Kastration ist mehr als nur ein medizinischer Eingriff; sie ist ein entscheidender Faktor im nachhaltigen Tierschutz. Oft wird der Fokus auf die Rettung und Vermittlung von Tieren gelegt, doch ohne Kastration kann dies zu einem unendlichen Kreislauf führen. Kastration spielt eine zentrale Rolle bei der Kontrolle der Tierpopulation und der Verhinderung von ungewolltem Nachwuchs, was wiederum zu einer Verringerung des Leidens von Straßen- und verwahrlosten Tieren führt.
Warum Kastration nachhaltiger ist als reine Vermittlung
Vermittlung von Tieren ist zweifellos wichtig, aber ohne Kastration wächst die Anzahl der Tiere, die ein Zuhause benötigen, exponentiell. Viele Straßentiere leiden unter schlechten Lebensbedingungen, Krankheiten und Mangelernährung. Die Kastration hilft, diese Probleme an der Wurzel zu packen, indem sie die Anzahl der Tiere, die unter solchen Bedingungen leben müssen, reduziert.
Risiken bei unzureichenden Vermittlungsprozessen
Wenn Tiere durch unseriöse Vermittlungsprozesse betroffen sind, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Hier einige Beispiele:
- Transportrisiken: Tiere, die bereits krank, geschwächt oder traumatisiert sind, überleben oft den Transport nicht.
- Risiko des Entlaufens: Schlecht gesicherte oder nicht sozialisierte Tiere können entlaufen und sind schwer wiederzufinden. Sie laufen Gefahr zu verhungern, von Fahrzeugen erfasst oder gar erschossen zu werden.
- Wanderpokal-Syndrom: Manche Tiere werden von einem Zuhause zum nächsten weitergereicht und müssen letztendlich eingeschläfert werden, weil kein passender Lebensraum gefunden wird.
- Einschläferung nach Beißvorfällen: Tiere, die nicht angemessen geprüft wurden, oder Besitzer*innen, die unzureichend informiert sind, können unbeabsichtigt Beißvorfälle auslösen, die oft mit der Einschläferung des Tieres enden.
- Überführung ins Tierheim: Viele Tiere landen in Schweizer Tierheimen, was das Problem lediglich verlagert.
- Illegale Einfuhr: Tiere, die nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, werden beschlagnahmt, was zu langen Quarantänezeiten, Rückführung oder Einschläferung führen kann.
- Krankheitsrisiko: Viele Tiere kommen bereits krank an und benötigen teure medizinische Behandlung oder müssen eingeschläfert werden.
- Traumata: Tiere mit schweren Traumata erfordern oft einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand, um eine zufriedenstellende Lebensqualität zu erreichen.
Warum nachhaltige Tierschutzarbeit vor Ort entscheidend ist
Es ist unrealistisch, alle Straßentiere weltweit in mittel- und nordeuropäische Länder zu vermitteln. Eine Reduzierung und Bekämpfung des Leidens von Straßentieren ist nur durch umfassende, vor Ort durchgeführte Tierschutzarbeit möglich. Dies umfasst Kastrationen, Aufklärungsarbeit, Weiterbildung von Fachkräften und den Aufbau sowie Betrieb von Tierheimen, die als Kompetenzzentren und nicht als Ghettos funktionieren.
Warum Kastrationen nachhaltiger sind als Vermittlungen
Der positive Effekt von Kastrationen lässt sich anhand der Populationsentwicklung verdeutlichen. Dies wird sehr eindrücklich durch Grafiken der Susy Utzinger Stiftungunter unter https://www.susyutzinger.ch/Aktivitaeten/SUST-PFEILERAufklaerungundInformation/Tierhandelreport aufgezeigt.
Beispiel Situation: Eine Tiergruppe von 20 Tieren. Auf der einen Seite sieht man die Populationsentwicklung mit Vermittlungen, auf der anderen die Entwicklung mit Kastrationen. Kastrationen führen zu einer effektiven Kontrolle der Tierpopulation, während Vermittlungen allein das Problem nicht an der Wurzel packen.
Situation nach 6 Monaten
Situation nach 12 Monaten
Gesundheitliche Vorteile der Kastration
Kastration bietet auch gesundheitliche Vorteile für Tiere. Bei weiblichen Tieren kann sie das Risiko von Gebärmutterentzündungen und Brustkrebs verringern, während sie bei männlichen Tieren das Risiko von Prostataerkrankungen und bestimmten Arten von Krebs reduziert. Zudem vermindert sie das Risiko von Verhaltensproblemen, die mit dem Paarungsverhalten verbunden sind, wie Aggressivität und Markieren.
Beitrag zur Vermeidung von Tierleid
Durch die Kastration wird auch das Leid verringert, das durch Überpopulation entsteht. Unkontrollierte Tierpopulationen führen oft zu Hunger, Krankheiten und Konflikten mit Menschen. Kastration hilft, das Gleichgewicht zwischen Tierpopulationen und verfügbaren Ressourcen aufrechtzuerhalten.
Fazit: Kastration als Teil des Lösungsansatzes
Die Kastration ist ein wesentlicher Bestandteil des nachhaltigen Tierschutzes. Sie trägt dazu bei, das Leiden von Tieren zu verringern, die Gesundheit der Tiere zu verbessern und die Tierpopulationen kontrolliert zu halten. Als verantwortungsbewusste Tierhalterinnen und Tierschützerinnen sollten wir diese Praxis unterstützen und fördern, um einen wirklichen Unterschied im Leben der Tiere zu machen. Letztlich ist die Kastration ein Akt der Fürsorge, der sowohl unseren Haustieren als auch der gesamten Tierwelt zugutekommt.