Das Nestbauverhalten ist ein instinktives Verhalten von Hündinnen, das typischerweise vor der Geburt von Welpen auftritt. Es dient dazu, für die bevorstehende Aufzucht einen geschützten, warmen und sicheren Platz vorzubereiten. Neben der physiologischen Trächtigkeit kann Nestbauverhalten auch im Rahmen einer Scheinschwangerschaft beobachtet werden.
Definition
Unter Nestbauverhalten versteht man die gezielte Aktivität der Hündin, Materialien zu sammeln oder vorhandene Plätze so zu verändern, dass sie für die Geburt und die Aufzucht von Welpen geeignet sind. Das Verhalten ist hormonell gesteuert und wird durch Veränderungen im Progesteron– und Prolaktinspiegel ausgelöst.
Typische Anzeichen
- Graben oder Scharren in Körbchen, Kisten oder auf Decken
- Zusammentragen von Gegenständen (Decken, Spielzeug, Kleidung)
- Rückzug in ruhige, abgelegene Bereiche
- Verteidigendes Verhalten gegenüber dem vorbereiteten Platz
- Ruhelosigkeit und Suchverhalten nach einem geeigneten Ort
Biologische Funktion
Das Nestbauverhalten ist evolutionär verankert und erfüllt mehrere Zwecke:
- Schutz: Welpen werden in einem geschützten, übersichtlichen Raum geboren.
- Wärme: Ein enges, gepolstertes Nest reduziert Wärmeverluste der neugeborenen Welpen.
- Sicherheit: Ein abgelegener Platz schützt vor Störungen durch andere Tiere oder Menschen.
- Bindung: Das Nest dient als zentraler Ort für die Mutter-Welpen-Interaktion.
Nestbau bei der Scheinschwangerschaft
Auch nichttragende Hündinnen können Nestbauverhalten zeigen, wenn es hormonell zu einer Scheinschwangerschaft kommt. In diesem Fall bauen die Hündinnen ebenfalls Nester, sammeln Spielzeuge als „Ersatzwelpen“ und zeigen ausgeprägtes Mutterverhalten – meist verbunden mit Milchbildung.
Praktische Bedeutung für Hundehalter:innen
- Bei trächtigen Hündinnen: Nestbau ist ein normales Zeichen für die bevorstehende Geburt. Halter:innen sollten rechtzeitig eine Wurfkiste bereitstellen – ruhig, zugfrei, leicht zu reinigen.
- Bei Scheinschwangerschaft: Verhalten ist hormonbedingt und vergeht meist innerhalb von 2–3 Wochen. Es sollte nicht durch übermäßiges Eingreifen verstärkt werden (z. B. Spielzeug als „Welpen“ entfernen).
- Stressreduktion: Hündinnen brauchen in dieser Phase Ruhe und Sicherheit.
Wissenschaftlicher Hintergrund
- Das Verhalten wird hormonell durch Prolaktin gesteuert, welches nach Abfall des Progesteronspiegels ansteigt.
- Es ist Teil des natürlichen Brutpflegeprogramms vieler Säugetiere.
- Verhaltensbiologisch zählt es zu den fortpflanzungsbezogenen Instinktprogrammen.



