Fluoxetin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der SSRI (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors). Es erhöht im Gehirn die Verfügbarkeit von Serotonin – einem Botenstoff, der Emotionen, Stressverarbeitung und Impulskontrolle mitsteuert.

👉 Handelsnamen: u. a. Prozac®, Reconcile® (spezielle Tierformulierung), generische Präparate.

Wie wirkt Fluoxetin im Gehirn?

  • Fluoxetin blockiert die Wiederaufnahme von Serotonin in die Nervenzellen.

  • Dadurch bleibt mehr Serotonin im synaptischen Spalt verfügbar, was stimmungsaufhellend und angstlösend wirkt.

  • Anders als Sedativa macht es nicht „müde“, sondern verändert langfristig die emotionale Verarbeitungsfähigkeit.

Wann wird Fluoxetin beim Hund eingesetzt?

Fluoxetin eignet sich bei verfestigten Verhaltensstörungen, bei denen Angst, Stress oder Impulskontrollprobleme eine zentrale Rolle spielen:

Einsatzgebiet

Beschreibung

Trennungsangst

Hund leidet stark, wenn er allein bleiben muss

Zwangsverhalten

Z. B. exzessives Lecken, Fixieren, Schwanzjagen

Generalisiertes Angstverhalten

Unsicherheit in vielen Alltagssituationen

Impulsives Aggressionsverhalten

Wenn Angst oder Überforderung zugrunde liegt

Lärmempfindlichkeit

v. a. in Kombination mit Training und Management

Vorteile

Vorteil

Bedeutung

Wirkt gezielt auf Angstverarbeitung

Serotoninverfügbarkeit wird verbessert

Langfristige emotionale Stabilisierung

Ideal bei chronischen Angststörungen

Gut verträglich bei richtiger Anwendung

Weniger Nebenwirkungen als ältere Mittel (z. B. Clomipramin)

Fördert Lernfähigkeit im Training

Hund wird „aufnahmefähiger“ für positive Erfahrungen

Wirkungseintritt

  • Nicht sofort!

    Erste Effekte nach 10–14 Tagen, volle Wirkung meist erst nach 4–6 Wochen.

    Geduld und paralleles Verhaltenstraining sind entscheidend.

Nebenwirkungen und Risiken

Fluoxetin ist gut verträglich – aber wie bei jedem Psychopharmakon können Nebenwirkungen auftreten:

Mögliche Nebenwirkungen

Hinweise

Appetitveränderung

Häufig – meist vorübergehend

Magen-Darm-Beschwerden

Übelkeit, weicher Kot, selten Erbrechen

Unruhe, Nervosität

In den ersten Tagen möglich

Schläfrigkeit

Sehr selten

Serotonin-Syndrom

Sehr selten, v. a. bei gleichzeitiger Gabe anderer serotonerger Substanzen (z. B. Tryptophan, MAO-Hemmer)

➡️ Nie kombinieren mit Clomipramin, MAO-Hemmern oder Johanniskraut, ohne tierärztliche Rücksprache!

Dosierung

  • Dosierung erfolgt individuell durch den Tierarzt, meist in mg/kg pro Tag.

  • Reconcile® (zugelassenes Fluoxetin für Hunde) orientiert sich an ca. 1–2 mg/kg Körpergewicht, 1× täglich oral.

  • Einschleichen wird häufig empfohlen, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Was Du unbedingt beachten solltest

  • Rezeptpflichtig – nur mit tierärztlicher Diagnose und Begleitung

  • Langzeittherapie, keine Akutlösung für z. B. Silvester

  • Ausschleichen beim Absetzen – kein plötzliches Stoppen!

  • Regelmässige Kontrolle durch Tierarzt (Verhalten, ggf. Blutwerte)

  • Kombination mit Verhaltenstherapie ist zwingend: Training + Medikament = bestes Ergebnis

Fluoxetin vs. Clomipramin – ein kurzer Vergleich

Merkmal

Fluoxetin

Clomipramin

Medikamentengruppe

SSRI

Trizyklisches Antidepressivum

Wirkungseintritt

2–6 Wochen

2–4 Wochen

Sedation

kaum

leicht möglich

Appetitveränderung

häufig

möglich

Interaktionen

Achtung bei serotonergen Mitteln

Achtung bei Herzpatienten

Anwendung bei Zwangsstörungen

sehr gut belegt

ebenfalls geeignet

Rezeptpflicht

Ja

Ja

Fazit: Fluoxetin – sanfte Stabilisierung bei chronischer Angst

Fluoxetin ist kein „Beruhigungsmittel“, sondern ein stimmungsstabilisierendes Arzneimittel, das Hunden mit verfestigten Verhaltensproblemen helfen kann, emotional ins Gleichgewicht zu kommen. In Kombination mit Geduld, Training und tierärztlicher Begleitung kann es Hunden mit chronischem Stress echte Lebensqualität zurückgeben.

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