Die Akupunktur ist eine Behandlungsmethode aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), bei der feine Nadeln an bestimmten Punkten des Körpers gesetzt werden. Auch in der Tiermedizin – insbesondere bei Hunden – wird sie heute erfolgreich eingesetzt, um Schmerzen zu lindern, Heilungsprozesse zu unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Was ist Akupunktur?
Akupunktur basiert auf der Vorstellung, dass die Lebensenergie (Qi) in bestimmten Leitbahnen – den sogenannten Meridianen – durch den Körper fliesst. Kommt es zu Blockaden, kann dies zu Schmerzen oder Krankheiten führen. Durch das gezielte Setzen von Nadeln an bestimmten Akupunkturpunkten soll das Qi wieder ins Gleichgewicht gebracht und der Energiefluss harmonisiert werden.
In der westlichen Veterinärmedizin wird Akupunktur meist als komplementäre Methode genutzt. Dabei steht weniger das Konzept des „Qi“ im Vordergrund, sondern der nachgewiesene Einfluss auf:
- Schmerzlinderung (endogene Opioid-Ausschüttung)
- Durchblutungsförderung
- Muskelentspannung
- Stimulation des Nervensystems
Einsatzgebiete bei Hunden
Akupunktur kann bei einer Vielzahl von Beschwerden unterstützend helfen – besonders dann, wenn klassische Behandlungsmethoden allein nicht ausreichen oder gut ergänzt werden sollen:
- Chronische Schmerzen (z. B. Arthrose, Spondylose)
- Neurologische Erkrankungen (z. B. Bandscheibenvorfall, Lähmungen)
- Gelenkbeschwerden und Bewegungseinschränkungen
- Verdauungsstörungen
- Allergien oder Hauterkrankungen
- Inkontinenz
- Verhaltensauffälligkeiten, Stress, Unruhe
Wie läuft eine Akupunktursitzung beim Hund ab?
Eine seriöse Behandlung beginnt mit einer gründlichen Anamnese und einer tierärztlichen Diagnose. Erst dann legt die Therapeutin oder der Therapeut die Akupunkturpunkte individuell fest. Die Nadeln werden meist 15–30 Minuten gesetzt – völlig schmerzfrei ist das nicht, aber die meisten Hunde reagieren gelassen oder entspannen sich sogar.
Wichtig: Akupunktur darf nur von ausgebildeten Tierärzt:innen oder qualifizierten Tiertherapeut:innen mit Zusatzqualifikation durchgeführt werden.
Risiken und Nebenwirkungen
Richtig angewendet, ist Akupunktur für Hunde sehr risikoarm. In seltenen Fällen kann es nach der ersten Sitzung zu einer kurzfristigen Verschlechterung kommen (sog. Erstreaktion). Auch Müdigkeit oder leichte Unruhe sind möglich, klingen aber meist nach kurzer Zeit ab. Vorsicht ist geboten bei:
- akuten Infektionen oder Fieber
- Trächtigkeit (nur mit spezieller Ausbildung)
- starken Gerinnungsstörungen
Wissenschaftliche Bewertung
Die Studienlage zur Akupunktur in der Tiermedizin wächst. Für bestimmte Anwendungen – etwa bei Arthroseschmerzen – gibt es Hinweise auf eine positive Wirkung. Dennoch bleibt sie eine komplementäre Methode, die nicht als Ersatz für eine fundierte tierärztliche Diagnostik und Behandlung gesehen werden darf.
Fazit: Sanfte Unterstützung mit Potenzial
Akupunktur kann eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen tiermedizinischen Behandlung sein – besonders bei chronischen Beschwerden oder zur Unterstützung des Heilungsprozesses. Wenn Du über eine Behandlung nachdenkst, sprich mit Deiner Tierärztin oder einem speziell ausgebildeten Tiertherapeuten. Im Zweifel gilt: tierärztlich abklären lassen.



