Es ist ein schwer fassbarer Widerspruch: Social Media zeigt dramatische Bilder verletzter Tiere, emotionale Rettungsszenen – und Millionen Likes und Spenden fließen. Aber was, wenn hinter diesen Videos ein perfides Betrugssystem steckt? Die ZDF-Doku «Fake Rescues: Das Geschäft mit dem Tierleid» von Caterina Klaeden und Susan Penack deckt genau das auf. Lerne wie Du solche Inhalte erkennen kannst, wie Du Dich verantwortungsvoll verhältst – und warum Aktivismus mit Verstand besser hilft als kopfloses Mitgefühl.
Was die ZDF-Reportage zeigt – kurz und klar
- Die Journalistinnen verfolgen Social-Media-Accounts, die sich als Retter darstellen – oft mit verletzten Tieren und dramatischen Rettungsszenen – und landen so bei einem Netzwerk in Uganda.
- Sie decken ein Netzwerk auf, bei dem Betrüger*innen Hunde von der Straße einsammeln, in überfüllten Zwingern halten – und ihre Shelter „vermieten“: Andere kommen, drehen ihr Video, kassieren Spenden – und gehen.
- Der ugandische Tierrechtsanwalt Edwin Ssemyalo beschreibt: „Du gehst hin, zahlst eine Gebühr, drehst dein Video und gehst wieder.“
- Manchmal werden Tiere bewusst verletzt oder in schlimmen Zuständen präsentiert – um emotionale Reaktionen zu triggern und Spenden zu generieren.
- Die Doku erklärt auch die psychologischen Mechanismen dahinter: Emotionale Bilder schaffen Mitgefühl und Vertrauen, das macht selbst erfahrene Menschen verletzlich.
- Tierarzt Dickson Tayebwa weist darauf hin, dass freie Tiere oft zufriedener sind und schlägt vor: Tiere lediglich zur Impfung oder Kastration einzufangen – nicht für dauerhafte Shelter-Haltung.
Das System dahinter – was wir noch wissen
- Animal-Kind International und die Uganda SPCA berichten seit Jahren über diese Scam-Shelter. Etwa 98 % der Accounts stammen von jungen Männern (18–28 J.) meist aus dem Bezirk Mityana – oft nur Social-Media-Profile ohne lokale Verbindungen.
- Viele Follower aus dem Westen, kaum oder keine Kontakte in Uganda
- Gleiche Schreckensbilder, Text-Bubbles, immer mit der dringenden Bitte um Geld
- „Freunde“ kennen die vermeintlichen Retter nur online – keine persönlichen Berichte
- Spendenlinks unter fremdem Namen, oder Aufforderung, eine GoFundMe-Kampagne einzurichten
- Leuchtende orange oder gelbe Weste als visuelle MarkenzeichenAnzeichen für Scam-Accounts laut Animal-Kind International.
- Diese Machenschaften erleichtern es den Betrüger*innen, Bilder zu recyceln – dieselbe Person, derselbe Hund, immer wieder unter neuen Namen/Zwecken.
- Weltweit ist der Betrug mit Tierschutz-Spenden auf Social Media ein wachsendes Problem. Wissenschaftliche Studien wie „Pirates of Charity“ zeigen, dass davor kaum eine Plattform geschützt ist.
Ratgeber: So gehst Du verantwortungsvoll mit solchen Videos um
- Skepsis zeigen: Nicht jedes Tierleid ist echt. Wenn Videos übertrieben dramatisch sind und Druck ausüben („Jetzt sofort spenden!“), sei vorsichtig.
- Checke Herkunft und Transparenz: Gibt es eine Webseite, lokale Berichte, Verbindungen zu etablierten Organisationen? Fehlen Antworten oder Kritik wird ignoriert – Alarmstufe Rot.
- Red Flags erkennen: Gleiche Tiere, gleiche Orte, gleiche Storylines? Möglicherweise Recycling von Material für verschiedene Accounts.
- Nie direkt über GoFundMe spenden: Häufig verlangen Scam-Aktionen, dass Du selbst die Kampagne aufbaust – damit wirkt es legitimer für Dich, aber Du trägst alle Risiken.
- Mit #keinlikefürtierleid bewusst setzen: Verlinke auf seriöse Posts, klär’ auf: Teilen heißt nicht automatisch helfen, kann aber Schaden vergrößern.
- Melden statt teilen: Plattformen wie Facebook, TikTok, Instagram bieten Meldefunktionen – nutze sie.
- Informiere Dich über seriöse Organisationen: In der Schweiz, in Deutschland, Österreich gibt es klare Standards – spende an registrierte NGOs.
- Wissen verbreiten: Auf rundum.dog haben wir einiges zur #keinlikefürtierleid-Kampagne – informiere Freund*innen, poste Aufklärungsbeiträge.
Wer wirklich etwas für Tiere tun will, sollte nicht mit dem Herzen allein spenden – sondern mit Augen und Verstand.
FAQ: Fake Rescues in 5 Sekunden erkennen
1. Wie erkenne ich einen Fake-Rescue Account?
Wenn immer wieder die gleichen Hunde in dramatischen Posen auftauchen, der Account kaum lokale Verbindungen zeigt, keine Impressums- oder Vereinsinfos vorhanden sind und nur auf schnelle Spenden gedrängt wird – dann ist Vorsicht geboten.
2. Sind grausame Videos von verletzten Tieren automatisch verdächtig?
Nicht immer. Aber: Echte Tierschutzorganisationen setzen auf Hilfe und Lösungen, nicht auf endloses Zurschaustellen von Leid. Wenn das Leid im Vordergrund steht, nicht die Heilung oder Vermittlung, ist das ein Warnsignal.
3. Warum sollte ich nicht einfach „teilen“ – vielleicht hilft es doch?
Ein Like oder Share steigert die Reichweite und damit das Geschäftsmodell der Betrüger. Du unterstützt damit ungewollt Tierleid als Content. Besser: Melden, informieren, auf seriöse Quellen verweisen.
4. Wie kann ich sicher sein, dass meine Spende wirklich hilft?
Spende an eingetragene Organisationen (z. B. mit Vereinsregister- oder NGO-Nummer), die transparent über Finanzen, Projekte und Partner berichten. In der Schweiz: ZEWO-zertifizierte Organisationen; in Deutschland: DZI-Spendensiegel; in Österreich: Spendenbegünstigte Liste des Finanzministeriums.
5. Was tue ich, wenn Freunde solche Videos teilen?
Sprich sie freundlich an, teile Links zur Aufklärung (z. B. ZDF-Doku, #keinlikefürtierleid) und erkläre, dass Teilen mehr schadet als nützt. Verständnis statt Vorwurf hilft, die Botschaft ankommen zu lassen.
Seriöse Partner – wohin Dein Geld besser fließt
- Uganda SPCA – älteste Tierschutzorganisation Ugandas, international anerkannt, kämpft seit Jahren gegen Fake-Shelter.
- Bam Animal Clinics Uganda – führt Kastrationskampagnen und mobile Tierarztprojekte in ländlichen Regionen durch.
- Animal-Kind International – aufklärende NGO, die regelmäßig vor Spendenbetrug warnt und seriöse Partnerorganisationen fördert.
- Im DACH-Raum: Organisationen mit ZEWO-Zertifikat (CH), DZI-Spendensiegel (DE) oder offizieller Spendenbegünstigung (AT).
Spenden-Check: 5 Fragen, bevor Du Dein Geld gibst
- Ist die Organisation registriert?
→ Hat sie ein Impressum, eine Vereinsnummer oder eine anerkannte NGO-Registrierung?
In CH: ZEWO-Zertifikat, in DE: DZI-Siegel, in AT: Spendenbegünstigungsliste. - Gibt es Transparenz über Projekte und Finanzen?
→ Seriöse Organisationen zeigen Jahresberichte, Budgets und konkrete Projektberichte.
→ Scam-Accounts veröffentlichen fast nie Zahlen. - Wer steht hinter dem Account?
→ Gibt es Verantwortliche, die auch außerhalb von Social Media bekannt sind?
→ Wenn es nur ein „Name + PayPal-Link“ ist → Finger weg. - Wird das Leid endlos gezeigt – oder die Lösung?
→ Seriöser Tierschutz zeigt Genesung, Adoptionen, Kastrationen.
→ Fake-Rescues zeigen immer wieder dieselben Tiere in Leidenssituationen. - Wie wird Spenden-Druck aufgebaut?
→ „Jetzt sofort spenden, sonst stirbt der Hund!“ = typisches Alarmzeichen.
→ Echte Organisationen arbeiten mit langfristigen Projekten, nicht mit Panik-Klicks.
Merksatz: Spenden mit Herz und Verstand. Ein kurzer Check spart Tieren unnötiges Leid.
So meldest Du Fake-Rescue-Videos auf Social Media
Instagram / Facebook
- Unter dem Beitrag rechts oben auf die drei Punkte klicken → „Melden“ → „Betrug“ oder „Tierquälerei“ wählen.
- Zusätzlich kannst Du bei Instagram Help oder Facebook Help Screenshots und Links einreichen.
TikTok
- „Teilen“-Symbol → „Melden“ → „Tiermissbrauch“ oder „Scam“.
- TikTok reagiert bei mehreren Meldungen meist schneller – mobilisiere Deine Community.
YouTube
- Unter dem Video auf „Mehr“ → „Melden“ → „Tierquälerei“ oder „Irreführender Inhalt“ auswählen.
- Bei Kanälen, die systematisch Fake-Videos hochladen, kannst Du zusätzlich ein Formular bei YouTube Support ausfüllen.
Twitter / X
- Unter dem Beitrag auf „Melden“ → „Es handelt sich um Betrug oder Spam“ → ggf. „Tierquälerei“ im Freitext hinzufügen.
Extra-Tipp: Sammle Beweise (Screenshots, Links, Zeitpunkt) – so können Plattformen Muster erkennen. Auch NGOs wie Vier Pfoten oder Animal-Kind International nehmen Hinweise dankbar entgegen.
Fazit
Fake-Rescues nutzen die Empathie von Tierfreund:innen skrupellos aus. Mit einem klaren Spenden-Check, dem Mut, Beiträge zu melden, und Aufklärungskampagnen wie #keinlikefürtierleid kannst Du aktiv dazu beitragen, dass Likes und Geld nicht mehr ins Geschäft mit dem Leid fließen.



