Wusstest du, dass es Heilige gibt, die speziell den Schutz und das Wohl von Tieren im Blick haben? Seit Jahrhunderten werden diese Tierheiligen verehrt und in Gebeten um Beistand für Tiere angerufen. Ob als Schutzpatrone für Hunde, Katzen oder Nutztiere – diese Heiligen haben alle eine besondere Verbindung zu unseren tierischen Freunden. Lass uns die bekanntesten von ihnen und ihre faszinierenden Geschichten entdecken.

Der heilige Franziskus von Assisi – Patron der Tiere und Umwelt

Franziskus von Assisi ist eine der bedeutendsten Figuren der christlichen Geschichte und wird nicht nur als Tierheiliger, sondern auch als Schutzpatron der Umwelt und Ökologie verehrt.

Franziskus wurde als Giovanni di Pietro di Bernardone in Assisi, Italien, geboren und entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Insbesondere nach einer Phase schwerer Krankheit und nach seiner Teilnahme an einem lokalen Krieg, der ihn tief prägte, erkannte er jedoch, dass wahres Glück nicht in materiellen Gütern lag. Franziskus entwickelte eine einzigartige Verbindung zur Natur, die zu jener Zeit ungewöhnlich war. Für ihn waren Tiere und alle Elemente der Schöpfung – Sonne, Mond, Wasser, Luft – Teil der Schöpfung Gottes, gleichwertig und heilig.

In einem berühmten Ereignis soll Franziskus einem Wolf gepredigt haben, der die Bewohner einer Stadt in Angst versetzt hatte, und ihm ein friedliches Zusammenleben mit den Menschen ermöglicht haben.

Sein Gedenktag, der 4. Oktober, wird heute weitläufig bekannt als Welttierschutztag gefeiert.

Darstellung Franziskus von Assisi auf Buntglasfenster

Der heilige Rochus – Schutzpatron der Hunde

Rochus wurde in eine reiche Familie in Montpellier, Frankreich, hineingeboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern verteilte er sein Erbe unter den Armen und beschloss, als Pilger nach Rom zu reisen. Auf seiner Reise durch Italien wütete die Pest, und Rochus widmete sich der Pflege von Kranken und Leidenden.

Während seiner Mission in Italien infizierte sich Rochus selbst mit der Pest und zog sich in einen Wald zurück, um niemanden anzustecken. Hier wurde er fast dem Tod überlassen, doch ein Hund fand ihn und begann, ihm jeden Tag ein Stück Brot zu bringen. Der Hund pflegte Rochus und leckte seine Wunden, bis er schliesslich geheilt war. Diese aussergewöhnliche Rettungsgeschichte festigte seine Verbindung zu Hunden.

Heute ist Rochus der Schutzpatron der Hunde und ein wichtiger Tierheiliger, der gegen Krankheiten, insbesondere Seuchen und ansteckende Krankheiten, angerufen wird. Besonders in Pestzeiten war seine Verehrung in ganz Europa verbreitet. Heute gilt Rochus als Symbol für Mitgefühl und Heilung sowie für die besondere Rolle von Hunden als Helfer und treue Begleiter der Menschen.

Gertrud von Nivelles – Schutzheilige gegen Mäuse und Ratten und Patronin der Katzen

Gertrud wurde im Jahr 626 als Tochter des fränkischen Adeligen Pepin des Älteren und seiner Frau Ida von Nivelles geboren. Ihre Familie war in der Region der heutigen Wallonie, Belgien, wohlhabend und einflussreich. Schon früh lehnte Gertrud es ab, verheiratet zu werden und entschied sich stattdessen für ein Leben im Kloster. Im Kloster erlangte Gertrud hohes Ansehen für ihre Frömmigkeit, ihre Fürsorge für Bedürftige und ihre Fähigkeit, sich mit spirituellen Anliegen auseinanderzusetzen. Als Äbtissin kümmerte sie sich um die körperlichen und geistlichen Bedürfnisse der Nonnen und sorgte für Kranke, Pilger und Bedürftige. Ihr Ansehen und ihre Tugendhaftigkeit trugen dazu bei, dass sie nach ihrem Tod im Jahr 659 heiliggesprochen wurde.

Der Ruf Gertruds als Schutzheilige gegen Mäuse und Ratten entwickelte sich erst im Laufe der Jahrhunderte. In der mittelalterlichen Symbolik galten Mäuse und Ratten als schädliche Tiere, die mit Krankheit und Verfall assoziiert wurden. Durch ihre Rolle als Klosteroberin und Heilige, die die Menschen schützte und für sie eintrat, wurde Gertrud zu einer spirituellen Verteidigerin gegen diese Bedrohung. Das Gebet zu ihr wurde genutzt, um Mäuseplagen fernzuhalten.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Gertrud auch als Schutzpatronin der Katzen verehrt. Katzen wurden in klösterlichen und landwirtschaftlichen Umgebungen gezielt eingesetzt, um Mäuse- und Rattenplagen einzudämmen. Die enge symbolische Verknüpfung zwischen Katzen und Gertrud als Schutzheilige gegen Mäuse lag also nahe, und sie entwickelte sich schliesslich zur Patronin der Katzen und deren segensreicher Wirkung im Kampf gegen Nager.

Der heilige Hubertus – Patron der Jäger und Hunde

Der heilige Hubertus von Lüttich (um 655–727) ist eine faszinierende Figur in der Heiligenverehrung und gilt als Schutzpatron der Jäger und der Jagdhunde. Seine Legende ist eng mit der Jagd und dem respektvollen Umgang mit der Natur und Tieren verbunden.

Hubertus wurde als Adliger in der Region Aquitanien geboren und wuchs im Umfeld des merowingischen Hofes auf. Er genoss eine privilegierte Ausbildung und widmete sich in seiner Jugend besonders leidenschaftlich der Jagd, die für ihn nicht nur Sport, sondern ein Lebensstil war.

Der Wendepunkt in Hubertus’ Leben, der ihn später zum Tierheiligen machte, kam der Überlieferung nach an einem Karfreitag während einer Jagd. An diesem Tag erblickte Hubertus auf der Jagd einen aussergewöhnlichen Hirsch: Das Tier hatte ein leuchtendes Kreuz zwischen seinem Geweih. Tief beeindruckt von dieser Erscheinung, hörte Hubertus eine Stimme, die ihn dazu aufrief, sein weltliches Leben zu überdenken und sich Gott zuzuwenden.

Dieses Erlebnis wandelte Hubertus grundlegend. Er verzichtete auf sein bisheriges Leben und widmete sich ganz dem Glauben und der Fürsorge für die Armen und Kranken. Schliesslich wurde er Priester und später Bischof von Lüttich.

Durch seine Vergangenheit als leidenschaftlicher Jäger und seine anschliessende Bekehrung wurde Hubertus zur Symbolfigur für eine verantwortungsbewusste, mitfühlende Jagd und den respektvollen Umgang mit der Schöpfung. Seine enge Beziehung zur Jagd und sein Status als Heiliger machten ihn auch zum Patron der Jagdhunde, die in der Jagd eine wesentliche Rolle spielen und für ihre Treue und Loyalität geschätzt werden.

hubertus von luettich bueste schrein

Der heilige Antonius der Grosse – Patron der Nutztiere

Antonius wurde in Ägypten geboren und wuchs in einer wohlhabenden christlichen Familie auf. Nach dem frühen Tod seiner Eltern entschied er sich, sein Erbe aufzugeben und ein Leben als Einsiedler in der Wüste zu führen. Antonius’ Asketismus brachte ihn in engsten Kontakt mit der Natur und den Tieren, die in der Wüste lebten. Besonders bekannt ist die Legende, dass Antonius in seiner Einsiedelei von wilden Tieren besucht wurde, die ihm zuhörten und ihn respektierten.

Seine Rolle als Patron der Nutztiere entwickelte sich aus seiner engen Verbindung zur bäuerlichen Bevölkerung, die Antonius als Beschützer gegen Krankheiten und Plagen unter ihren Tieren anrief. Vor allem im Mittelalter wurde Antonius in ganz Europa als Schutzheiliger der Bauern und Tierzüchter verehrt.

Zum Antoniustag, dem 17. Januar, werden in vielen Ländern, insbesondere in Südeuropa und Lateinamerika, traditionelle Tiersegnungen abgehalten, bei denen Bauern ihre Nutztiere in die Kirche bringen oder durch Priester segnen lassen, um sie vor Krankheiten zu schützen und ihren Segen zu erbitten. Bis heute ist dieser Brauch lebendig und wird von vielen gläubigen Bauern gepflegt.

Die heilige Melangell – Patronin der Wildtiere

Melangell lebte im 7. Jahrhundert und war eine irische Königstochter, die dem königlichen Leben entfliehen wollte, um ein Leben in Stille und Gebet zu führen. Sie zog sich in die einsamen Wälder von Wales zurück, um als Einsiedlerin zu leben.

Laut Legende begegnete Melangell dem walisischen Fürsten Brochwel Ysgithrog, der auf der Jagd war. Ein Hase, der vor den Jagdhunden des Fürsten floh, suchte Schutz unter Melangells Mantel und liess sich dort nieder, was die Hunde davon abhielt, ihn zu jagen. Der Fürst war von diesem Ereignis so beeindruckt, dass er Melangell das Stück Land schenkte, auf dem sie lebte, und sie dort eine kleine Einsiedelei errichtete.

Ihre Geschichte steht symbolisch für Mitgefühl und die Bewahrung der Unversehrtheit von wilden Tieren. Ihre Kapelle in Pennant Melangell in Wales ist bis heute ein Wallfahrtsort und zieht Tierliebhaber und Naturschützer an.

Welcher Tierheiliger passt zu Deinem Haustier?

Vielleicht entdeckst du in den Legenden der Tierheiligen eine Verbindung zu deinem eigenen Haustier: Hat dein Hund eine besondere Loyalität wie der treue Begleiter des heiligen Rochus? Oder besitzt deine Katze die Anmut und Ruhe, die wir Antonius’ Gelassenheit zuschreiben würden?

Die Geschichten und Charakterzüge der Tierheiligen laden dazu ein, unsere Haustiere als kostbare Gefährten zu sehen und ihre Eigenarten zu schätzen – ganz gleich, ob sie wilde Abenteuer lieben oder in stillen Momenten Nähe suchen.

Tierheilige wie Antonius, Hubertus, Melangell und Franziskus zeigen uns, wie tief die Bindung zwischen Mensch und Tier reichen kann. Ihre Geschichten erinnern daran, dass es unsere Aufgabe ist, Tiere nicht nur zu schützen, sondern ihnen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen – ob in der Natur, auf dem Hof oder im eigenen Zuhause. Diese Botschaft der Fürsorge und des achtsamen Miteinanders ist heute aktueller denn je. Wenn wir Tieren mit Empathie und Verantwortung begegnen, ehren wir nicht nur die Botschaft der Tierheiligen, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag zum Tierschutz.

Der Beitrag "Tierheilige: Die Schutzpatrone für unsere tierischen Freunde"