Du kennst das vielleicht: ein Hund, der wie ein Flummi von Wänden abprallt und mit fast grenzenloser Energie auf dich zukommt. Hundebesitzer fragen sich oft, ob dieses Verhalten normal ist oder ob es sich dabei schon um “Hyperaktivität” handelt. Manche Hunde sind durchaus aktiver als andere, aber “echte” Hyperaktivität kann sowohl für den Besitzer als auch für das Tier ein Problem darstellen. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, was hyperaktives Verhalten bei Hunden auslöst und wie man ihr überschwängliches Wesen in den Griff bekommt.
Wann gilt ein Hund als hyperaktiv?
Seien wir mal ehrlich: in der Regel neigen wir dazu, sehr schnell das Wort “hyperaktiv” irgendwo drauf zu stempeln. Obwohl es die Krankheit ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) schon lange gibt, ist die Debatte zur Ritalin-Behandlung von Kindern nach wie vor hitzig.
Bei Hunden stehen wir vor einem ähnlichen Dilemma. Was macht einen Hund “normal”, und welches Verhalten ist dementsprechend übertrieben? Hyperaktivität bezeichnet im Grunde nichts anderes als ein Übermass an Aktivität. Die Ursache dafür findet im Nervenzentrum statt. Denn bei Hyperaktivität steht im Vordergrund, dass der Betroffene äussere Reize anders wahrnimmt – und demnach anders darauf reagiert – als bei gesunden Parteien.
Ursachen für hyperaktive Hunde im Alltag
Für den tatsächlich hyperaktiven Hund gibt es jedoch Abhilfe. Und die ist oft viel leichter als gedacht. Denn ist die Ursache erstmal erkannt, sehen wir häufig, dass es sich dabei um relativ kleine Stolpersteine handelt, die wir uns selbst geschaffen haben. Ursache, Wirkung und Lösung liegen bei Hyperaktivität von Hunden nämlich erstaunlich nahe beieinander.
Von Tönen, die Musik machen
Zuallererst besinnen wir uns kurz und fassen uns an die eigene Nase: wie sieht unser Alltag aus? Tragen wir vielleicht in irgendeiner Form dazu bei, dass unser Hund zu hyperaktiven “Ausbrüchen” neigt? Fördern wir das Verhalten versehentlich, weil unsere Stimme bei Kommandos schwankt oder zu spitz wird? Sind wir selbst angespannt, wenn wir den Hund an der Leine halten? Ist es bei uns zuhause eher ruhig oder gibt es ständig befremdliche Geräusche, weil wir bass-lastige Musik mögen oder den Kriegsfilm im Fernsehen gern auf volle Lautstärke drehen?
Auslastung: von zu wenig bis zu viel
Der hyperaktive Hund braucht Schonung, um keine Reizüberflutung zu erleiden – oder? Leider haben festgelegte Ruhezeiten manchmal den gegenteiligen Effekt. Gerade bei Hunden ist ein gesundes Mass an Auslastung – sowohl geistig als auch körperlich! – essentiell. Das wiederum ist extrem individuell und hängt von zusätzlichen Faktoren wie Alter, Grösse, Gewicht, Rasse, eventuellen Erkrankungen und vielem mehr ab. Überlastung kann übrigens genauso zu Hyperaktivität führen – aus gutem Grund gibt es beide Begriffe, den Burnout (zu viel) und den Boreout (zu wenig).
Ernährung
Ja, sogar die Ernährung kann hyperaktives Verhalten bei Hunden beeinflussen. Die Leber ist dafür zuständig, Eiweiss zu verdauen und das dabei entstehende Ammoniak zu Harnstoff zu verarbeiten. Zu viele bzw. minderwertige Proteine (enthalten in tierischen Nebenerzeugnissen, Getreide, Soja…) führen dazu, dass überschüssiger Ammoniak in das Nervensystem gelangt und dort entsprechende Reaktionen auslösen bzw. begünstigen.
Genetische Veranlagung
Teilweise überschätzt, manchmal aber auch unterschätzt. Die Stress-Toleranz und Empfänglichkeit für äussere Reize festigt sich bei Hunden schon in den Welpen-Schuhen. Schlechte Zucht- oder Haltungsbedingungen können dazu führen, dass ein hoher Stresspegel schon beim Muttertier an den Welpen weitervererbt wird.
Darüber hinaus gibt es Rassen, bei denen die gezielte Zucht, zum Beispiel zum Hüte- oder Jagdhund, Schuld ist an späterer Hyperaktivität. Zum Beispiel, wenn der Hund ausgedient hat (und ihm damit plötzlich eine Aufgabe fehlt) oder er nicht wie “angezüchtet” eingesetzt wird.
Fazit: Heilung bei hyperaktiven Hunden durchaus möglich
Und zwar ganz ohne Medikamente! Bevor wir vorschnell zu Tabletten, Spritzen oder Nahrungsergänzungsmitteln greifen, nehmen wir uns den Alltag und somit Gewohnheiten des Hundes vor.
Jeder Hund ist erziehbar. Bei manchen braucht es eben nur weit mehr “Nachhilfe”. Im Idealfall arbeitest du mit einem professionellen Hundetrainer sowie eurem Tierarzt zusammen. Schildere ihnen alle Auffälligkeiten, die du beobachtest. Oft wirken ein neutrales Auge und der selbstkritische Blick wahre Wunder.
Für jede der beschriebenen möglichen Ursachen gibt es gezielte Methoden, um hyperaktive Hunde in gesundem Mass zu fördern und zu fordern.