Studie: Welche Menschen bevorzugen Hunde mit als aggressiv wahrgenommener Persönlichkeit?

Die Wahl eines Hundes ist eine Herzenssache – und doch spielen, manchmal unbewusst, auch Charaktereigenschaften, Lebensstil und Alter eine Rolle. Besonders bei Hunderassen, die in der Öffentlichkeit als aggressiv wirkend wahrgenommen werden, stellt sich die Frage: Welche Persönlichkeit wählt welchen Hund – und warum eigentlich? Eine Studie aus dem englischsprachigen Raum hat genau das untersucht. Sie beleuchtet, ob es bestimmte psychologische Faktoren gibt, die Menschen zu einem Hund mit „hartem Image“ greifen lassen – und kommt dabei zu überraschenden Ergebnissen.

Aggressiv wirkende Hunde – Wer wählt sie und warum?

Die Studie mit dem Titel „Does Personality, Delinquency, or Mating Effort Necessarily Dictate a Preference for an Aggressive Dog? “ analysierte, ob Persönlichkeitsmerkmale, frühere Delinquenz (also Straftaten bzw. Regelverstösse) oder Verhalten bei der Partnersuche einen Einfluss darauf haben, ob Menschen Hunde bevorzugen, die als „aggressiv“ wahrgenommen werden.

Wichtig: Die Studie bewertet nicht die tatsächliche Persönlichkeit oder vermeintliche Aggressivität der Hunde, sondern basiert auf der subjektiven Einschätzung der Testpersonen.

235 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Vereinigten Königreich und Nordamerika bewerteten sieben Hunderassen hinsichtlich ihrer wahrgenommenen Aggressivität. Zudem füllten sie Fragebögen zu ihrer Persönlichkeit, zu früherem Fehlverhalten und ihrem Umgang mit Beziehungsthemen aus.

Ergebnisse jenseits von Klischees

Die Ergebnisse zeigen ein deutliches Bild – aber nicht unbedingt das, was viele erwarten würden:

  • Personen mit tieferem Wert in der Eigenschaft „Verträglichkeit“ (engl. Agreeableness) zeigten eine deutlichere Vorliebe für Hunde, die als aggressiv wahrgenommen wurden.
  • Jüngere Teilnehmende tendierten häufiger zu diesen Hunden.
  • Interessanterweise hatten auch Menschen mit einem höheren Persönlichkeitswert bei „Gewissenhaftigkeit“ (Conscientiousness) eine grössere Neigung zu solchen Hunden.
  • Keine signifikanten Zusammenhänge wurden hingegen bei selbstberichteter Delinquenz oder Beziehungsverhalten gefunden.

Das bedeutet: Es sind weniger die klassischen Vorstellungen von „Statussymbol“ oder „Männlichkeitsbeweis“, die den Wunsch nach einem bestimmten Hundetyp antreiben.

Vielmehr spielen Persönlichkeitsmerkmale wie z. B. Konfliktbereitschaft, Zielstrebigkeit oder ein geringerer Wunsch nach Harmonie eine wichtigere Rolle.

Wenig Verträglichkeit = Mehr “harte Hunde”?

Menschen mit einem niedrigen Wert in Verträglichkeit gelten in der Persönlichkeitspsychologie als weniger harmoniebedürftig, manchmal auch skeptisch gegenüber anderen oder durchsetzungsorientierter. Sie sind weniger geneigt, sich anzupassen oder Konflikte zu vermeiden.

In der Studie zeigte sich: Je niedriger die Verträglichkeit, desto eher fiel die Wahl auf Hunde mit aggressivem Image.

Ein möglicher Grund dafür: Wer weniger verträglich ist, bevorzugt möglicherweise Hunde, die ebenfalls als durchsetzungsstark oder schützend wahrgenommen werden – vielleicht als Ausdruck der eigenen Haltung oder als unbewusste Form von Abgrenzung nach aussen.

Gewissenhaft und trotzdem ein harter Hund?

Auf den ersten Blick wirkt es widersprüchlich: Menschen mit hoher Gewissenhaftigkeit gelten als zuverlässig, strukturiert, verantwortungsbewusst. In der Studie wurde aber genau diese Eigenschaft positiv mit der Wahl aggressiv wirkender Hunde korreliert.

Das heisst aber nicht, dass gewissenhafte Personen gefährliche Hunde wollen. Vielmehr bedeutet es wahrscheinlich, dass sie sich selbst zutrauen, mit einem anspruchsvollen Hund verantwortungsvoll umzugehen – vielleicht auch, weil sie klare Regeln setzen und konsequente Führung bieten können.

Ein Hund mit starkem Charakter ist für sie also kein Risiko, sondern eine Aufgabe.

Warum wollen junge Menschen einen Hund mit starkem Image?

Auch das Alter spielte eine Rolle: Jüngere Teilnehmer zeigten eine stärkere Tendenz, sich für aggressiv wirkende Hunde zu interessieren.

Das könnte mehrere Gründe haben:

  • In jungen Jahren ist das Selbstbild oft noch in Entwicklung – ein markanter Hund kann Teil dieser Selbstinszenierung sein.
  • Statussymbole oder das Bedürfnis nach Abgrenzung spielen eine stärkere Rolle.
  • Jüngere Menschen haben tendenziell mehr Energie und Selbstvertrauen, dasselbe gilt wohl auch für den Umgang mit herausfordernden Hunden.

Die Studie weist aber auch darauf hin: Nicht jeder junge Mensch wählt so einen Hund – es geht um statistische Zusammenhänge, keine pauschalen Urteile.

Was hinter der Vorliebe für gewisse Hunde steckt

Gerade im Tierschutz und bei der Entscheidung für eine bestimmte Hunderasse ist es hilfreich, solche Zusammenhänge zu verstehen.

Menschen, die sich für einen kräftigen, selbstsicheren Hund interessieren, tun das nicht automatisch aus falschem Ehrgeiz oder Machtdemonstration. Häufig steckt dahinter ein komplexes Zusammenspiel aus Alter, Lebenserfahrung, Charakter und auch schlichtweg ästhetischer Vorliebe.

Umgekehrt bedeutet das aber auch: Wer sich einen Hund mit herausforderndem Wesen anschafft, sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein – und bereit sein, die nötige Zeit und Energie in eine gute Erziehung und artgerechte Haltung zu investieren.

“Aggressiv” ist übrigens kein Hund – sondern ein Etikett

Ein zentraler Punkt: Die Studie spricht bewusst von „perceived aggression“ – also wahrgenommener Aggressivität.

Viele Rassen, die ein hartes Image haben, wie etwa Rottweiler, Dobermann oder American Staffordshire Terrier, zeigen in Studien und genauso in der Realität oft hohe Sozialkompetenz, Bindungsfähigkeit und Trainierbarkeit – wenn sie gut geführt werden.

Verallgemeinerungen helfen also nicht weiter. Stattdessen lohnt sich ein individueller Blick auf jedes Mensch-Hund-Team.

Unser Fazit

Die Wahl eines Hundes sagt tatsächlich einiges über die Persönlichkeit eines Menschen aus – aber längst nicht alles.

Studien wie diese helfen, Vorurteile zu hinterfragen und genauer hinzusehen. Sie zeigen auch, dass Hunde mit „Image“ nicht automatisch schlechte Wahlentscheidungen widerspiegeln – aber dass es wichtig ist, solche Hunde mit Verantwortung und Kompetenz zu führen.

Wir bei rundum.dog setzen uns dafür ein, dass Hunde – egal welcher Rasse oder Herkunft – fair beurteilt werden. Und ihre Menschen ebenso.

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