Hündin oder Rüde? Von Vorurteilen zu Fakten

Rüde schnüffelt an Weibchen

Die Entscheidung, einen Hund in die Familie aufzunehmen, ist selten leicht. Neben Alter des Hundes stellt sich Vielen die grosse Frage: Hündin oder Rüde? Sind die Unterschiede wirklich so eklatant? Und ist das überhaupt wichtig?

Hündin oder Rüde? Viele Vorurteile

Rüden neigen eher zur Dominanz, so heisst es. Dementsprechend verhalten sich die meisten Rüden aggressiver, lautet eine weitere Annahme. Dafür sind Hündinnen angeblich anfälliger für Stress und insgesamt sensibler. Hinsichtlich der medizinischen Kosten kommen auf beiden Seiten Vorurteile hinzu.

Eine Entscheidungshilfe: Hündin oder Rüde?

Letztendlich nimmt dir niemand die Entscheidung ab, ob du nun eine Hündin oder einen Rüden in deiner Familie willkommen heisst. Allerdings erweist es sich oft als hilfreich, zumindest mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen. Denn viele davon entpuppen sich in der Realität letztlich als heisse Luft.

Sind Rüden dominanter und aggressiver?

Kurzgefasst: nein, sind sie nicht! Wie Hunde sich verhalten, resultiert – völlig unabhängig vom Geschlecht – aus den sogenannten Prägephasen. Los geht es mit dem Muttertier, sei es beim Züchter oder anderswo. Das Muttertier gibt Hormone an ihre Welpen weiter, dazu zählen auch Stresshormone. Macht das Muttertier einschneidende Erfahrungen, prägt dies die Welpen entsprechend.

Weitere Prägephasen kommen im Alter zwischen fünf und zwölf Monaten hinzu. In diesem Zeitraum ist der Umgang mit dem Welpen ausschlaggebend. Bei artgerechter und verantwortungsvoller Aufzucht werden weder aus Rüden noch Hündinnen aggressive oder hypersensible Tiere.

Sind Hündinnen sensibler und gestresster?

Auch diese Aussage stimmt nur zum Teil. Fakt bleibt, dass Hündinnen nach Erreichen der Fruchtbarkeit regelmässig ihre Periode bekommen. Das führt teilweise zur sogenannten Scheinträchtigkeit – für die Einen eine unliebsame Verhaltensauffälligkeit, für die Anderen nicht tragisch.

Besagte Scheinträchtigkeit äussert sich bei jeder Hündin individuell. Manche reagieren wenig sensibel, während andere zuhause “Nester” bauen und nervös nach Welpenersatz suchen. Möchte man diese Nebenwirkungen nicht regelmässig durchmachen, besteht die Lösung des “Problems” in einer Kastration.

Hündin oder Rüde? Hin zu den Fakten

Bei der Auswahl des Familienzuwachses sollte bestenfalls nicht das Geschlecht, sondern das Wesen des Individuums entscheiden. Und zum Wesen von Hunden lässt sich sagen, dass dies, neben den Prägephasen, stark von Rasse sowie letztlich der Erziehung abhängt.

Um doch nochmal auf Geschlechter zurückzukommen, ein Fakt nebenbei: grösstenteils ist es so, dass Rüden voll ausgewachsen grösser und schwerer sind als Hündinnen derselben Rasse.

Stimmt die Erziehung, stimmt die Chemie

Letztlich kommt es oft also gar nicht darauf an, ob du einen Rüden oder eine Hündin vor dir hast. Förderung und Bindung könnte man als “letzte” Prägephase nehmen, mit der Hund dir seinen Charakter offenbart.

Beachte, dass Hunderassen, die ursprünglich als Arbeitstiere gezüchtet wurden, ein unterschiedliches Mass an geistiger und körperlicher Auslastung brauchen. Der Jaghund hat seinen Jagdtrieb, der Hüte- bzw. Wachhund seinen Beschützerinstinkt und der Treibhund muss rennen. Fehlt Hunden etwas, das in ihrer Natur liegt, reagieren sie mit etwas, das wir Menschen “Verhaltensauffälligkeit” nennen.

Deshalb ist es an uns, den Hund mit seinem artenspezifischen Wesen zu fördern und artgerecht zu halten. Hunde als solche sind, erneut geschlechtsunabhängig, sehr lernfähige Tiere. Nutzen wir diesen Umstand und verschaffen Rüde oder Hündin eine vertraute, liebevolle und wertschätzende Erziehung, wird aus ausnahmslos jedem Hund der treue Begleiter fürs Leben.

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