Der Begriff polyöstrisch beschreibt Tiere, die während eines Jahres mehrere Fortpflanzungszyklen durchlaufen. Im Gegensatz zu monöstrischen Tieren, die nur einen Zyklus pro Jahr haben, können polyöstrische Tiere mehrere Male im Jahr läufig werden. Bei Hunden bedeutet das, dass Hündinnen in regelmäßigen Abständen in den Brunstzyklus eintreten und paarungsbereit sind.
Was bedeutet polyöstrisch bei Hunden?
Hunde gehören zu den saisonal polyöstrischen Tieren, was bedeutet, dass sie mehrere Brunstzyklen pro Jahr haben, abhängig von Faktoren wie Rasse, Größe und Umweltbedingungen. Bei den meisten Hündinnen treten zwei Läufigkeitszyklen pro Jahr auf, etwa alle sechs Monate. Dieser Zeitraum kann jedoch variieren, insbesondere bei kleinen oder großen Rassen.
Phasen des polyöstrischen Zyklus bei Hunden
Der östrische Zyklus einer Hündin lässt sich in vier Phasen unterteilen:
- Proöstrus: Dies ist die Vorbrunstphase, die etwa 7 bis 10 Tage dauert. In dieser Zeit beginnt die Vulva der Hündin zu schwellen, und es tritt ein blutiger Ausfluss auf. In dieser Phase zeigt die Hündin möglicherweise noch keine Bereitschaft zur Paarung, wird aber für Rüden attraktiv.
- Östrus: Der Östrus ist die fruchtbare Phase des Zyklus und dauert etwa 5 bis 9 Tage. Während dieser Zeit ist die Hündin paarungsbereit und ovuliert (setzt eine oder mehrere Eizellen frei). In dieser Phase ist der blutige Ausfluss meist weniger stark, und die Hündin zeigt Verhaltensweisen, die auf Paarungsbereitschaft hinweisen, wie das Anheben des Schwanzes.
- Metöstrus: Der Metöstrus, auch Lutealphase genannt, tritt nach der Paarungsbereitschaft ein und dauert etwa 60 bis 90 Tage, unabhängig davon, ob die Hündin trächtig geworden ist. In dieser Phase bildet sich der Corpus luteum (Gelbkörper), der das Hormon Progesteron produziert, das die Gebärmutter auf eine mögliche Trächtigkeit vorbereitet.
- Anöstrus: Der Anöstrus ist die Ruhephase zwischen zwei Brunstzyklen. Diese Phase dauert mehrere Monate, und in dieser Zeit ist die Hündin nicht paarungsbereit. Die Länge des Anöstrus kann von Rasse zu Rasse variieren.
Rassespezifische Unterschiede
Obwohl Hunde als polyöstrisch gelten, gibt es Unterschiede zwischen den Rassen in Bezug auf die Häufigkeit der Läufigkeit.
- Kleinere Hunderassen wie Terrier oder Chihuahua können öfter läufig werden, oft drei bis vier Mal pro Jahr.
- Größere Rassen wie Deutsche Doggen oder Irische Wolfshunde haben in der Regel längere Zyklen und werden nur einmal oder zweimal pro Jahr läufig.
Wichtige Aspekte der polyöstrischen Fortpflanzung bei Hunden
- Fruchtbarkeit und Zuchtplanung: Für Züchter ist es wichtig, den Zeitpunkt des Östrus genau zu kennen, um den besten Zeitpunkt für die Paarung zu bestimmen. Der Östrus kann durch Verhalten und körperliche Symptome erkannt werden, aber in vielen Fällen werden auch Progesteron-Tests oder andere diagnostische Verfahren verwendet, um den genauen Zeitpunkt des Eisprungs festzustellen.
- Scheinträchtigkeit: Polyöstrische Hündinnen können auch scheinschwanger werden, wenn der Progesteronspiegel nach dem Östrus hoch bleibt, ohne dass eine Befruchtung stattgefunden hat. Dies kann zu trächigkeitsähnlichen Symptomen wie Nestbau, Gewichtszunahme und sogar Milchproduktion führen.
- Gesundheitsrisiken: Da Hündinnen mehrmals im Jahr läufig werden, besteht auch das Risiko für hormonell bedingte Erkrankungen wie Gebärmutterentzündungen (Pyometra) oder Mammatumoren. Diese Gesundheitsprobleme können durch eine Kastration oder Sterilisation reduziert werden, wenn keine Zucht geplant ist.
Fazit
Polyöstrisch bedeutet, dass Hunde während des Jahres mehrere Läufigkeitszyklen durchlaufen. Dies ermöglicht eine regelmäßige Fortpflanzung, erfordert jedoch auch eine sorgfältige Überwachung, insbesondere wenn es um Zuchtplanung, Scheinträchtigkeit oder Gesundheitsrisiken geht. Die genaue Anzahl der Zyklen variiert je nach Rasse, Größe und Gesundheitszustand des Hundes.