Fiddeln bei Hunden: Was es bedeutet und wie Du damit umgehst

fiddeln, zweiter Hund will nicht spielen

“Fiddeln” ist ein Begriff aus der Verhaltensforschung, der eine bestimmte Art von Verhalten bei Hunden beschreibt. Dieses Verhalten wird oft als eine Mischung aus spielerischem Verhalten und Anzeichen von Stress oder Unsicherheit interpretiert. Es tritt häufig auf, wenn ein Hund in einer Situation ist, die ihn überfordert oder unsicher macht, aber gleichzeitig nicht als eindeutig bedrohlich wahrgenommen wird. Das “Fiddeln” kann also als eine Art Konfliktverhalten verstanden werden, bei dem der Hund nicht genau weiß, wie er reagieren soll.

Woran erkennt man “Fiddeln”?

Fiddeln ist durch eine Kombination verschiedener Verhaltensweisen gekennzeichnet, die auf eine Mischung aus Stress und spielerischer Ablenkung hindeuten. Diese Verhaltensweisen können sein:

  1. Übermäßiges Schwanzwedeln: Der Hund wedelt mit dem Schwanz schneller und unregelmäßiger als gewöhnlich, oft kombiniert mit einer gesenkten Körperhaltung.
  2. Schnelle, übertriebene Bewegungen: Der Hund kann plötzliche Bewegungen ausführen, wie zum Beispiel Hüpfen, Drehen oder Bellen, die keinen klaren Zweck zu haben scheinen.
  3. Beschwichtigungsgesten: Zu diesen gehören das Belecken der Lippen, Gähnen oder das Vermeiden von Augenkontakt.
  4. Spielsprünge oder „Spielaufforderungen“: Der Hund kann eine Spielhaltung einnehmen, in der er die Vorderbeine absenkt und das Hinterteil hochhält, jedoch in einem Kontext, der nicht wirklich nach Spiel aussieht.
  5. Unsicheres oder „flottes“ Verhalten: Der Hund scheint nervös oder unentschlossen, bewegt sich hastig und schaut sich immer wieder um.

Was bedeutet “Fiddeln” für den Hund?

“Fiddeln” ist oft ein Zeichen dafür, dass der Hund in einem emotionalen Konflikt steht. Es zeigt, dass er sich unsicher fühlt und möglicherweise nicht genau weiß, wie er auf die Situation reagieren soll. Hunde “fiddeln”, um Stress abzubauen und eine stressige Situation zu entschärfen. Dabei versuchen sie oft, Spannungen zu lösen oder zu verhindern, dass eine Interaktion eskaliert.

Ein Beispiel für “Fiddeln” könnte sein, wenn ein Hund sich in der Nähe eines anderen Hundes oder einer Person befindet, von der er sich bedroht fühlt, aber nicht in der Lage ist, sich zurückzuziehen oder aggressiv zu reagieren. Stattdessen zeigt er Spielverhalten, das tatsächlich eine Form von Stressabbau ist.

Studien und Forschung zu “Fiddeln”

Es gibt zahlreiche Studien und Forschungsarbeiten, die das “Fiddeln” und ähnliche Verhaltensweisen untersucht haben, insbesondere im Kontext der Verhaltenspsychologie von Hunden. Forschung zeigt, dass “Fiddeln” ein Ausdruck eines ambivalenten Zustands ist – ein Zustand, in dem der Hund sowohl Anziehung als auch Angst empfindet.

Einige Studien haben gezeigt, dass Hunde dieses Verhalten in neuen oder unvorhersehbaren Situationen häufiger zeigen, was darauf hindeutet, dass “Fiddeln” eine Methode sein kann, um mit Unsicherheit umzugehen. Beispielsweise wurde in einer Studie von Beerda et al. (1997) festgestellt, dass Hunde in stressigen Situationen vermehrt Verhaltensweisen zeigen, die als “beschwichtigend” oder “spielähnlich” interpretiert werden können, was auf eine Art von Konfliktlösung hinweist.

Wann sollte man “Fiddeln” laufen lassen und wann eingreifen?

Es ist wichtig, “Fiddeln” richtig zu interpretieren und zu wissen, wann man den Hund einfach machen lässt und wann man eingreifen sollte:

Laufen lassen:

  • Milde Unsicherheiten: Wenn das “Fiddeln” in einer Situation auftritt, die keine direkte Bedrohung darstellt und der Hund sich allmählich entspannt, kann es hilfreich sein, ihm Zeit zu geben, sich selbst zu beruhigen.
  • Interaktionen mit bekannten Hunden oder Menschen: Wenn Dein Hund in einer vertrauten Umgebung “fiddelt”, aber keine Zeichen von Aggression oder übermäßigem Stress zeigt, kannst Du ihn in der Situation lassen, um zu lernen, damit umzugehen.

Eingreifen:

  • Starke Unsicherheit oder Angst: Wenn das “Fiddeln” durch intensive Unsicherheit oder Angst ausgelöst wird und Dein Hund keine Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen, solltest Du eingreifen. Dies kann durch einen beruhigenden Rückruf oder das Verlassen der stressigen Situation geschehen.
  • Bedrohliche Situationen: Wenn das “Fiddeln” auf eine potentielle Bedrohung oder eine Eskalation zwischen Hunden oder mit Menschen hinweist, ist es wichtig, die Situation zu deeskalieren.
  • Dauerhaftes Fiddeln ohne Entspannung: Wenn Dein Hund regelmäßig fiddelt und sich nicht zu entspannen scheint, deutet dies darauf hin, dass die Situation für ihn zu stressig ist. Hier kann es notwendig sein, den Auslöser zu identifizieren und zu beseitigen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mythen ums Fiddeln

Das Verhalten des “Fiddelns” bei Hunden ist oft missverstanden und es gibt einige Mythen, die sich hartnäckig halten. Um besser zu verstehen, was “Fiddeln” wirklich bedeutet und wie man es interpretiert, ist es wichtig, diese Mythen aufzuklären. Hier sind einige gängige Mythen über das Fiddeln und die Realität dahinter.

Mythos 1: Fiddeln ist immer ein Zeichen von Freude und Spielverhalten.

Realität: Fiddeln kann zwar spielerische Elemente enthalten, ist aber in der Regel ein Zeichen für Unsicherheit oder Stress. Hunde verwenden das Fiddeln, um eine stressige oder unklare Situation zu entschärfen. Es zeigt oft, dass ein Hund nicht genau weiß, wie er auf eine bestimmte Situation reagieren soll und versucht, Spannungen zu lösen oder zu vermeiden. Es ist also wichtig, Fiddeln nicht automatisch als Freude oder Spiel zu interpretieren, sondern auch die Kontextfaktoren und die Körpersprache des Hundes zu berücksichtigen.

Mythos 2: Fiddeln bedeutet, dass ein Hund sozial und kontaktfreudig ist.

Realität: Fiddeln zeigt nicht unbedingt, dass ein Hund sozial oder kontaktfreudig ist. Stattdessen könnte es eher darauf hinweisen, dass der Hund versucht, einen potenziell unangenehmen sozialen Kontakt zu entschärfen oder zu vermeiden. Fiddeln wird oft von Hunden verwendet, die in sozialen Situationen unsicher sind. Ein Hund, der fiddelt, kann auch versuchen, Konflikte zu vermeiden oder zu signalisieren, dass er keine Bedrohung darstellt.

Mythos 3: Hunde, die fiddeln, sind „dominant“ und versuchen, die Kontrolle zu übernehmen.

Realität: Das Konzept der „Dominanz“ wird oft falsch verstanden und in diesem Kontext ist es besonders irreführend. Fiddeln ist kein Zeichen von Dominanz. Im Gegenteil, es ist ein Beschwichtigungsverhalten, das darauf hinweist, dass der Hund versucht, Stress abzubauen oder eine potenzielle Bedrohung zu deeskalieren. Hunde, die fiddeln, zeigen oft Zeichen der Unterwürfigkeit oder Unsicherheit, anstatt zu versuchen, die Kontrolle über die Situation zu übernehmen.

Mythos 4: Man sollte das Fiddeln ignorieren, weil der Hund damit allein zurechtkommt.

Realität: Es stimmt, dass Fiddeln manchmal von selbst nachlässt, wenn der Hund sich an die Situation gewöhnt. Aber es ist wichtig, die zugrunde liegenden Gründe für das Fiddeln zu verstehen. Wenn das Fiddeln aus Unsicherheit oder Stress resultiert und der Hund regelmäßig fiddelt, sollte man nicht einfach ignorieren, was passiert. Stattdessen kann es hilfreich sein, den Hund zu unterstützen, indem man die Stressquelle entfernt oder ihn auf andere Weise beruhigt.

Mythos 5: Ein Hund, der fiddelt, wird niemals aggressiv.

Realität: Fiddeln ist zwar ein Beschwichtigungsverhalten, das darauf abzielt, eine Eskalation zu vermeiden, aber es bedeutet nicht, dass ein Hund nicht aggressiv werden könnte, wenn er sich weiter bedroht oder gestresst fühlt. Wenn ein Hund in einer unangenehmen Situation wiederholt keine positiven Reaktionen oder eine Erleichterung erfährt, kann sich sein Verhalten verschlechtern, was im schlimmsten Fall zu aggressivem Verhalten führen kann. Es ist wichtig, Fiddeln als einen frühen Hinweis auf Stress zu sehen und entsprechend zu handeln.

Mythos 6: Fiddeln ist ein Zeichen von schlechtem Training oder schlechter Erziehung.

Realität: Fiddeln ist kein Zeichen von schlechtem Training oder schlechter Erziehung. Es ist ein natürliches Verhalten, das viele Hunde in verschiedenen Situationen zeigen, insbesondere wenn sie sich unsicher oder gestresst fühlen. Selbst gut erzogene und gut trainierte Hunde können fiddeln, wenn sie auf neue oder unangenehme Situationen stoßen. Das Verhalten zeigt eher den momentanen emotionalen Zustand des Hundes als seine Ausbildung oder Erziehung.

Mythos 7: Man sollte Fiddeln immer unterbrechen, um den Hund nicht in seinem Verhalten zu bestärken.

Realität: Es ist wichtig zu verstehen, dass Fiddeln ein Bewältigungsmechanismus ist und nicht als „schlechtes“ Verhalten angesehen werden sollte, das man sofort korrigieren muss. Anstatt das Fiddeln sofort zu unterbrechen, sollte man die Situation beobachten und beurteilen, ob der Hund wirklich Unterstützung braucht oder ob er in der Lage ist, sich selbst zu beruhigen. Ein vorschnelles Eingreifen kann den Hund sogar noch mehr stressen, während ein behutsamer, unterstützender Ansatz ihm helfen kann, sich sicherer zu fühlen.

Fazit

“Fiddeln” ist ein komplexes Verhalten, das oft missverstanden wird. Es zeigt, dass ein Hund sich in einer Situation unsicher fühlt und versucht, sich selbst zu beruhigen oder eine Situation zu entschärfen. Indem Du die Zeichen von “Fiddeln” erkennst und verstehst, kannst Du besser einschätzen, wann Du Deinem Hund Zeit geben solltest, die Situation zu verarbeiten, und wann Du eingreifen solltest, um ihm zu helfen. Das Verständnis für solche Verhaltensweisen hilft Dir, eine tiefere Bindung zu Deinem Hund aufzubauen und seine Bedürfnisse besser zu verstehen.

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