Pheromone sind chemische Botenstoffe, die von Tieren in die Umwelt abgegeben werden und das Verhalten oder die Physiologie von Artgenossen beeinflussen. Beim Hund spielen Pheromone eine wichtige Rolle in der Kommunikation, insbesondere bei der Mutter-Welpen-Bindung, der Markierung von Territorien, im Sexualverhalten sowie in der Stress- und Konfliktbewältigung.
Definition
Der Begriff Pheromon stammt aus dem Griechischen („pherein“ = tragen, „hormao“ = anregen). Pheromone unterscheiden sich von Hormonen: Während Hormone innerhalb des Körpers wirken, entfalten Pheromone ihre Wirkung zwischen Individuen derselben Art. Sie werden über Hautdrüsen, Urin, Kot oder Speichel abgegeben und über spezielle Sinnesorgane wie das vomeronasale Organ (Jacobson-Organ) aufgenommen.
Arten von Pheromonen
Sexualpheromone
Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Partnerfindung. Läufige Hündinnen sondern Duftstoffe ab, die Rüden aus großer Entfernung wahrnehmen können. Diese Pheromone enthalten Informationen über Fruchtbarkeit und Paarungsbereitschaft.
Territorial- und Markierungspheromone
Über Urin, Kot und Analdrüsensekret setzen Hunde Pheromone frei, die andere Hunde über Geschlecht, Rang oder Reviergrenzen informieren. Dieses Verhalten ist Teil der sozialen Kommunikation.
Alarmpheromone
Bei Stress oder Bedrohung setzen Hunde Botenstoffe frei, die bei Artgenossen Unruhe oder Abwehrverhalten auslösen können.
Beruhigungs- und Bindungspheromone
Hündinnen geben nach der Geburt spezielle Pheromone in den Milchdrüsen ab, die Welpen beruhigen und die Mutter-Kind-Bindung fördern. Diese sogenannten Dog Appeasing Pheromones (DAP) wurden auch synthetisch nachgebildet.
Biologische Bedeutung
- Soziale Kommunikation: Pheromone vermitteln Informationen über Identität, Geschlecht, Revier und Rangordnung.
- Fortpflanzung: Steuerung von Partnerwahl und Paarungsbereitschaft.
- Emotionale Zustände: Weitergabe von Stress, Angst oder Entspannung an Artgenossen.
- Mutter-Kind-Bindung: Stärkung der Bindung und Beruhigung der Welpen.
Pheromone in der Verhaltenstherapie
Die Forschung hat gezeigt, dass synthetische Pheromone beim Hund Verhalten beeinflussen können. Diese Produkte werden vor allem in der Tiermedizin und Verhaltenstherapie eingesetzt:
- DAP-Präparate (Dog Appeasing Pheromone): Beruhigung bei Stress, Trennungsangst, Gewitterangst, Tierarztbesuchen oder Transport.
- Anwendungsformen: Zerstäuber, Halsbänder, Sprays.
- Wirksamkeit: Studien zeigen eine unterstützende Wirkung, besonders in Kombination mit Training und Verhaltenstherapie. Allein sind sie jedoch selten ausreichend.
Forschung & aktuelle Erkenntnisse
- Kommunikationschemie: Mehrere Studien (2020–2024) konnten zeigen, dass Hunde über komplexe Pheromonmuster individuelle Informationen weitergeben.
- Stressbewältigung: Synthetisches DAP senkt nachweislich Herzfrequenz und Stressanzeichen in belastenden Situationen (z. B. Feuerwerk).
- Zukunft: Entwicklung kombinierter Ansätze (Pheromone + Training + Nahrungsergänzung) zur besseren Unterstützung verhaltensauffälliger Hunde.
Abgrenzung zu anderen Botenstoffen
Pheromone gehören zu den Semiochemikalien. Im Unterschied zu Allomonen oder Kairomonen, die zwischen verschiedenen Arten wirken, wirken Pheromone ausschließlich intraspezifisch, also zwischen Individuen derselben Art.



