Die Welpenaufzucht umfasst die gesamte Betreuung, Pflege und Förderung eines Wurfs von der Geburt bis zur Abgabe an die neuen Halter:innen. Sie beginnt mit der Versorgung der neugeborenen Welpen und endet frühestens in der 8. Lebenswoche – oftmals aber erst, wenn die Welpen optimal sozialisiert und bereit für ihr neues Zuhause sind. Für verantwortungsvolle Züchter:innen ist die Welpenaufzucht eine anspruchsvolle Aufgabe mit hoher Verantwortung – denn sie prägt das gesamte spätere Leben des Hundes.
Phasen der Welpenaufzucht
Die Aufzucht lässt sich in mehrere entwicklungsspezifische Phasen einteilen:
1. Neonatale Phase (1.–2. Woche)
- Welpen sind blind, taub und vollkommen auf die Mutter angewiesen
- Saugreflex, Wärmebedürfnis und Körperkontakt stehen im Vordergrund
- Tägliches Wiegen ist essenziell zur Kontrolle der Entwicklung
2. Übergangsphase (3. Woche)
- Augen und Gehör öffnen sich
- Erste Gehversuche und Reaktionen auf Umweltreize
- Kontaktaufnahme mit Geschwistern beginnt
3. Sozialisierungsphase (4.–8. Woche)
- Prägende Zeit für Verhalten und Stressresistenz
- Kontakt zu Menschen, Alltagsgeräuschen, Umweltreizen
- Spielverhalten, Beißhemmung und Rudelregeln werden gelernt
- Erste Impfungen, Entwurmung, Umstellung auf feste Nahrung
4. Prägungsphase (8.–12. Woche)
- Intensive Lernphase – Offenheit für neue Reize ist besonders hoch
- Spätester Zeitpunkt für kontrollierte Abgabe an neue Halter:innen
- Beginn der individuellen Bindungsentwicklung
Aufgaben der Züchter:innen bei der Welpenaufzucht
- Kontinuierliche Überwachung von Gewicht und Entwicklung
- Sauberkeit, Wärme und Schutz in der Wurfumgebung
- Qualitativ hochwertige Nahrung für Muttertier und Welpen
- Gezielte Förderung durch Spiele, Reize und erste Trainingseinheiten
- Regelmäßige Gesundheitskontrollen und tierärztliche Betreuung
- Vorbereitung auf das Leben im neuen Zuhause (z. B. Autofahren, Alltagssituationen, Geräusche)
Die frühe Förderung sollte immer angepasst an Alter, Temperament und Entwicklungsstand der einzelnen Welpen erfolgen – Überforderung oder Isolation können langfristige Schäden verursachen.
Sozialisierung – entscheidend für das spätere Leben
Die Sozialisierung ist einer der wichtigsten Aspekte der Welpenaufzucht. Was ein Hund in den ersten Wochen seines Lebens erlebt – oder nicht erlebt –, beeinflusst seine spätere Lernfähigkeit, sein Verhalten und seine Stressresistenz. Deshalb ist es entscheidend, dass Welpen früh:
- verschiedene Menschen kennenlernen (Alter, Geschlecht, Bewegungstypen)
- Alltagsgeräusche hören (Staubsauger, Klingel, Autos, Musik)
- unterschiedliche Untergründe, Höhen und Umgebungen erleben
- spielerisch an Halsband, Leine und Transportbox herangeführt werden
- mit Geschwistern üben, wie man Konflikte löst und sich zurücknimmt
Züchter:innen tragen hier die volle Verantwortung – was in dieser Zeit versäumt wird, lässt sich später oft nur mühsam korrigieren.
Abgabe und Übergang ins neue Zuhause
Eine zu frühe oder schlecht vorbereitete Abgabe kann langfristige Folgen haben. Guter Züchterkontakt bedeutet:
- Abgabe frühestens mit 8 Wochen (besser: 9–10 Wochen)
- Vorbereitung der neuen Halter:innen durch Beratung, Fragen und Kennenlernen
- Mitgabe eines „Welpenpakets“ mit Futter, Decke, Impfausweis, Tipps
- Begleitung der ersten Schritte im neuen Zuhause (Telefonkontakt, Rücknahmeangebot)
Häufige Fragen zur Welpenaufzucht
Wie oft sollte ein Welpe gewogen werden?
In den ersten 3 Wochen täglich – danach alle paar Tage. Stagnierendes Gewicht ist ein Warnsignal.
Kann man einen Welpen in der Wohnung sozialisieren?
Teilweise ja – etwa durch Geräusche, Untergründe oder Besucher. Trotzdem sind später Außenreize und Umwelterfahrungen unverzichtbar.
Wann beginnt man mit fester Nahrung?
Ab der 3.–4. Woche können Welpen langsam an feste Nahrung (z. B. eingeweichtes Welpenfutter) herangeführt werden.
Was tun bei einem unterentwickelten Welpen im Wurf?
Intensiv beobachten, ggf. zufüttern und tierärztlich abklären. Frühförderung kann helfen – aber nur unter fachkundiger Anleitung.



