Die Lumbalpunktion, auch Liquorpunktion oder Mediterrane Zecke genannt, ist ein diagnostisches Verfahren in der Tiermedizin. Dabei wird Nervenwasser (Liquor cerebrospinalis, kurz CSF) aus dem Rückenmarkskanal entnommen, um Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) wie Entzündungen, Infektionen oder Tumore zu untersuchen.
Indikationen
Eine Lumbalpunktion wird beim Hund vor allem dann durchgeführt, wenn neurologische Symptome vorliegen, deren Ursache abgeklärt werden muss. Typische Einsatzgebiete sind:
- Entzündliche Erkrankungen wie Meningitis oder Enzephalitis (z. B. steroid-responsive Meningitis-arteritis, SRMA).
- Infektionen (z. B. Staupe, Toxoplasmose, Neospora).
- ZNS-Tumoren oder Metastasen.
- Epilepsieformen, wenn eine strukturelle Ursache vermutet wird.
- Unklare neurologische Symptome wie Krampfanfälle, Gangstörungen oder Nackenschmerzen.
Ablauf
Die Lumbalpunktion erfolgt ausschließlich in Vollnarkose, um Schmerzen und Bewegungen auszuschließen. Der Hund wird steril gelagert, die Punktionsstelle (meist zwischen den Lendenwirbeln L5–L6 oder L6–L7) wird vorbereitet, und eine spezielle Kanüle wird in den Subarachnoidalraum vorgeschoben. Dort werden wenige Milliliter Liquor entnommen und zur Analyse ins Labor geschickt.
Alternativ kann auch eine Punktion am Hinterhauptsloch (cisterna cerebellomedullaris) durchgeführt werden. Welche Methode gewählt wird, hängt von der Fragestellung und der Erfahrung der Tierärzt:innen ab.
Untersuchung des Liquors
Im Labor werden unter anderem folgende Parameter geprüft:
- Zellzahl und Zelltypen (Hinweise auf Entzündungen oder Tumore).
- Eiweißgehalt (bei Entzündungen oft erhöht).
- Nachweis von Erregern (z. B. Viren, Bakterien, Protozoen).
- Spezifische Marker für Autoimmunerkrankungen.
Risiken
Die Lumbalpunktion gilt als sicheres, aber spezialisiertes Verfahren. Mögliche Risiken sind:
- leichte Schmerzen oder Nachwirkungen an der Punktionsstelle,
- Blutbeimengungen im Liquor („traumatische Punktion“),
- seltene neurologische Verschlechterung, insbesondere bei erhöhtem Hirndruck (deshalb vorher oft CT oder MRT zur Abklärung).
Besonderheiten
Da die Lumbalpunktion spezielle Kenntnisse erfordert, wird sie in der Regel nur in tiermedizinischen Kliniken mit neurologischem Schwerpunkt oder an Universitäten durchgeführt. Die Ergebnisse sind besonders wertvoll, wenn sie in Kombination mit Bildgebung (MRT/CT) interpretiert werden.
Fazit
Die Lumbalpunktion ist ein zentrales diagnostisches Werkzeug in der Tierneurologie. Sie ermöglicht wertvolle Einblicke in Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks und kann entscheidend dazu beitragen, eine genaue Diagnose zu stellen und eine gezielte Therapie einzuleiten. Für Hundehalter:innen bedeutet das: Die Untersuchung ist zwar mit Narkose und einem gewissen Risiko verbunden, liefert aber oft lebenswichtige Informationen für die Behandlung.



