Odorant-Binding-Protein

Odorant-Binding-Proteine (OBPs) sind kleine, lösliche Proteine, die Geruchsstoffe (Odorants) binden und transportieren. Sie gehören zur Familie der Lipocaline und kommen im Geruchssinn vieler Wirbeltiere vor – auch beim Hund. Ihre Hauptaufgabe ist es, hydrophobe Duftmoleküle durch wässrige Umgebungen (z. B. Schleim in der Nasenhöhle) zu transportieren und so den Kontakt mit Geruchsrezeptoren zu ermöglichen.

Vorkommen beim Hund

Beim Hund werden OBPs in verschiedenen Geweben produziert, u. a.:

  • Riechschleimhaut (Nasenhöhle) – unterstützt die Wahrnehmung von Gerüchen
  • Vomeronasales Organ (VNO) – bindet Pheromone und andere Sozialsignale
  • Drüsensekrete – z. B. im Analdrüsensekret oder bei Zirkumanaldrüsen, wo sie Duftstoffe stabilisieren und deren Erkennung erleichtern

Funktion

  1. Transport von Geruchsstoffen

    OBPs binden lipophile Duftmoleküle und tragen sie zu den Geruchsrezeptoren in der Nasenschleimhaut oder im VNO.

  2. Konzentration & Schutz der Duftmoleküle

    Sie halten Duftstoffe in gelöster Form und schützen sie vor enzymatischem Abbau, bis sie den Rezeptor erreichen.

  3. Signalverstärkung

    Durch gezielten Transport erhöhen OBPs die Wahrscheinlichkeit, dass Duftmoleküle an passende Rezeptoren binden, und verstärken so den Geruchseindruck.

  4. Spezialisierte Wahrnehmung

    Manche OBPs sind auf bestimmte Moleküle spezialisiert, z. B. Sexualpheromone oder artspezifische Sozialsignale.

Bedeutung in der Hundekommunikation

OBPs tragen dazu bei, dass Hunde extrem feine Duftinformationen wahrnehmen und unterscheiden können. Sie sind damit ein unsichtbarer, aber entscheidender Teil der chemischen Kommunikation:

  • Erkennen von Artgenossen
  • Unterscheidung von Geschlecht, Fortpflanzungsstatus und individueller Identität
  • Wahrnehmung von Stress- oder Gesundheitszuständen

Forschung & Erkenntnisse

  • Molekulare Studien zeigen, dass Hunde verschiedene OBP-Varianten besitzen, die jeweils unterschiedliche Duftmoleküle binden.
  • Analdrüsenforschung (z. B. Janssenswillen et al. 2021) weist OBPs im Sekret nach, wo sie vermutlich helfen, Duftprofile stabil zu halten.
  • Vomeronasales Organ: OBPs könnten eine Schlüsselrolle bei der Pheromonwahrnehmung spielen.

Klinische Relevanz

OBPs selbst sind nicht krankheitsverursachend, aber ihre Funktion kann durch:

  • Verstopfte Drüsen
  • Entzündungen der Nasenschleimhaut
  • Erkrankungen des VNO

    indirekt beeinträchtigt werden – was die Geruchswahrnehmung und damit das Sozialverhalten verändern kann.

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