Neurohormone sind chemische Substanzen, die von speziellen Zellen im Nervensystem, insbesondere im Gehirn und im Rückenmark, produziert und freigesetzt werden. Im Gegensatz zu klassischen Neurotransmittern, die an der Übertragung von Nervenimpulsen zwischen Neuronen beteiligt sind, haben Neurohormone die Fähigkeit, in den Blutkreislauf aufgenommen zu werden und so auf entfernte Zielorgane oder Gewebe im Körper zu wirken. Diese Hormone beeinflussen eine Vielzahl physiologischer Prozesse und haben eine wichtige Rolle im neuroendokrinen System.
Einige Beispiele für Neurohormone sind:
- Oxytocin: Dieses Neurohormon wird im Hypothalamus des Gehirns produziert und dann in der Hypophyse freigesetzt. Es hat eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Geburtswehen und der Milchfreisetzung während des Stillens. Oxytocin beeinflusst auch soziale Bindungen und das Verhalten.
- Vasopressin (auch Antidiuretisches Hormon, ADH genannt): Vasopressin wird ebenfalls im Hypothalamus synthetisiert und in der Hypophyse gespeichert. Es reguliert den Wasserhaushalt des Körpers, indem es die Rückresorption von Wasser in den Nieren erhöht und somit die Urinausscheidung verringert.
- Melatonin: Dieses Hormon wird in der Zirbeldrüse (Epiphyse) produziert und hat eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus (zirkadianer Rhythmus). Es wird vermehrt in der Dunkelheit ausgeschüttet und signalisiert dem Körper, dass es Zeit ist zu schlafen.
- CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon): CRH wird im Hypothalamus produziert und beeinflusst die Freisetzung von Cortisol, einem Stresshormon, aus der Nebenniere. Es spielt eine zentrale Rolle in der Stressreaktion des Körpers.
- Somatostatin: Dieses Neurohormon wird im Hypothalamus gebildet und hemmt die Freisetzung von Wachstumshormon aus der Hypophyse. Es ist an der Regulierung des Wachstums und des Stoffwechsels beteiligt.
Diese Neurohormone sind Teil eines komplexen Netzwerks von Signalen und Feedback-Schleifen, die die Funktion des endokrinen (hormonellen) Systems und des Nervensystems koordinieren. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung verschiedener physiologischer Prozesse im Körper und sind eng mit dem Verhalten und den emotionalen Reaktionen verbunden.