf Herzgeräusche, die auf einen Rückfluss von Blut durch eine undichte Klappe hindeuten können.
  2. Echokardiographie (Herzultraschall): Ein Herzultraschall ist die beste Methode, um den Zustand der Herzklappen und die Blutströmung durch das Herz zu beurteilen. Er ermöglicht die Visualisierung der Klappenbewegung und zeigt, ob Blut zurückfließt (Regurgitation) oder ob die Klappen vergrößert oder verdickt sind.
  3. Röntgenaufnahmen: Röntgenbilder des Brustkorbs können Hinweise auf eine Vergrößerung des Herzens oder eine Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (aufgrund von Herzinsuffizienz) geben.
  4. Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG misst die elektrische Aktivität des Herzens und hilft, Herzrhythmusstörungen zu erkennen, die durch eine Klappenerkrankung verursacht werden können.

Behandlung von Atrioventrikularklappenerkrankungen

Die Behandlung hängt von der Schwere der Erkrankung und den Symptomen des Hundes ab:

Medikamentöse Therapie:

  • ACE-Hemmer: Diese Medikamente entspannen die Blutgefäße und entlasten das Herz.
  • Diuretika: Helfen, überschüssige Flüssigkeit im Körper zu reduzieren, besonders bei Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge oder im Bauch.
  • Positive Inotropika: Verbessern die Kontraktionskraft des Herzens, um die Herzleistung zu unterstützen.

Chirurgische Optionen:

  • In schweren Fällen, in denen die medikamentöse Therapie nicht ausreicht, kann ein chirurgischer Klappenersatz oder eine Reparatur der Klappe in spezialisierten Kliniken in Erwägung gezogen werden.

Regelmäßige Überwachung:

  • Hunde mit Klappenerkrankungen sollten regelmäßig von einem Tierarzt überwacht werden, um den Fortschritt der Erkrankung zu beurteilen und die Behandlung entsprechend anzupassen.

Fazit

Die Atrioventrikularklappen spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung des Blutflusses im Herzen des Hundes. Erkrankungen wie Mitralklappeninsuffizienz oder Trikuspidalklappeninsuffizienz können zu schwerwiegenden Herzproblemen führen, weshalb eine frühzeitige Diagnose und Behandlung unerlässlich sind. Durch regelmäßige tierärztliche Kontrollen und eine geeignete Behandlung kann die Lebensqualität eines betroffenen Hundes oft verbessert oder erhalten werden.

Gefällt Dir dieser Artikel?
Beiträge aus unserem Hunde-Blog für Hunde-Freunde