Die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist eine hormonelle Erkrankung, bei der die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone (v. a. T4, Thyroxin) produziert. Beim Hund ist diese Erkrankung im Vergleich zur Katze aussergewöhnlich selten. Wenn sie auftritt, handelt es sich meist um eine sekundäre Form – etwa durch einen Schilddrüsentumor. Dennoch ist eine frühzeitige Erkennung entscheidend, da die Folgen für Herz, Kreislauf und Stoffwechsel gravierend sein können.
Was ist eine Hyperthyreose?
Die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) produziert die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), die den Stoffwechsel regulieren. Bei einer Überfunktion wird zu viel T4/T3 ins Blut abgegeben, wodurch sämtliche Körperprozesse beschleunigt werden – Herzfrequenz, Temperaturregulation, Sauerstoffbedarf, Energieverbrauch und mehr. Während Katzen häufig an Hyperthyreose erkranken, betrifft die Erkrankung beim Hund meist nur ältere Tiere – und dann oft im Zusammenhang mit einem Schilddrüsenkarzinom.
Ursachen der Hyperthyreose beim Hund
- Schilddrüsentumore: Meist maligne (Schilddrüsenkarzinom), seltener gutartig
- Jodüberversorgung: z. B. durch Nahrungsergänzungsmittel (selten)
- Falsche Hormonbehandlung: z. B. Überdosierung bei Therapie einer vorherigen Hypothyreose
Hinweis: Im Gegensatz zur Katze entsteht die Hyperthyreose beim Hund nicht spontan, sondern fast immer als Folge einer organischen Veränderung oder Medikamentenfehlanwendung.
Symptome der Hyperthyreose beim Hund
Die Symptome entstehen durch den beschleunigten Stoffwechsel und variieren je nach Ausmass der Erkrankung:
- Unruhe, Nervosität
- Erhöhter Puls und Herzfrequenz (Tachykardie)
- Erhöhter Blutdruck
- Hecheln, Hitzeunverträglichkeit
- Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
- Schwäche, Zittern
- Erbrechen oder Durchfall
- Häufig tastbare Schwellung im Halsbereich (vergrösserte Schilddrüse)
Bei sehr fortgeschrittener Erkrankung können Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Atemnot oder Zusammenbrüche auftreten.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, Blutuntersuchung und bildgebender Diagnostik:
- Gesamt-T4 (Thyroxin): meist deutlich erhöht
- Freies T4 (fT4): zur Absicherung bei grenzwertigen Werten
- T3: Ergänzend zur Beurteilung
- TSH: (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) oft erniedrigt
- Ultraschall oder Szintigrafie: zur Beurteilung der Schilddrüse und Tumordiagnostik
Behandlung
Die Therapie richtet sich nach der Ursache:
1. Operative Entfernung (Thyreoidektomie)
Wenn ein einseitiger Tumor vorliegt und keine Metastasen vorhanden sind, kann die Schilddrüse chirurgisch entfernt werden. Die Prognose ist dann vorsichtig optimistisch, erfordert aber Nachsorge.
2. Medikamentöse Therapie
- Thyreostatika: Wirkstoffe wie Methimazol blockieren die Hormonbildung. Sie wirken symptomatisch, heilen aber nicht die Ursache.
- Betablocker: zur Kontrolle von Herzfrequenz und Blutdruck, ergänzend bei schwerer Symptomatik
3. Radiojodtherapie
Eine hocheffektive Methode, bei der radioaktives Jod das überaktive Schilddrüsengewebe gezielt zerstört. Wird beim Hund nur in spezialisierten Kliniken angeboten. Erfolgschancen bis zu 90 %.
4. Futterumstellung
Jodarme Diäten (z. B. Spezialfutter mit streng kontrolliertem Jodgehalt) kommen beim Hund nur selten zum Einsatz, da die Ursache meist tumorbedingt ist – im Gegensatz zur Katze.
Prognose
Die Prognose hängt stark von der Ursache und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Bei gut behandelbaren Fällen – etwa durch rechtzeitige Operation oder Radiojodtherapie – kann ein normales Leben möglich sein. Bei bösartigen Tumoren mit Metastasen ist die Prognose eher vorsichtig. Wird die Erkrankung nicht erkannt, drohen irreversible Organschäden – insbesondere am Herzen.
Unterscheidung zur Hypothyreose
Die Hypothyreose</strong (Schilddrüsenunterfunktion) ist beim Hund deutlich häufiger als die Überfunktion. Während eine Hypothyreose zu Gewichtszunahme, Trägheit und Hautveränderungen führt, verursacht eine Hyperthyreose typischerweise Unruhe, Gewichtsverlust und Herzsymptome. Eine genaue Differenzialdiagnose ist unerlässlich.
Vorbeugung
- Keine Selbstmedikation mit Schilddrüsenhormonen
- Regelmässige Kontrolle der Schilddrüsenwerte bei älteren Hunden (> 7 Jahre)
- Vorsicht bei Futterzusätzen mit hohem Jodgehalt



