Wer sich einen Familienhund wünscht, hat oft ein klares Bild vor Augen: ein treuer Gefährte, kinderlieb, verschmust, verspielt und im besten Fall leicht erziehbar. Doch so einfach ist es leider nicht. Denn nicht jede Hunderasse bringt automatisch die Voraussetzungen mit, um im turbulenten Familienalltag aufzugehen – und genau hier liegt ein grosses Missverständnis. Wir wollen nicht bestimmte Rassen schlechtreden, sondern zeigen, warum manche Hunde weniger gut ins Familienleben passen. Dabei werfen wir vor allem einen Blick auf Wesenszüge, die in der Praxis oft unterschätzt – und dadurch schnell zur Herausforderung – werden.
Zur Erinnerung: Was einen guten Familienhund ausmacht
Ein geeigneter Familienhund ist mehr als nur kinderlieb. Er sollte ein ausgeglichenes Wesen mitbringen, geduldig sein, auch in stressigen Momenten ruhig bleiben und sich gut in den Alltag einer Familie integrieren können. Das heisst konkret:
- Freundliches, soziales Wesen – sowohl gegenüber Menschen als auch anderen Tieren
- Geduld & Reiztoleranz – vor allem im Umgang mit Kindern
- Anpassungsfähigkeit – an wechselnde Tagesabläufe oder Lautstärke
- Bereitschaft zur Zusammenarbeit – also ein gewisses Mass an „Will to please“
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Wenn der Charakter nicht zum Familienleben passt
Viele Hunde, die auf den ersten Blick toll wirken – sei es wegen ihrer Optik, Beliebtheit oder vermeintlicher Eigenschaften – bringen Wesenszüge mit, die im Alltag mit Kindern, Terminen und begrenzten Ressourcen schlicht nicht gut funktionieren.
Hier einige Charaktereigenschaften von Hunden, die im Familienalltag zu Herausforderungen führen können:
- Starkes Schutzverhalten: Klingt gut, führt aber schnell zu Problemen mit Besuch, Fremden oder Kindern.
- Ausgeprägter Jagdtrieb: Ein Vogel oder Ball genügt, und der Hund ist weg.
- Hoher Eigenwille: Selbstständigkeit ist faszinierend – aber auch anstrengend, wenn Regeln konsequent eingehalten werden müssen – und zwar von ausnahmslos allen Familienmitgliedern.
- Geringe Reizschwelle: Kinderlärm, hektisches Treiben, wechselnde Routinen – all das kann sensible Hunde schnell überfordern.
- Extremer Bewegungsdrang: Ein Hund, der täglich mehrere Stunden geistig wie körperlich ausgelastet werden muss, ist kaum neben Job, Kindern und Haushalt zu managen.
⚠️ Diese Merkmale machen einen Hund keinesfalls „schlecht“ – aber eben nicht zum Familienhund im klassischen Sinne.
Diese Rassen sind für Familien meist weniger geeignet
Nicht jeder Hund passt automatisch in jede Lebenssituation – auch wenn viele Rassen mit guter Sozialisierung alltagstauglich werden können, gibt es einige, bei denen die Kombination mit kleinen Kindern, Trubel oder wenig Hundeerfahrung schnell zur Herausforderung wird.
- Akita Inu: Selbstständig, territorial und oft wenig interessiert an Unterordnung. Diese japanische Rasse braucht eine konsequente, ruhige Hand und ist im Umgang mit Kindern nicht immer geduldig.
- Border Collie: Äusserst intelligent und arbeitswillig, aber nur glücklich, wenn er täglich geistig wie körperlich ausgelastet wird. Als reiner Familienhund schnell unterfordert – was zu Verhaltensproblemen führen kann.
- Cane Corso Italiano: Kraftvoller, wachsamer Beschützer mit starkem Schutztrieb. Er braucht klare Führung und soziale Sicherheit – nicht ideal für Familien mit wechselnden Besuchern oder viel Trubel.
- Chow Chow: Distanziert, eigenwillig und oft wenig verspielt. Der Chow Chow wirkt majestätisch, ist aber kein Hund für eine enge emotionale Bindung zu mehreren Familienmitgliedern – vor allem nicht zu kleinen Kindern.
- Dogo Argentino: Selbstbewusst, muskulös und ursprünglich als Jagdhund gezüchtet. Ohne Erfahrung und Führung kann sein Temperament schnell zur Belastung werden – besonders in unstrukturierten Familienumgebungen.
- Jack Russell Terrier: Dieser Terrier ist zwar klein, aber dafür voller Energie, jagdlich motiviert und braucht viel Bewegung sowie konsequente Erziehung. In Familien ohne Zeit für Auslastung schnell überdreht.
- Malinois (Belgischer Schäferhund): Ein echter Arbeitshund mit hoher Reizempfänglichkeit und starker Motivation. Für Anfänger oder Familien, die einen ausgeglichenen Begleithund suchen, ist er meist zu anspruchsvoll.
- Rhodesian Ridgeback: Selbstständig, kraftvoll und wachsam – mit einem ausgeprägten Willen zur Eigenständigkeit. Diese Eigenschaften machen ihn für hektische oder unerfahrene Familien weniger geeignet.
- Shar Pei: Reserviert und wachsam. Der Shar Pei ist loyal gegenüber seiner Bezugsperson, aber nicht der Typ Familienhund, der offen auf Kinder oder Besuch reagiert.
- Shiba Inu: Eigenständig, stolz und kaum an Gehorsam interessiert. Der Shiba lässt sich nicht verbiegen – das kann im Familienalltag mit wechselnden Reizen und Anforderungen schnell zur Belastungsprobe werden.
- Weimaraner: Sensible Jagdhunde mit extrem hohem Energielevel und starkem Bindungsverhalten. Wenn sie nicht täglich geistig wie körperlich gefordert werden, reagieren sie oft mit Nervosität oder unerwünschtem Verhalten.
Fazit: Der “richtige” Familienhund beginnt bei der Auswahl
Nicht jeder Hund ist ein geeigneter Familienhund – und das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist, dass du weisst, warum manche Hunde besser in erfahrene Hände gehören oder ein ruhigeres Zuhause brauchen.
Mit der richtigen Wahl legst du den Grundstein für ein entspanntes, harmonisches Familienleben – und schaffst die besten Voraussetzungen für eine starke Mensch-Hund-Bindung.