Assistenzhunde sind weit mehr als nur Haustiere – sie sind speziell ausgebildete Helfer, die Menschen mit verschiedenen Handicaps im Alltag unterstützen und ihnen ein selbstständigeres Leben ermöglichen. Diese Hunde übernehmen Aufgaben, die ihre Besitzer aufgrund von Behinderungen oder chronischen Erkrankungen nicht selbst ausführen können. In diesem Beitrag erfährst du, was Assistenzhunde genau sind, wie ihre Ausbildung aussieht, in welchen Bereichen sie eingesetzt werden, und welche rechtlichen Regelungen es in Deutschland für diese besonderen Tiere gibt.
Was sind Assistenzhunde?
Assistenzhunde sind speziell ausgebildete Hunde, die Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten helfen, ihren Alltag zu bewältigen. Sie sind darauf trainiert, individuell auf die Bedürfnisse ihres Besitzers einzugehen und spezielle Aufgaben zu übernehmen, die das Leben erleichtern. Dazu gehören Tätigkeiten wie das Aufheben von Gegenständen, das Öffnen von Türen, das Anzeigen von Hindernissen oder das Warnen vor medizinischen Notfällen.
Die Ausbildung von Assistenzhunden
Die Ausbildung eines Assistenzhundes ist sehr anspruchsvoll und dauert in der Regel etwa zwei Jahre. Nur bestimmte Hunde, die sich durch Geduld, Ruhe und Belastbarkeit auszeichnen, werden für diese Aufgabe ausgewählt. Während der Ausbildung erlernen die Hunde spezielle Fähigkeiten, die sie in die Lage versetzen, ihren menschlichen Partnern in verschiedenen Alltagssituationen zu helfen. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung und der Assistenzhund-Team-Prüfung erhalten die Hunde besondere Rechte, die es ihnen erlauben, ihre Besitzer überallhin zu begleiten – auch an Orte, die normalerweise für Hunde nicht zugänglich sind.
Neue Assistenzhundeverordnung in Deutschland
Seit dem 1. Juli 2021 gilt in Deutschland eine neue Verordnung, die die Ausbildung und Zertifizierung von Assistenzhunden regelt. Diese Verordnung soll sicherstellen, dass die Hunde ihre Aufgaben zuverlässig erfüllen können und die Qualität der Ausbildung gewährleistet ist. Durch diese Regelung werden auch die Rechte der Assistenzhunde und ihrer Besitzer gestärkt, indem ihnen der Zugang zu öffentlichen Plätzen erleichtert wird.
Assistenzhunde in der Schweiz und Österreich: Regelungen und Entwicklungen
Assistenzhunde in der Schweiz
In der Schweiz gibt es für Assistenzhunde eine zunehmend wachsende Anerkennung und Unterstützung, allerdings variiert die rechtliche Situation je nach Kanton.
Rechtslage und Anerkennung in der Schweiz
Die Schweiz hat bislang keine flächendeckende, einheitliche Regelung für Assistenzhunde, wie es beispielsweise in Deutschland der Fall ist. Die Anerkennung und die damit verbundenen Rechte, wie der Zugang zu öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln, hängen stark vom jeweiligen Kanton ab. Es gibt jedoch Bestrebungen, eine bundesweite Regelung einzuführen, die Assistenzhunde offiziell anerkennt und ihre Rechte stärkt.
Blindenführhunde sind in der Schweiz am weitesten verbreitet und rechtlich anerkannt. Sie haben das Recht, ihre Besitzer in öffentliche Verkehrsmittel und Gebäude zu begleiten. Für andere Arten von Assistenzhunden, wie Mobilitätshunde oder Signalhunde, gibt es jedoch keine landesweit einheitlichen Regelungen, was zu Unsicherheiten führen kann.
Ausbildung und Zertifizierung
Die Ausbildung von Assistenzhunden in der Schweiz erfolgt über spezialisierte Organisationen, die strenge Kriterien für die Auswahl und das Training der Hunde anwenden. Die Ausbildung dauert in der Regel zwei bis drei Jahre. Es gibt Bemühungen, die Ausbildung und Zertifizierung von Assistenzhunden landesweit zu standardisieren, um eine gleichbleibende Qualität und Zuverlässigkeit der Hunde zu gewährleisten.
Finanzierung
Die Kostenübernahme für Assistenzhunde variiert. Für Blindenführhunde übernehmen die Invalidenversicherung (IV) und Krankenkassen die Kosten. Für andere Arten von Assistenzhunden gibt es jedoch keine allgemeingültige Regelung, und die Finanzierung erfolgt oft über Stiftungen, Spenden oder Eigenmittel der Betroffenen.
Assistenzhunde in Österreich
In Österreich hat sich die Situation für Assistenzhunde in den letzten Jahren deutlich verbessert, vor allem durch gesetzliche Regelungen, die ihre Rechte stärken.
Rechtslage und Anerkennung
In Österreich sind Assistenzhunde seit 2015 offiziell anerkannt. Das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz (BGStG) regelt die Rechte von Assistenzhunden und stellt sicher, dass Menschen mit Behinderungen ihre Hunde in alle öffentlichen Gebäude und Verkehrsmittel mitnehmen dürfen. Die gesetzliche Anerkennung umfasst Blindenführhunde, Signalhunde für Hörgeschädigte und Assistenzhunde für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sowie andere spezifische Bedürfnisse.
Ausbildung und Zertifizierung
Die Ausbildung von Assistenzhunden in Österreich unterliegt strengen Standards, die durch das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz festgelegt wurden. Nur Hunde, die durch zertifizierte Schulen ausgebildet wurden und die Assistenzhundeprüfung bestanden haben, erhalten den offiziellen Assistenzhunde-Ausweis. Dieser Ausweis garantiert dem Hund und seinem Besitzer die gesetzlich festgelegten Rechte.
Finanzierung
Die Finanzierung eines Assistenzhundes kann über verschiedene Wege erfolgen. Blindenführhunde werden in der Regel durch die Sozialversicherung finanziert. Für andere Assistenzhunde gibt es Fördermöglichkeiten durch Sozialversicherungen, Bundesländer oder private Stiftungen. Auch hier müssen oft Eigenmittel aufgebracht oder zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten gesucht werden.
Fazit zu Assistenzhunden in Österreich und der Schweiz
Sowohl in der Schweiz als auch in Österreich hat die Anerkennung von Assistenzhunden in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Während Österreich mit der gesetzlichen Verankerung und Zertifizierung von Assistenzhunden bereits weiter fortgeschritten ist, gibt es in der Schweiz noch Unterschiede je nach Kanton und Handlungsbedarf in Bezug auf eine einheitliche Regelung. In beiden Ländern sind Assistenzhunde jedoch unverzichtbare Helfer, die ihren Besitzern zu mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität verhelfen.
Einsatzbereiche von Assistenzhunden
Assistenzhunde sind in vielen Bereichen unverzichtbare Helfer. Zu den wichtigsten Einsatzgebieten gehören:
- Blindenführhunde: Diese Hunde führen sehbehinderte Menschen sicher durch den Alltag, indem sie Hindernisse anzeigen und den Weg weisen.
- Mobilitätshunde: Sie helfen Menschen mit körperlichen Einschränkungen, indem sie Türen öffnen, Gegenstände aufheben oder beim An- und Ausziehen assistieren.
- Signalhunde: Diese Hunde warnen vor medizinischen Notfällen, wie etwa bei Diabetikern vor einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel oder bei Epileptikern vor einem drohenden Anfall.
- Psychiatrische Assistenzhunde: Sie unterstützen Menschen mit psychischen Erkrankungen, indem sie beispielsweise bei Panikattacken beruhigend wirken oder in sozialen Situationen helfen.
Der Unterschied zwischen Assistenz- und Therapiehunden
Während Assistenzhunde individuell auf eine Person zugeschnittene Aufgaben übernehmen, die direkt auf die Bedürfnisse dieser Person abgestimmt sind, arbeiten Therapiehunde mit verschiedenen Menschen in therapeutischen oder medizinischen Einrichtungen. Assistenzhunde haben spezielle Rechte, die es ihnen erlauben, ihre Besitzer in den Alltag zu begleiten, während Therapiehunde in der Regel an die Einrichtung gebunden sind, in der sie tätig sind.
Wer hat Anspruch auf einen Assistenzhund?
Derzeit haben in Deutschland nur sehbehinderte Personen einen gesetzlichen Anspruch auf die Kostenübernahme für einen Blindenführhund durch die Krankenkassen. Für andere Arten von Assistenzhunden gibt es keine einheitliche Regelung zur Kostenübernahme. Die Finanzierung muss daher oft über andere Wege, wie Stiftungen, gemeinnützige Organisationen oder eigene Mittel erfolgen.
Wie bekommt man einen Assistenzhund?
Um einen Assistenzhund zu bekommen, kann man sich an spezialisierte Organisationen, Vereine oder Zentren wenden, die auf die Ausbildung und Vermittlung solcher Hunde spezialisiert sind. Es gibt verschiedene Ausbildungswege: von der Selbstausbildung, bei der der zukünftige Besitzer den Hund selbst ausbildet, bis hin zur Fremdausbildung, bei der der Hund bereits fertig ausgebildet vermittelt wird. Eine weitere Möglichkeit ist die duale Ausbildung, bei der der Hund bereits während seiner Ausbildung mit seinem zukünftigen Besitzer zusammenlebt.
Die Kosten und Finanzierung
Die Ausbildung eines Assistenzhundes ist kostspielig und kann je nach Art der Ausbildung zwischen 15.000 und 30.000 Euro betragen. Neben den Krankenkassen (die Kosten für Blindenführhunde übernehmen) gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Finanzierung, darunter Unterstützung durch Behörden, Stiftungen oder gemeinnützige Organisationen.
Fazit
Assistenzhunde sind für Menschen mit Handicaps eine unschätzbare Hilfe und tragen erheblich zu deren Lebensqualität bei. Die neue Assistenzhundeverordnung in Deutschland sorgt für eine standardisierte und qualitätsgesicherte Ausbildung dieser besonderen Helfer. Die enge Beziehung zwischen Mensch und Assistenzhund zeigt, wie wertvoll Tiere für das menschliche Wohlbefinden sein können, und welche positiven Auswirkungen sie auf das Leben von Menschen mit Behinderungen haben.