Hybrid-Hunde («Designer Dogs») sind nicht automatisch gesünder – neue Studie klärt auf

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Labradoodle, Cockapoo oder Cavapoo – die sogenannten «Designer Dogs» haben in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Häufig wird behauptet, Mischungen aus zwei Rassen seien gesünder als reinrassige Hunde. Doch wie belastbar ist diese Annahme? Eine aktuelle Studie des Royal Veterinary College (RVC) in London bringt Klarheit – und widerlegt das verbreitete Gesundheitsversprechen weitgehend.

Was sind Designer Dogs?

Unter «Designer Dogs» versteht man gezielte Kreuzungen zweier etablierter Rassen, meist mit einem vermarktbaren Namen. Beispiele sind der Labradoodle (Labrador × Pudel), Cockapoo (Cocker Spaniel × Pudel) oder Cavapoo (Cavalier King Charles Spaniel × Pudel). Anders als bei traditioneller Rassezucht handelt es sich hier nicht um langjährige Selektion, sondern um erste oder wenige Generationen von Kreuzungen, oft ohne übergeordnetes Zuchtziel ausser der Nachfrage nach einem «besonderen Hund».

Die RVC-Studie: Größter Datensatz zu Designer-Hunden

Eine Forschergruppe des RVC untersuchte 2024 in der bislang weltweit größten Vergleichsstudie die drei beliebtesten Designerhunde in Großbritannien (Labradoodle, Cockapoo, Cavapoo) und verglich deren Krankheitsrisiko mit den jeweiligen Ursprungsrassen. Grundlage waren Daten aus der VetCompass-Datenbank mit zehntausenden Hundeprofilen.

Das Ergebnis: In 86,6 % der untersuchten 57 häufigsten Erkrankungen zeigte sich kein Unterschied zwischen Designer-Hunden und Rassehunden. In 13,4 % der Fälle gab es Unterschiede – jedoch hatten Designer-Hunde öfter ein erhöhtes Risiko (7,0 %) als ihre reinrassigen Eltern (6,4 %). Ein klarer Vorteil der Hybrid-Hunde konnte somit nicht belegt werden.

Genetische Vielfalt ≠ automatische Gesundheit

Die Idee, dass Kreuzungen generell «gesünder» seien, beruht auf dem Konzept der Heterosis («Mischungsvorteil»). Dieser Effekt kann vorkommen, ist aber nicht garantiert – insbesondere wenn in beiden Ursprungsrassen ähnliche Risikogene vorliegen. So leiden z. B. sowohl Cavalier King Charles Spaniel als auch Pudel unter genetischen Herzproblemen. Ein Cavapoo hat daher kein geringeres Risiko, sondern trägt potenziell beide Belastungen in sich.

Auch eine Studie aus Schweden (2018, Svenska Kennelklubben) fand keine systematischen Unterschiede bei der Lebenserwartung zwischen Rassehunden und Hybriden. Entscheidend ist vielmehr die Qualität der Zucht – Gesundheitsselektion, genetische Tests, verantwortungsvolle Aufzucht.

Praktische Konsequenzen für Hundeinteressierte

Wer sich für einen Hund entscheidet, sollte nicht auf das Versprechen «Mischlinge sind automatisch gesünder» vertrauen. Stattdessen gilt:

  • Rassespezifische Risiken kennen: Informiere dich über typische Erkrankungen der jeweiligen Rassen (z. B. Hüftdysplasie beim Labrador, Mitralklappenendokardiose beim Cavalier King Charles Spaniel, Epilepsie beim Pudel).
  • Zuchtstätte kritisch prüfen: Seriöse Züchter:innen dokumentieren Gesundheitsuntersuchungen, zeigen Muttertier und Welpen und verzichten auf extreme Merkmale.
  • Individuelle Eignung beachten: Wichtiger als der «Hybrid-Status» sind Temperament, Aktivitätslevel und Pflegeaufwand – ein Labradoodle kann z. B. sehr fordernd in Bewegung und Fellpflege sein.
  • Alternativen bedenken: Auch Tierheime und Tierschutzorganisationen vermitteln gesunde, sozialverträgliche Hunde – ohne Designerlabel.

Häufige Fragen (FAQ)

Sind Mischlinge generell gesünder als Rassehunde?

Nein. Der Mischungs-Effekt ist nicht automatisch gegeben. Viele Krankheiten können in beiden Elternrassen vorkommen und sich im Designerhund sogar summieren.

Haben Designer Dogs eine längere Lebenserwartung?

Studien aus Großbritannien und Skandinavien zeigen: Es gibt keinen konsistenten Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Designerhunden und Rassehunden.

Welche Rolle spielt der Züchter?

Eine sehr große! Seriöse Zucht bedeutet Gesundheitschecks, genetische Tests, sorgfältige Auswahl der Elterntiere und eine gute Aufzucht – unabhängig davon, ob es sich um Rassehunde oder Kreuzungen handelt.

Soll ich lieber einen Rassehund oder einen Designerhund wählen?

Wichtiger als das Label ist, dass du die Bedürfnisse der Rasse(n) kennst, deine Lebenssituation ehrlich einschätzt und eine seriöse Quelle wählst.

Fazit

Die Annahme, dass Labradoodle, Cockapoo oder Cavapoo grundsätzlich gesünder seien als ihre Ursprungsrassen, lässt sich wissenschaftlich nicht belegen. Entscheidend bleibt die Verantwortung in der Zucht – mit Fokus auf Gesundheit, Wesen und artgerechte Haltung. Hundeinteressierte sollten sich deshalb weniger von «Trends» leiten lassen, sondern genau hinschauen, wie und wo ein Hund gezüchtet und aufgezogen wurde.

Quelle

Wiles BM et al. (2024): Health of Designer Crossbred Dogs in the UK Compared with their Purebred Parental Breeds. PLOS One. Publikation

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