Tarsorrhaphie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Augenlider eines Tieres (meist teilweise) miteinander vernäht werden. Ziel ist es, das Auge vor Reizungen, Austrocknung oder Verletzungen zu schützen, indem die Lidspalte (also der Abstand zwischen Ober- und Unterlid) verkleinert wird. Der Eingriff kann vorübergehend oder dauerhaft angelegt sein und kommt vor allem bei Hunden mit anatomisch oder krankheitsbedingt ungeschützten Augen zum Einsatz.
Wann wird eine Tarsorrhaphie angewendet?
Eine Tarsorrhaphie wird immer dann durchgeführt, wenn das Auge nicht mehr ausreichend durch das Blinzeln oder den natürlichen Lidschluss geschützt werden kann. Das betrifft insbesondere:
- Lagophthalmus (unvollständiger Lidschluss)
- Exophthalmus (hervortretende Augäpfel, z. B. bei Mops oder Pekinese)
- Brachyzephale Kopfformen, bei denen die Augen zu exponiert liegen
- Hornhautgeschwüre oder chronische Bindehautentzündungen, um die Heilung zu fördern
- Nervenlähmungen, die das Schliessen des Lids behindern
- Nach traumatischen Verletzungen oder Operationen, um das Auge zu stabilisieren
Die Tarsorrhaphie ist dabei oft keine dauerhafte Lösung, sondern ein unterstützender Schritt zur Heilung oder symptomatischen Entlastung.
Wie hoch sind die Erfolgschancen einer Tarsorrhaphie?
Die Erfolgschancen gelten – je nach Grunderkrankung – als hoch. Besonders bei:
- vorübergehender Lidschluss-Schwäche,
- unterstützender Therapie bei Hornhautverletzungen,
- Schutzmassnahme bei Brachyzephalie-bedingten Komplikationen,
zeigt sich diese Behandlungsform oft als sehr wirksam. Wichtig ist, dass auch die Ursache des Augenschutzdefizits tierärztlich abgeklärt wird, denn nicht in jedem Fall genügt eine Tarsorrhaphie allein.
Vorteile
- schnelle Entlastung des betroffenen Auges
- geringe Komplikationsrate
- reversibel (bei temporärer Naht)
Nachteile/zu beachten
- Bei dauerhaften anatomischen Problemen kann ein erneuter bzw. zusätzlicher Korrektureingriff nötig sein.
- Eine engmaschige Nachsorge ist essenziell.
Behandlungskosten
Die Kosten variieren je nach Tierarztpraxis, Aufwand und Region. Entscheidend sind:
- ob es sich um eine einseitige oder beidseitige Naht handelt
- wie umfangreich die vorherige Diagnostik (z. B. Fluoreszein-Test, Augendruckmessung) ist
- ob es sich um eine temporäre oder permanente Lösung handelt
Richtwert:
In der Schweiz liegen die Kosten für eine Tarsorrhaphie in der Regel bei CHF 200 bis 600 pro Auge, inklusive Narkose, OP-Material und Nachkontrollen. Bei Komplikationen oder zusätzlichem Behandlungsbedarf (z. B. Hornhautgeschwür) können die Kosten jedoch deutlich höher ausfallen.
Zusammenfassung
Die Tarsorrhaphie schützt nicht nur das Auge – sie kann auch Schmerzen lindern, Heilung fördern und Folgeschäden vermeiden. Gerade bei brachyzephalen Rassen mit dauerhaft exponierten Augen ist sie ein häufig angewandter Eingriff im Rahmen der tierärztlichen Augenheilkunde.