Der Begriff „Totmannstellung“ kann im Zusammenhang mit Hunden zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen haben – je nachdem, ob man über Verhalten oder über die Arbeit von Spürhunden spricht. Deshalb ist es wichtig, die Begriffe klar zu unterscheiden.

Totmannstellung als Stressreaktion (tonic immobility)

In der Verhaltensbiologie beschreibt die Totmannstellung eine angeborene, reflexartige Reaktion, bei der sich ein Hund – meist ein Welpe oder stark verunsicherter Hund – plötzlich bewegungslos auf die Seite oder den Rücken legt und regelrecht „erstarrt“. Diese Reaktion ähnelt einem Scheintod und dient evolutionär als letzte Selbstschutzstrategie.

Wann tritt das auf?

  • Bei akuter Angst, Überforderung oder Stress
  • Häufig bei Welpen, die sich in einer Situation hilflos fühlen
  • Bei traumatisierten oder unterdrückten Hunden
  • Gelegentlich durch Zwangsmassnahmen ausgelöst (z. B. durch „Alpha-Rolle“ – dringend abzulehnen!)

Typische Merkmale:

  • Der Hund liegt regungslos, mit schlaffem oder leicht angespanntem Körper
  • Flache Atmung, starrer oder leerer Blick
  • Kein aktives Verhalten – weder Flucht noch Abwehr
  • Phase dauert von Sekunden bis Minuten
  • Danach oft Orientierungslosigkeit oder Meideverhalten

Wichtig zu wissen: Diese Form der Totmannstellung ist kein Ausdruck von Gehorsam oder Vertrauen, sondern ein massiver Stress- und Angstzustand. Sie sollte weder provoziert noch als Trainingseffekt genutzt werden.

Totmannstellung als Anzeigeverhalten bei Spürhunden (umgangssprachlich)

In der Arbeit mit Leichen- oder Kadaverspürhunden wird der Begriff „Totmannstellung“ gelegentlich umgangssprachlich verwendet, um das passive Anzeigeverhalten eines Hundes zu beschreiben, wenn er eine menschliche Leiche oder Überreste entdeckt hat.

Was passiert dabei?

  • Der Hund bleibt still stehen, setzt sich hin oder legt sich ruhig ab
  • Oft richtet er den Blick oder die Nase genau auf die Fundstelle
  • Dieses Verhalten ist bewusst trainiert und wird durch Lob/Belohnung verstärkt
  • Es ist Teil der professionellen Arbeit von Rettungs- oder Diensthunden

Wichtig zu wissen: Diese „Totmannstellung“ ist kein Stressverhalten, sondern eine kontrollierte, zielgerichtete Anzeige, die darauf ausgelegt ist, das Suchergebnis klar und eindeutig anzuzeigen – ohne den Fundort zu beschädigen oder zu kontaminieren.

Fachbegriff: Offiziell spricht man in diesem Zusammenhang von „passiver Anzeige“ oder „ruhiger Anzeige“, nicht von Totmannstellung – der Begriff ist also in diesem Kontext eher umgangssprachlich und nicht korrekt.

Kontext Bedeutung von „Totmannstellung“ Bewertung
Verhalten Reflexartiges Erstarren bei Angst oder Stress Alarmsignal – tierschutzrelevant
Spürhundearbeit Ruhige Anzeige eines Fundes (z. B. Leichengeruch) Trainiertes Verhalten – neutral/gewollt

Die Totstellreaktion bei Opossums

Opossums sind wahrscheinlich die bekanntesten Tiere, bei denen die sogenannte Totstellreaktion (auch thanatose oder tonic immobility) besonders ausgeprägt ist. Auf Englisch kennt man dafür sogar die Redewendung „playing possum“, also „sich tot stellen wie ein Opossum“.

Bei akuter Bedrohung fallen Opossums in eine starre Schockhaltung, die minutenlang anhalten kann: Sie liegen völlig regungslos da, mit offenem Maul, heraushängender Zunge und setzen oft sogar Urin oder Kot ab. Für viele Raubtiere wirkt das wie ein Aas – und sie lassen ab.

Es handelt sich um eine evolutionäre Schutzstrategie, die Raubtiere abschrecken soll. Viele Räuber verlieren das Interesse an lebloser oder „verderblich wirkender“ Beute – das Opossum erhält dadurch eine Überlebenschance.

Die Totmannstellung bei Hunden (tonic immobility) ist ein vergleichbarer Reflex, der bei Jungtieren oder in extremen Stresssituationen auftreten kann – allerdings nicht so spektakulär wie beim Opossum. Die Mechanismen ähneln sich biologisch, unterscheiden sich aber deutlich in Ausprägung und Häufigkeit.

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