Geräuschangst ist eine der häufigsten Angststörungen bei Hunden. Sie beschreibt eine übermäßige, oft panische Reaktion auf laute oder ungewohnte Geräusche wie Feuerwerk, Gewitter, Schüsse oder Verkehrslärm. Während manche Hunde lediglich leichte Unruhe zeigen, können andere unter massiven Angstzuständen leiden, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Ursachen
- Genetische Veranlagung: Manche Rassen und Linien sind besonders sensibel gegenüber akustischen Reizen.
- Prägung & Sozialisierung: Fehlende Gewöhnung an Alltagsgeräusche im Welpenalter kann das Risiko erhöhen.
- Negative Erfahrungen: Traumatische Erlebnisse in Verbindung mit lauten Geräuschen verstärken die Angst.
- Alter & Gesundheit: Ältere Hunde oder Tiere mit neurologischen Problemen reagieren oft empfindlicher.
- Individuelle Sensibilität: Unterschiede in der Stressverarbeitung spielen eine große Rolle.
Typische Auslöser
- Feuerwerk (Silvester, Festtage)
- Gewitter
- Schüsse, Böller, Jagdgeräusche
- Haushaltsgeräte (Staubsauger, Mixer)
- Verkehrslärm, Baustellen
Symptome
- Hecheln, Zittern, eingeklemmter Schwanz
- Unruhe, Umherlaufen oder Fluchtversuche
- Verstecken oder extreme Nähe zum Halter suchen
- Winseln, Jaulen, Bellen
- Speicheln, Erbrechen oder Durchfall bei starkem Stress
- Zerstörungsverhalten (Kratzen, Beißen an Türen oder Fenstern)
Folgen unbehandelter Geräuschangst
Wird die Geräuschangst nicht behandelt, kann sie sich im Laufe der Zeit verstärken und auf weitere Reize ausweiten. Manche Hunde entwickeln eine generelle Angststörung oder Phobie. Zudem besteht Verletzungsgefahr durch Panikreaktionen (z. B. Flucht über Zäune, Sprünge durch Fenster).
Behandlung & Management
Sofortmaßnahmen im Akutfall
- Ruhe bewahren und dem Hund Sicherheit vermitteln.
- Zugang zu einem sicheren Rückzugsort (Box, abgedunkeltes Zimmer) schaffen.
- Geräusche überdecken (Musik, Fernseher, White Noise).
- Kontakt und Nähe bieten – wenn der Hund das sucht. Zwang vermeiden.
Langfristige Strategien
- Desensibilisierung: Gewöhnung an Geräusche durch kontrollierte Wiedergabe in niedriger Lautstärke, langsam steigernd.
- Gegenkonditionierung: Geräusche mit Positivem (Spiel, Futter) verknüpfen.
- Ruhetraining: Aufbau von Entspannungssignalen, die auch in Stresssituationen abrufbar sind.
- Verhaltenstherapie: Zusammenarbeit mit einem Hundetrainer oder Tierverhaltenstherapeuten.
Unterstützende Hilfsmittel
- Pheromone (DAP): künstlich hergestellte „Beruhigungspheromone“ als Halsband oder Verdampfer.
- Thundershirt®: eng anliegende Shirts, die durch gleichmäßigen Druck beruhigend wirken.
- Nahrungsergänzungen: Präparate mit L-Tryptophan, Baldrian oder CBD (tierärztlich abklären!).
- Medikamente: In schweren Fällen verschreibt der Tierarzt angstlösende Präparate (z. B. Benzodiazepine, Alpha-2-Agonisten).
Prävention
- Frühe Gewöhnung an Alltagsgeräusche im Welpenalter.
- Positive Verknüpfungen: Geräusche mit Spiel oder Futter kombinieren.
- Keine Überforderung: Geräuschtraining langsam und schrittweise durchführen.
Bedeutung für den Tierschutz
Geräuschangst kann für Hunde starkes Leiden bedeuten. Da vor allem Feuerwerk zu Silvester für viele Hunde eine extreme Belastung darstellt, fordern Tierschutzorganisationen Einschränkungen von privatem Böllern. Auch im Alltag ist es wichtig, Hunde nicht unnötig lauten und stressigen Situationen auszusetzen.



