Heutzutage wird viel über den Einsatz von Gewalt in der Hundeerziehung diskutiert. Die einen denken, dass das nötig sei oder nicht so tragisch, die anderen sind überzeugt, dass es unethisch und nicht zielführend ist. Was ist also die Wahrheit? Hat Gewalt in der Hundeerziehung etwas zu suchen? Die Antwort ist ein ganz klares “Nein”. Wenn Gewalt in der Hundeerziehung eingesetzt wird, hat dies viele Nachteile und Gefahren. Sie kann zu Angst und Misstrauen des Hundes gegenüber dem Menschen führen, was auf lange Sicht ernsthafte Verhaltensprobleme verursachen kann. Oft merken die Hundehalter gar nicht, dass sie Gewalt anwenden, da es sich beispielsweise um psychologische Einschüchterung handelt und es von den Trainern so empfohlen wird.
Um über dieses Problem aufzuklären, wurde die Initiative für gewaltfreies Hundetraining ins Leben gerufen. Wir unterstützen und befürworten die Initiative für gewaltfreies Hundetraining, und klären euch hier ein wenig über den klaren Sachverhalt auf. Durch das Engagement dieser Initiative sollen Hundehalter verstehen, warum und dass man Hunde am besten ohne Einschüchterungen oder das Zufügen von Schmerzreizen trainiert.
Gehorsam aus Angst
Starke Leinenimpulse, Anzischen, gar ein Treten des Hundes werden in manchen Hundeschulen als Lernmethoden verwendet. Wenn man ein Kind mit solchen Methoden erziehen würde, wäre jedem klar, dass dies absolut nicht in Ordnung ist und das Kind würde nur aus Angst vor den Konsequenzen gehorchen. So funktioniert auch der Hund. Er gehorcht maximal aus Angst, weil er gelernt hat, unangenehme Konsequenzen zu vermeiden.
Leider funktionieren diese Methoden auf der Verhaltensebene meist recht gut, so dass der Hund zumindest im Moment das Verhalten nicht mehr zeigt. Nachhaltig ist das aber nicht – siehe das Bild mit dem Eisberg, bzw. weiter unten im Text. Mit diesen Methoden wirst du ein ruhiges Leben mit deinem Hund haben, jedoch wird dein Hund dich nicht als Freund sehen, sondern als Chef. Die meisten Menschen halten Hunde, weil sie sich doch einen besten Freund wünschen, der sie durch jede noch so schwere Lebenssituation begleitet und Liebe schenkt. Da möchte man doch keinen untergebenen Befehlsempfänger, der einem fürchtet!
Legitimiert werden solche aversiven Methoden oft mit überholten Dominanztheorien, beispielsweise der Annahme, wir müssten eine «Alphaposition» oder «Rudelführer» sein. Diese Annahmen gelten wissenschaftlich als widerlegt. Stattdessen müssen wir einfach wissen, wie Hunde lernen und wie sie sich körpersprachlich ausdrücken.
Folgen von Gewalt im Hundetraining
Die Erkenntnisse der Canine Science (Wissenschaft des Hundes) zeigen, dass auf Gewalt im Hundetraining verzichtet werden sollte. Wenn Gewalt angewandt wird, führt sie beim Hund zu Fehlverknüpfungen (oft verbindet er das Unangenehme mit dem Menschen, der es ihm zufügt oder dem Objekt, das er gerade wahrnimmt) und hat oft schwerwiegende Folgen sowohl für den Hund als auch für den Besitzer. Beispielsweise steigt die Gefahr, dass ein Hund beisst, wenn ihm Gewalt angetan wird.
Wenn du dir einige der häufigsten Probleme ansiehst, die Menschen mit ihren Hunden haben, ist es nicht schwer zu erkennen, wie Gewalt im Training zu diesen Problemen führen kann. Wenn ein Hund zum Beispiel jedes Mal geschlagen wird, wenn er bellt, wird er irgendwann anfangen, Schläge mit bellen zu assoziieren. Dabei wird ausser Acht gelassen, weswegen der Hund bellt. Hat er beispielsweise Angst vor Reizen ausserhalb des Gartens? Wird das Symptom (in dem Fall das Bellen) einfach unterdrückt, ändert man noch lange nicht die das Verhalten auslösende Emotion zum Besseren! Siehe Bild mit dem Eisberg, mit aversiven Methoden bleiben wir über der «Wasseroberfläche». Jedes Verhalten hat einen Auslöser im Hund und einen Verstärker, welcher das Tier mit dem Verhalten erreichen will. Diese Dinge stehen im Fokus von kompetentem Training.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Man könnte eine fast endlose Liste weiterführen mit Folgen von Gewalt Anwendung beim Hund. Viele Hundehalter die Gewalt anwenden erkennen die Folgen meist gar nicht. So kann es sein, dass der Hund irgendwann einfach «aufgibt» und angepasst wirkt, aber glücklich zu sein, wäre etwas anderes. Dass der Hund nur aus Angst gehorcht, merken sie somit oft nicht, aber sie haben einen Hund, der macht was sie sagen. Das man dasselbe auch ohne Gewalt problemlos trainieren kann, wenn man versteht, wie Training funktioniert, wissen sie nicht.
Fehlende Qualifikationen der Trainer
Hunde gelten oft als die besten Freunde des Menschen. Wenn es jedoch um die Ausbildung dieser pelzigen Freunde geht, scheinen viele Menschen Schwierigkeiten zu haben. Das liegt oft an der mangelnden Qualifikation der Hundetrainer. In den letzten Jahren ist es viel zu einfach geworden, eine Hundeschule zu eröffnen oder Hundetrainer zu werden, ohne über das nötige Wissen über die Denk- und Arbeitsweise von Hunden zu verfügen. Der Begriff «Hundetrainer» ist nicht geschützt und jeder kann sich so nennen. Es gibt auch Ausbildungsorganisationen, welche keine gute Qualität aufweisen. Infolgedessen wenden viele mangelhaft geschulten Trainer Methoden an, die sowohl für die Hunde als auch für ihre Besitzer schädlich sein können. Es ist wichtig, wissenschaftlich abgesichertes Wissen zu haben. Einfühlungsvermögen für Ihren Hund ist ebenfalls erforderlich, dann können Sie Ihrem Hund ohne Einschüchterungen oder Strafen lernen sich wie erwünscht zu verhalten. Ein guter Trainer sollte seine tierischen Schützlinge niemals psychologisch einschüchtern, da dies zu falschen Assoziationen führen kann, die später zu Verwirrung führen könnten.
Kompetente Hundetrainer
Die Arbeit mit Hunden kann eine herausfordernde Aufgabe sein. Wenn du darüber nachdenkst, einen Hundetrainer zu engagieren, solltest du dich vorher gut informieren. Vergewissere dich, dass der Trainer, den du auswählst, die richtige Qualifikation und Erfahrung hat, um dir und deinem Hund zu helfen. Hierzu findest Du unten im Verhaltenskodex der Initiative für gewaltfreies Hundetraining genaue Kriterien. So kannst Du erkennen, ob Du einen kompetenten Trainer vor Dir hast. Mit dem richtigen Trainer hast du im Handumdrehen einen wohlerzogenen und gehorsamen pelzigen Freund.
Hundetrainer sollten zumindest einen, besser mehrere, Diplome von kompetenten Hundetrainerorganisationen vorweisen können und bilden sich auf Konferenzen und Fortbildungsseminare weiter. Sie wissen, wie gesundheitliche Probleme zu unerwünschtem Verhalten führen können, indem sie z. B. medizinische Probleme in Kooperation mit Tierärzten ausschließen. Im Folgenden wird der Trainer für den individuellen Hund einen Trainingsplan erstellen und diesen schrittweise umsetzen. Ein wichtiger Grundsatz bei kompetentem Training: Man schafft Situationen, in denen der Hund Erfolg haben kann, verstärkt (belohnt) den Hund punktgenau für das erwünschte Verhalten und macht die Situation in kleinen Schritten schwieriger, bis der Hund beispielsweise das Verhalten auch bei grosser Ablenkung ausführen kann. Dabei soll auch mit dem Hundehalter wertschätzend und ohne Druck umgegangen werden!
Strafen liefern dem Hund keine Information über erwünschtes Verhalten. Darum ist es besser, erwünschtes Verhalten nicht für selbstverständlich zu betrachten, sondern zu belohnen. Als Beispiel, sollte man beim Heimkommen den Hund sofort begrüssen und belohnen, bevor er hochspringen kann (erwünschtes Verhalten einfangen). Unerwünschtes Verhalten kann auch ohne Einschüchterungen unterbrochen und umgelenkt werden, beispielsweise in dem zuvor auftrainierte Alternativen abgefragt werden. Hierfür ist die Begleitung durch einen guten Trainer sinnvoll.
Hilfreiche Links
Falls du immer noch Fragen hast, dir was unklar ist, du eine solche Hundeschule kennst oder sogar schon bei so einer warst helfen dir die folgenden Links bestimmt weiter.
Ebenfalls habe ich ein Bild und eine PDF-Datei zum Herunterladen angefügt, welches den Verhaltenskodex der Initiative für gewaltfreies Hundetraining aufzeigt, damit Du gut erkennen kannst, welcher Trainer kompetent ist.
IGH-Initiative-fur gewaltfreies-Hundetraining-Flyer 2020.pdf
https://www.gewaltfreies-hundetraining.ch/
https://www.gewaltfreies-hundetraining.ch/gewaltfreies-training/videos/
https://www.gewaltfreies-hundetraining.ch/gewaltfreies-training/artikel/
https://www.gewaltfreies-hundetraining.ch/gewaltfreies-training/canine-science/
Der WDR hat weitere umfangreiche Informationen multimedial aufbereitet. Unbedingt reinschauen: https://reportage.wdr.de/hundeerziehung#6415