Das Wurfgeschwister-Syndrom (auf Englisch “Littermate Syndrome”) bezieht sich auf Verhaltensprobleme, die auftreten können, wenn zwei Welpen aus demselben Wurf gemeinsam aufgezogen werden. Es kann auch auftreten, wenn Welpen ähnlichen Alters zusammen adoptiert werden. Obwohl es nicht bei allen Hunden vorkommt, haben Welpen, die zusammen aufwachsen, oft Schwierigkeiten, sich individuell zu entwickeln. Sie können eine starke emotionale Abhängigkeit voneinander entwickeln, die zu Verhaltensproblemen wie Angst, Aggression oder Bindungsstörungen führt.
Warum ist das Wurfgeschwister-Syndrom problematisch?
Wenn zwei Welpen aus demselben Wurf zusammen großgezogen werden, können sie dazu neigen, sich stärker aufeinander als auf ihre Besitzer oder andere Hunde zu konzentrieren. Das kann ihre Fähigkeit, unabhängig und gut sozialisiert zu sein, beeinträchtigen. Typische Probleme, die durch das Wurfgeschwister-Syndrom entstehen, sind:
- Übermäßige Abhängigkeit: Die Welpen entwickeln eine extrem enge Bindung zueinander und verlassen sich auf den anderen Hund für Sicherheit und Orientierung, anstatt auf ihre Menschen oder die Umwelt zu reagieren.
- Soziale und emotionale Unterentwicklung: Beide Hunde haben möglicherweise Schwierigkeiten, soziale Fähigkeiten mit anderen Hunden oder Menschen zu entwickeln, weil sie ihre ganze Aufmerksamkeit aufeinander richten.
- Angst und Unsicherheit: Wenn die Geschwister getrennt werden, zeigen sie oft extreme Angstzustände und Trennungsangst. Dies kann zu Verhaltensproblemen wie Bellen, Zerstörungswut oder Unsauberkeit führen.
- Aggression: Manchmal entwickeln sich Rivalitäten zwischen den Welpen, die zu aggressivem Verhalten führen können, besonders im Hinblick auf Futter, Spielzeug oder Aufmerksamkeit von Menschen.
Typische Anzeichen des Wurfgeschwister-Syndroms
Die Symptome des Wurfgeschwister-Syndroms können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Hier sind einige häufige Anzeichen:
- Extreme Abhängigkeit voneinander: Die Hunde geraten in Panik oder zeigen Anzeichen von Stress, wenn sie voneinander getrennt werden, auch nur für kurze Zeit.
- Schwierigkeiten beim Gehorsamstraining: Es fällt den Hunden schwer, sich auf den Besitzer zu konzentrieren, da sie so stark aufeinander fixiert sind.
- Aggression: Häufig kommt es zu aggressiven Verhaltensweisen zwischen den Geschwistern, besonders im Zusammenhang mit Ressourcen wie Futter oder Aufmerksamkeit.
- Schüchternheit oder Angst vor Fremden: Hunde, die unter dem Wurfgeschwister-Syndrom leiden, zeigen oft Angst oder Zurückhaltung gegenüber Fremden, sowohl Menschen als auch anderen Hunden, da sie keine guten Sozialisationserfahrungen gemacht haben.
- Unabhängigkeitsschwierigkeiten: Diese Hunde haben oft Schwierigkeiten, alleine zu sein, was zu Trennungsangst führen kann.
Wie kann man das Wurfgeschwister-Syndrom vermeiden?
Das Wurfgeschwister-Syndrom lässt sich vermeiden oder abmildern, indem man sicherstellt, dass beide Welpen genug Zeit getrennt voneinander verbringen, um ihre eigene Identität und Unabhängigkeit zu entwickeln. Hier sind einige Ansätze:
1. Individuelle Erziehung:
Es ist wichtig, jeden Welpen separat zu trainieren, damit sie lernen, unabhängig von einander Anweisungen zu folgen. Dies bedeutet, dass Du sie zu verschiedenen Zeiten trainieren und spazieren gehen solltest, damit sie sich auf Dich und ihre Umgebung konzentrieren können.
2. Sozialisierung mit anderen Hunden und Menschen:
Beide Welpen sollten ausreichend mit anderen Hunden und Menschen interagieren, um sicherzustellen, dass sie gut sozialisiert sind und keine Angst vor neuen Situationen oder unbekannten Personen entwickeln.
3. Zeitliche Trennung:
Es ist hilfreich, die Welpen regelmäßig für kurze Zeiträume voneinander zu trennen, um zu verhindern, dass sie zu abhängig voneinander werden. Diese Trennung sollte schrittweise erfolgen und darf keine negativen Assoziationen auslösen.
4. Getrennte Schlafplätze und Fütterungszeiten:
Um Rivalitäten zu vermeiden und die Unabhängigkeit zu fördern, sollten die Welpen getrennt schlafen und gefüttert werden. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, sich auf ihre eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren, ohne dass sie sich gegenseitig ablenken.
5. Professionelle Unterstützung:
Wenn das Wurfgeschwister-Syndrom bereits ausgeprägt ist, kann die Hilfe eines Hundetrainers oder Verhaltensberaters wertvoll sein. Diese Fachleute können Dir helfen, individuelle Trainingspläne zu erstellen, um die Bindung an die Menschen zu stärken und die Probleme zu lösen.
Was tun, wenn das Wurfgeschwister-Syndrom auftritt?
Wenn Du feststellst, dass bei Deinen Hunden Anzeichen des Wurfgeschwister-Syndroms auftreten, ist es wichtig, proaktiv zu handeln:
- Trennungstraining: Beginne damit, die Hunde in kleinen Schritten voneinander zu trennen, um ihre Abhängigkeit voneinander zu reduzieren. Führe sie separat aus, trainiere sie einzeln und lasse sie gelegentlich in unterschiedlichen Räumen schlafen.
- Förderung der individuellen Bindung: Arbeite daran, dass jeder Hund eine starke Bindung zu Dir entwickelt, indem Du individuell mit ihnen interagierst und trainierst.
- Positive Verstärkung: Verwende immer positive Verstärkung im Training, um gutes Verhalten zu belohnen. Gib jedem Hund die Möglichkeit, Erfolgserlebnisse unabhängig voneinander zu sammeln.
- Geduld und Ausdauer: Das Lösen von Verhaltensproblemen, die mit dem Wurfgeschwister-Syndrom verbunden sind, erfordert Zeit und Geduld. Es ist wichtig, dass Du konsequent und beharrlich bist, um langfristige Verbesserungen zu erzielen.
Fazit: Wurfgeschwister-Syndrom verstehen und verhindern
Das Wurfgeschwister-Syndrom kann zu Verhaltensproblemen führen, wenn zwei Welpen aus demselben Wurf gemeinsam aufgezogen werden und zu stark voneinander abhängig werden. Eine sorgfältige Erziehung, bei der beide Welpen Zeit getrennt voneinander verbringen und individuell trainiert werden, kann das Auftreten des Syndroms verhindern. Solltest Du bereits Anzeichen des Wurfgeschwister-Syndroms bei Deinen Hunden beobachten, ist es wichtig, frühzeitig gegenzusteuern, um die Probleme zu mindern und eine gesunde, unabhängige Entwicklung zu fördern.