In der Welt der Hundezucht ist Qualität entscheidend – für die Gesundheit der Hunde, das Vertrauen der Käufer und nicht zuletzt für das Tierwohl. Aber wie sieht es eigentlich mit offiziellen Zertifizierungen für Hundezüchter aus? Gibt es staatlich anerkannte Nachweise, die zeigen, ob ein Züchter seriös arbeitet? Wir werfen einen Blick auf die Regelungen in der DACH-Region und zeigen, welche Zertifizierungen es gibt, wie sie zustande kommen und worauf man als Hundehalter oder Interessent achten sollte.
Gibt es staatliche Zertifizierungen für Hundezüchter?
Kurz gesagt: Nein – nicht in einheitlicher Form. In keinem der drei Länder gibt es ein flächendeckendes, verpflichtendes Zertifizierungssystem, das Züchter standardisiert ausbildet und prüft.
Stattdessen greifen regionale Vorschriften, das jeweilige Tierschutzgesetz und Qualifikationen von Verbänden und Veterinärbehörden.
Besonders wichtig ist dabei der Sachkundenachweis, der für gewerbsmässige Zucht in allen drei Ländern Voraussetzung ist.
Deutschland: Zertifizierungen für Hundezüchter
In Deutschland ist für gewerbsmässige Zucht eine behördliche Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 3 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) erforderlich. Diese wird vom jeweiligen Veterinäramt erteilt und setzt einen Sachkundenachweis voraus. Wie dieser erbracht wird, ist nicht einheitlich geregelt – möglich sind etwa:
- Schulungen bei Tierärztekammern
- Zertifizierte Fortbildungen von Tierschutzorganisationen
- Praktische Erfahrung in Zuchtbetrieben
Wichtige Institutionen für die Hundezucht in Deutschland
VDH – Verband für das Deutsche Hundewesen
- Grösster Zuchtverband Deutschlands, Mitglied der FCI
- Strenge Zuchtbestimmungen inkl. Gesundheits- und Wurfkontrollen
- VDH-Züchter gelten als besonders vertrauenswürdig
- Weiterbildung durch die VDH-Akademie (z. B. zu Genetik, Aufzucht, Welpenentwicklung)
IHV – Internationaler Hundeverband
- Stellt hohe Anforderungen an Transparenz und Gesundheit
- Verpflichtende DNA-Hinterlegung zur Herkunftssicherung
- Keine staatliche Anerkennung, aber in der Praxis ein seriöser Qualitätsnachweis
ICR – Internationaler Club für Rassehunde und Katzenzucht
- Unabhängiger Verein ohne offizielle Zertifizierung
- Bietet Unterstützung und Standards für Züchter, v. a. in der privaten Liebhaberzucht
Österreich: Zertifizierungen für Hundezüchter
In Österreich gilt das Tierschutzgesetz (TSchG). Wessen Hunde mehr als drei Würfe pro Jahr haben, gilt als gewerblich und braucht eine behördliche Genehmigung mit nachgewiesener Sachkunde. Diese kann durch Kurse oder praktische Erfahrung erworben werden.
Wichtige Institutionen für die Hundezucht in Österreich
ÖKV – Österreichischer Kynologenverband
- Nationaler FCI-Partner, ähnlich dem VDH aus Deutschland
- Vergibt Stammbäume nur bei Einhaltung strenger Zuchtauflagen
- Schulungen und Fortbildungen zu Genetik, Aufzucht und Gesundheit
- Qualitätssiegel durch Mitgliedschaft und dokumentierte Einhaltung der Standards
Schweiz: Zertifizierungen für Hundezüchter
In der Schweiz ist die Hundezucht durch das Tierschutzgesetz (TSchG) und die Tierschutzverordnung (TSchV) besonders streng geregelt. Seit 2008 ist ein Sachkundenachweis (SKN) für Personen Pflicht, die regelmässig oder gewerblich Hunde züchten – also ab mehr als drei Würfen pro Jahr.
Zertifizierungen und Institutionen für die Hundezucht in der Schweiz
SKN – Sachkundenachweis nach Art. 68 TSchV
- Vermittelt Kenntnisse in Tierschutz, Zuchtethik, Gesundheit und Verhalten
- Durchführung durch anerkannte Organisationen wie die SKG oder Tierfachschulen
- Verpflichtend für gewerbliche Züchter
SKG – Schweizerische Kynologische Gesellschaft
- Grösster kynologischer Verband der Schweiz, FCI-Mitglied
- Nur bei Einhaltung strenger Zuchtbestimmungen dürfen Hunde als SKG-Zuchttiere registriert werden
- Organisation von Schulungen, die für den Sachkundenachweis anerkannt sind
Wie kann man Zertifizierungen von Hundezüchtern nachprüfen?
Wenn ein Züchter von „Zertifizierungen“ oder „anerkannten Nachweisen“ spricht, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn im DACH-Raum gibt es keine einheitliche staatliche Instanz, die ein zentrales Züchterregister führt. Trotzdem kann man sich auf verschiedenen Wegen ein recht gutes Bild machen.
- Offizielle Züchterlisten der kynologischen Dachverbände: Verbände wie der VDH (Deutschland), ÖKV (Österreich) und die SKG (Schweiz) führen öffentlich zugängliche Züchterdatenbanken auf ihren Webseiten. Diese enthalten Namen und Adressen von eingetragenen Züchtern, Informationen zu den Zuchtstätten sowie Hinweise zu ggf. vorhandenen Kursen, Prüfungen und Auszeichnungen.
- Nachweise direkt anfordern: Verantwortungsbewusste Züchter haben nichts zu verbergen. Du kannst konkret nach Unterlagen fragen, wie z.B. der Teilnahmebescheinigung von anerkannten Kursen, dem Sachkundenachweis oder Stammbäumen der Zuchttiere.
- Recherche beim Veterinäramt (nur bei konkretem Verdacht): In Deutschland, Österreich und der Schweiz kann man sich auch an das zuständige Veterinäramt oder die kantonale Veterinärbehörde wenden, wenn man ernsthafte Zweifel an der Seriosität eines Züchters hat. Zwar erhält man aus Datenschutzgründen nicht immer Auskunft – aber Hinweise oder Beschwerden werden geprüft.
Sind Züchter ohne Verband automatisch unseriös?
Nein – aber es wird deutlich schwerer, ihre Qualität und ihre Haltung objektiv einzuschätzen.
Ein Züchter, der keinem Verband angeschlossen ist, unterliegt keinen externen Zuchtauflagen. Es gibt:
- keine (gesetzlich) verpflichtenden Gesundheitskontrollen
- keine Wurfabnahmen durch Fachleute
- keine Nachweispflicht über Genetik oder Sozialverhalten der Elterntiere
- keine Rückbindung an ein Tierschutzkonzept oder Ethikregeln
Das bedeutet nicht automatisch schlechte Bedingungen – aber es fehlt die Struktur zur Qualitätssicherung, die Verbände bieten.
Warum werden viele Züchter keine Verbandsmitglieder?
Nicht jeder seriöse Züchter ist automatisch Mitglied in einem Zuchtverband – und nicht jeder Zuchtverband garantiert automatisch höchste Qualität. Es gibt viele Gründe, warum Züchter den offiziellen Weg bewusst nicht gehen.
- Nicht FCI-anerkannte Rassen: Wer eine Hunderasse züchtet, die (noch) nicht vom internationalen Dachverband FCI anerkannt ist, kann in vielen Fällen gar kein offizielles Zuchtbuch über einen grossen Verband führen.
- Hobbyzucht im kleinen Rahmen: Manche Züchter möchten bewusst keine umfangreiche Zucht aufbauen, sondern haben nur gelegentlich einen Wurf, etwa von der eigenen Hündin im Familienumfeld.
- Hohe Kosten und Anforderungen der Zuchtverbände: Zuchtverbände stellen nicht nur Qualitätsanforderungen, sie sind für Züchter auch mit Aufwand und Kosten verbunden. Wer einem anerkannten Verein beitritt, verpflichtet sich, zahlreiche Vorgaben einzuhalten, die teils mit immensen Kosten verbunden sind (Genetische Tests, Gesundheitschecks, Abnahme der Zuchtstätte durch Zuchtwarte, Teilnahme an Fortbildungen, Zuchtbucheinträge etc.). Hinzu kommen finanzielle Beiträge für die Mitgliedschaft im Verband.
- Alternative Zuchtziele: Wer zum Beispiel Wert auf Gebrauchshunde, Leistung oder Gesundheit legt – und sich nicht an den optischen Idealen vieler Showlinien orientieren möchte –, fühlt sich in klassischen Zuchtverbänden oft nicht ausreichend repräsentiert.
Noch einmal: All das bedeutet nicht automatisch, dass eine solche Zucht schlechter ist. Aber es fehlt dann die übergeordnete Kontrolle und das Regelwerk, das bei anerkannten Zuchtstätten verpflichtend ist.
Last but not least: Wozu überhaupt Zertifizierungen für Hundezüchter?
Manche fragen sich: „Wozu braucht man das alles? Reicht es nicht, wenn der Hund gesund und niedlich ist?“ – Leider nein. Zucht ist mehr als Welpen vermehren.
Hinter Zertifizierungen für Hundezüchter, Sachkundenachweisen und Zuchtstandards steckt ein klares Ziel: Verantwortung gegenüber dem Tier und der zukünftigen Halterin oder dem Halter.
Ausbildung & Sachkunde
Hundezucht ist komplex: Von Vererbung genetischer Merkmale über die Früherkennung von Krankheiten bis hin zur sozialen Prägung der Welpen braucht es Know-how. Zertifikate und Fortbildungen sorgen dafür, dass Züchter über dieses Wissen verfügen.
Gesundheit & Tierwohl
Zuchtstandards schreiben Gesundheitschecks vor – oft inklusive Gentests. So kann man das Risiko für schwere Erbkrankheiten deutlich senken. Auch die Haltungsbedingungen werden durch Verbände und Behörden geprüft.
Herkunft & Nachvollziehbarkeit
Stammbäume, DNA-Profile und Wurfabnahmen sorgen dafür, dass:
- die Herkunft der Tiere eindeutig belegbar ist
- keine Inzucht oder unkontrollierte Vermehrung stattfindet
- Zuchtziele dokumentiert werden (z. B. Wesen, Form, Gesundheit)
Tierschutz & Verantwortung
Zertifizierte Züchter verpflichten sich normalerweise zur Einhaltung eines Ethik-Kodexes, der u. a. vorsieht:
- Hunde nicht an ungeeignete Menschen abzugeben
- Welpen nicht unter der Hand oder übers Internet zu verkaufen
- bei Problemen auch später noch ansprechbar zu sein
Ein gutes Zuchtumfeld bedeutet, dass der Hund nicht nur körperlich, sondern auch psychisch gut vorbereitet ist – auf die Welt draussen, auf den Alltag, auf seine Menschen.



