Begegnung mit Herdenschutzhunden – Was tun?

Herdenschutzhunde sind darauf trainiert, Herden vor Raubtieren zu schützen und können daher sehr territorial sein. Wenn du mit deinem Hund unterwegs bist und auf Herdenschutzhunde triffst, ist es wichtig, richtig zu handeln, um Konflikte zu vermeiden. Hier erfährst du, wie du dich verhalten solltest.

Erkennen von Herdenschutzhunden

Herdenschutzhunde unterscheiden sich in ihrem Verhalten und Aussehen von anderen Hunden. Sie sind meist groß, robust und weniger auf Menschen fokussiert als auf ihre Herde. Typische Rassen sind der Maremmano-Abruzzese, der Kangal oder der Pyrenäenberghund. Ihre primäre Aufgabe ist es, die Herde zu bewachen und nicht, auf Menschen zuzugehen.

Wie verhalte ich mich richtig

  1. Ruhig und langsam gehen.
  2. Vom Bike steigen und schieben.
  3. Distanz halten: Wenn du Herdenschutzhunde siehst, halte sofort einen sicheren Abstand. Diese Hunde sehen deinen Hund möglicherweise als Bedrohung für ihre Herde. Vermeide es, zwischen die Herdenschutzhunde und ihre Herde zu gelangen. Ein Abstand von mindestens 30 Metern wird empfohlen.
  4. Deinen Hund anleinen: Dies ist der wichtigste Schritt. Leine deinen Hund an, sobald du Herdenschutzhunde oder eine Herde ohne sichtbare Begleitung erkennst. Dies verhindert, dass dein Hund zu ihnen läuft und möglicherweise eine aggressive Reaktion provoziert.
  5. Ruhe bewahren: Bleibe ruhig und vermeide hektische Bewegungen. Herdenschutzhunde reagieren auf das Verhalten von dir und deinem Hund. Wenn ihr ruhig und kontrolliert bleibt, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die Hunde euch als Bedrohung wahrnehmen.
  6. Kein Blickkontakt: Vermeide direkten Blickkontakt mit den Herdenschutzhunden. In der Hundesprache kann intensiver Blickkontakt als Herausforderung oder Bedrohung angesehen werden.

Weitere Tipps:

  1. Wenn Du keine Schutzhunde siehst, mach durch lautes Reden auf Dich aufmerksam.
  2. Wenn Herdenschutzhunde bellen, in Deine Richtung rennen oder Dir den Weg versperren, bleib ruhig stehen und gib den Hunden Zeit, die Situation einzuschätzen; schreie die Herdenschutzhunde nicht an – das würde sie provozieren.
  3. Fühlst Du Dich von einem Herdenschutzhund bedrängt, vermeide Augenkontakt, aber bleib ihm zugewandt.
  4. Gehe erst dann gemächlich weiter, wenn die Schutzhunde aufgehört haben zu bellen und eure Anwesenheit akzeptieren; wenn die Herdenschutzhunde sich nicht beruhigen, obwohl ihr ruhig gewartet habt, vergrössert den Abstand zur Herde.
  5. Falls nötig, halte die Hunde zum Beispiel mit Wanderstöcken auf Abstand, indem Du sie schräg nach unten in Richtung Hund streckst; versuche nicht, die Herdenschutzhunde mit erhobenen Stöcken oder Herumfuchteln zu bedrohen.
  6. Wenn Du weit genug von der Herde entfernt bist, werden die Hunde Dich unbehelligt ziehen lassen – umgehe die Herde weiträumig; wenn dies nicht möglich ist oder Du Dich unsicher fühlst, kehre um.
Versuche nie, mit dem eigenen Hund eine geschützte Herde zu durchqueren!

Der Herdenschutzhund ist frei oder der Zaun offen

  1. Langsames Rückwärtsgehen: Wenn du dich in der Nähe der Hunde befindest, bewege dich langsam rückwärts. Drehe ihnen nicht den Rücken zu und laufe nicht weg, da dies eine Jagdreaktion auslösen könnte.
  2. Kommunikation mit den Besitzern: Wenn möglich, kontaktiere den Besitzer oder den Schäfer. Sie können dir helfen, sicher an der Herde vorbeizukommen oder dir einen alternativen Weg empfehlen.

Informiere dich vor Wanderungen

Bevor du in Gebiete gehst, in denen du Herdenschutzhunde erwarten könntest, informiere dich über mögliche Routen, auf denen Herdenschutzhunde arbeiten. Manchmal gibt es Warnschilder oder Informationen in lokalen Tourismusbüros.

Für die Schweiz gibt es eine interaktive Karte, auf der Du die Präsenz von Herdenschutzhunden auf den Alpen informieren kannst. Die Hunde sind normalerweise während der gesamten Alpsaison (frühestens Mitte Mai bis längstens Mitte Oktober) bei ihren Herden auf den Sömmerungsweiden: https://www.protectiondestroupeaux.ch/map/

Was tun bei einem Angriff?

Falls ein Herdenschutzhund angreifen sollte, lasse deinen Hund los, um ihm die Flucht zu ermöglichen. Versuche nicht, zwischen die Hunde zu gehen

Aufgaben und Verhaltensweisen von Herdenschutzhunden

Herdenschutzhunde sind einzigartig in ihrer Arbeitsweise und benötigen spezielle Aufzucht, Training und soziale Umgebungen, um in ihrer Rolle erfolgreich zu sein. Wer mit diesen Hunden interagiert oder in ihrer Nähe lebt, sollte ihre Verhaltensweisen und Bedürfnisse verstehen, um Konflikte zu vermeiden und ihre wichtige Arbeit zu unterstützen.

Aufgaben der Herdenschutzhunde:

  • Territoriale Verteidigung: Herdenschutzhunde betrachten das Gebiet, in dem sich ihre Herde bewegt, als ihr Territorium und verteidigen es gegen alle Eindringlinge. Ihr Schutzinstinkt ist so ausgeprägt, dass sie oft große Flächen um die eigentliche Herde herum als ihr zu überwachendes Gebiet ansehen.
  • Präventive Präsenz: Die bloße Anwesenheit dieser Hunde wirkt abschreckend auf potenzielle Bedrohungen. Herdenschutzhunde zeigen oft ein beeindruckendes Maß an Wachsamkeit und sind darauf trainiert, ihre Herde aktiv zu überwachen, ohne dabei ständig in Aktion zu treten.
  • Selbstständiges Handeln: Im Gegensatz zu anderen Arbeits- oder Diensthunden, die eng mit menschlichen Führern zusammenarbeiten, handeln Herdenschutzhunde sehr eigenständig. Sie treffen Entscheidungen zum Schutz ihrer Herde, oft ohne direkte menschliche Anweisungen.
  • Nicht-aggressive Abschreckung: Obwohl sie bei Bedarf kämpfen können, neigen Herdenschutzhunde dazu, Bedrohungen zunächst durch Imponieren, Bellen und Körpersprache abzuschrecken. Ihr Ziel ist es, Konflikte zu vermeiden und die Herde ohne Gewalt zu schützen.
  • Soziale Bindung: Herdenschutzhunde entwickeln starke soziale Bindungen zur Herde, die sie als Teil ihres “Rudels” betrachten. Sie leben und schlafen oft mit den Tieren, die sie beschützen, was ihre Effektivität als Beschützer erhöht.

Bekannte Herdenschutzhund-Rassen:

  • Kangal: Ursprünglich aus der Türkei, bekannt für seine Stärke und seinen Mut.
  • Maremmano-Abruzzese: Aus Italien stammend, bekannt für seine Unabhängigkeit und seinen Beschützerinstinkt.
  • Pyrenäenberghund: Aus den französischen und spanischen Pyrenäen, bekannt für seine Geduld und Loyalität.
  • Anatolischer Hirtenhund: Eine weitere türkische Rasse, die für ihre Intelligenz und ihre Wachsamkeit geschätzt wird.

Wieso gibt es immer mehr Herdenschutzhunde?

Die zunehmende Präsenz von Herdenschutzhunden kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden, die sowohl mit Umweltschutz als auch mit Veränderungen in der Landwirtschaft und in ländlichen Gemeinschaften zusammenhängen. Hier sind einige Schlüsselaspekte, die erklären, warum immer mehr Herdenschutzhunde eingesetzt werden:

Rückkehr großer Raubtiere

In vielen Regionen Europas und Nordamerikas kommt es zu einer Rückkehr großer Raubtiere wie Wölfe, Bären und Luchse. Diese Tiere waren in der Vergangenheit durch Jagd und Lebensraumverlust stark dezimiert worden, erleben jedoch durch Naturschutzmaßnahmen und geänderte Jagdvorschriften eine Erholung ihrer Populationen. Herdenschutzhunde werden zunehmend eingesetzt, um Konflikte zwischen diesen Raubtieren und landwirtschaftlichen Nutztieren zu minimieren, indem sie die Herden effektiv schützen.

Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft

Es gibt ein wachsendes Bewusstsein für Naturschutz und nachhaltige Praktiken in der Landwirtschaft. Herdenschutzhunde bieten eine umweltfreundliche Alternative zu anderen Raubtierkontrollmethoden, wie dem Abschuss von Raubtieren oder dem Einsatz von Giften, die sowohl ethisch als auch ökologisch problematisch sein können. Die Nutzung von Herdenschutzhunden unterstützt die Koexistenz von landwirtschaftlichen Nutztieren und wilden Raubtieren ohne den Einsatz schädlicher Kontrollmethoden.

Effizienz und Wirtschaftlichkeit

Herdenschutzhunde sind eine einmalige Investition, die sich langfristig auszahlt, da sie ständig präsent sind und rund um die Uhr Schutz bieten. Im Vergleich zu anderen Maßnahmen, wie Zäunen oder regelmäßigen Patrouillen, können sie kosteneffektiver sein, besonders in großen, abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten.

Öffentlichkeitsarbeit und Bildung

Durch verbesserte Bildung und Informationsverbreitung über die Vorteile und die Effektivität von Herdenschutzhunden entscheiden sich immer mehr Landwirte und Viehhalter für diese natürliche Schutzmaßnahme. Organisationen und Regierungen fördern zunehmend die Ausbildung und den Einsatz von Herdenschutzhunden durch Informationskampagnen und Subventionen.

Häufig gestellte Fragen & Antworten

Wie erkenne ich einen Herdenschutzhund?

Herdenschutzhunde sind oft groß, kräftig und haben ein dichtes Fell. Typische Rassen sind der Kangal, der Maremmano-Abruzzese, der Pyrenäenberghund und der Anatolische Hirtenhund. Sie sind meist bei Herden anzutreffen und verhalten sich eher distanziert gegenüber Fremden.

Was soll ich tun, wenn ich mit meinem Hund auf Herdenschutzhunde treffe?

Halte einen sicheren Abstand, leine deinen Hund an und verhalte dich ruhig. Vermeide es, zwischen die Herdenschutzhunde und ihre Herde zu gelangen, und bewege dich langsam rückwärts aus der Situation heraus, ohne den Hunden den Rücken zuzuwenden.

Warum sollte ich keinen Blickkontakt mit einem Herdenschutzhund aufnehmen?

Direkter Blickkontakt kann von Hunden als Bedrohung oder Herausforderung interpretiert werden. Um Konflikte zu vermeiden, ist es besser, den Blickkontakt zu meiden und stattdessen die Situation ruhig und kontrolliert zu verlassen.

Ist es sicher, meinen Hund während der Begegnung angeleint zu lassen?

Ja, es ist sicherer, deinen Hund anzuleinen. Dies verhindert, dass er zu den Herdenschutzhunden läuft und möglicherweise als Bedrohung wahrgenommen wird. Es gibt dir auch mehr Kontrolle über die Situation.

Was mache ich, wenn ein Herdenschutzhund aggressiv wird?

Bleibe ruhig und setze deinen Rückzug fort. Wenn der Hund angreift, lasse deinen Hund los, damit er die Möglichkeit hat, zu entkommen. Versuche nicht, zwischen die Hunde zu treten oder deinen Hund zu greifen, da dies die Situation verschlimmern könnte.

Kann ich mit meinem Hund in Gebieten spazieren gehen, in denen Herdenschutzhunde arbeiten?

Ja, du kannst dort spazieren gehen, aber es ist wichtig, vorher zu recherchieren und entsprechend vorbereitet zu sein. Informiere dich, ob in dem Gebiet Herdenschutzhunde aktiv sind, und halte Ausschau nach entsprechenden Hinweisschildern.

Sollte ich Herdenschutzhunde füttern oder versuchen, sie zu streicheln?

Nein, du solltest Herdenschutzhunde weder füttern noch versuchen, sie zu streicheln. Diese Hunde sind nicht darauf trainiert, soziale Interaktionen mit Fremden zu haben, und solche Versuche können als Eingriff in ihren Arbeitsbereich interpretiert werden.

Fazit

Die Begegnung mit Herdenschutzhunden kann einschüchternd sein, aber mit dem richtigen Wissen und Verhalten kannst du sicher und konfliktfrei vorbeikommen. Dein Verständnis und Respekt für die Arbeit dieser Hunde trägt dazu bei, sowohl deine Sicherheit als auch die der Herden zu gewährleisten.

Hast Du schon mal Erfahrungen mit einem Herdenschutzhund gemacht?

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