Die Konjunktivitis follicularis ist eine besondere Form der Bindehautentzündung beim Hund. Sie betrifft vor allem die Rückseite des dritten Augenlids (Nickhaut) und zeichnet sich durch eine reaktive Vergrösserung der Lymphfollikel aus – kleine, rundliche Strukturen, die wie Bläschen oder Knötchen erscheinen. Diese Form der Konjunktivitis ist meist chronisch und immunologisch bedingt – sie tritt besonders häufig bei jungen Hunden, Jagdhunderassen und Hunden mit Allergieneigung auf.
Typische Ursachen und Auslöser
Die genauen Ursachen sind oft multifaktoriell. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- Junges Alter: besonders häufig bei Junghunden bis ca. 2 Jahre
- Allergische Reaktionen: z. B. auf Pollen, Hausstaubmilben, Futterbestandteile
- Umweltreizstoffe: Staub, Rauch, Zugluft, Chlorwasser
- Chronische mechanische Reizung: z. B. durch nach innen wachsende Haare (Trichiasis) oder Lidfehlstellungen
- Rassedisposition: v. a. Jagdhunde (z. B. Labrador, Weimaraner, Setter), Schäferhunde, Retriever, Boxer
Wichtig: Es handelt sich nicht um eine klassische Infektion. Die Erkrankung ist nicht ansteckend für andere Tiere oder Menschen.
Symptome
Die Symptome einer Konjunktivitis follicularis entwickeln sich oft schleichend und sind chronisch-rezidivierend. Typisch sind:
- Rötung der Bindehaut (Konjunktiva)
- Tränende oder schleimige Augen
- Juckreiz, Reiben mit der Pfote oder am Boden
- Fremdkörpergefühl (Hund blinzelt oder kneift das Auge zu)
- Vergrösserte, rosafarbene Knötchen auf der Rückseite der Nickhaut
- Evtl. Lichtscheu oder vermehrtes Blinzeln bei Wind
In schweren Fällen kann die Hornhaut durch die Reibung der Follikel mitbetroffen sein (Keratitis superficialis), was die Behandlung erschwert.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch den Tierarzt mittels:
- Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) zur Beurteilung der Bindehaut und Nickhaut
- Ausklappen der Nickhaut zur Sichtbarmachung der vergrösserten Follikel
- Fluoreszein-Färbung zum Ausschluss von Hornhautschäden
- Tränenproduktionstest (Schirmer-Test) bei Verdacht auf Trockenes Auge
Gegebenenfalls werden zusätzlich Abstriche zur Differenzialdiagnose (z. B. bakterielle Superinfektion) gemacht.
Behandlung
Die Therapie zielt darauf ab, die Entzündung zu lindern, die Follikelreaktion zu regulieren und das Auge vor Reizungen zu schützen. Dazu gehören:
- Lokale antientzündliche Augensalben oder -tropfen (z. B. mit Kortikosteroiden)
- Augenspülungen mit Kochsalz oder milden antiseptischen Lösungen
- Tränenersatzmittel zur Stabilisierung des Tränenfilms
- Allergie-Management: Diät, Antihistaminika oder Immunmodulation (in schweren Fällen)
Bei chronischen, therapieresistenten Fällen: In einigen Fällen wird ein mechanisches Ausglätten oder Abtragen der Follikel unter Lokalanästhesie durchgeführt (z. B. mit einem feinen Tupfer oder chirurgischem Instrument).
Prognose
Die Konjunktivitis follicularis ist zwar nicht heilbar im klassischen Sinn, aber gut behandelbar. Viele Fälle bessern sich mit dem Älterwerden des Hundes von selbst, da die Lymphfollikelaktivität im Erwachsenenalter abnimmt. In der Zwischenzeit sind jedoch regelmässige Kontrollen und konsequente Behandlung wichtig, um Folgeschäden an der Hornhaut zu vermeiden.
Vorbeugung & Management im Alltag
- Zugluft, Rauch und starke Umweltreize vermeiden
- Allergieauslöser identifizieren und möglichst meiden
- Langhaarige Hunde im Augenbereich regelmässig pflegen
- Kein Baden in stark chlorierten Schwimmbädern
- Augenreinigung mit milden Lösungen nach staubigen Spaziergängen



