Bradykardie beschreibt einen langsamen Herzschlag bei Hunden, der unter der normalen Herzfrequenz für ihre Größe und ihren Gesundheitszustand liegt. Normalerweise schlägt das Herz eines gesunden Hundes zwischen 60 und 120 Mal pro Minute, abhängig von Größe, Alter und Rasse. Bei einer Bradykardie liegt die Herzfrequenz unter diesem Bereich, was auf Probleme im Herz-Kreislauf-System oder andere gesundheitliche Störungen hinweisen kann.

Normale Herzfrequenz bei Hunden

  • Kleine Hunde und Welpen: 100–160 Schläge pro Minute.
  • Mittelgroße Hunde: 70–120 Schläge pro Minute.
  • Große Hunde: 60–100 Schläge pro Minute.

Bei Hunden mit Bradykardie sinkt die Herzfrequenz unter diese normalen Werte, was das Herz daran hindert, ausreichend Blut und Sauerstoff durch den Körper zu pumpen.

Ursachen der Bradykardie bei Hunden

Bradykardie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, von physiologischen Reaktionen bis hin zu ernsthaften Herzproblemen oder anderen Erkrankungen:

Physiologische Bradykardie:

  • In manchen Fällen ist Bradykardie bei Hunden völlig normal, insbesondere bei gut trainierten Hunden oder Hunden, die sich in Ruhe oder Schlaf befinden. Dies ist eine natürliche Anpassung des Körpers und nicht pathologisch.

Herzprobleme:

  • Sick-Sinus-Syndrom: Eine Funktionsstörung des Sinusknotens (der primäre Schrittmacher des Herzens), die zu unregelmäßigen oder zu langsamen Herzschlägen führt.
  • Atrioventrikulärer Block (AV-Block): Eine Störung in der Übertragung elektrischer Signale zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern, die zu einer Verzögerung oder Blockierung der Impulse und damit zu einem verlangsamten Herzschlag führt.
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Eine Entzündung des Herzmuskels, die die Fähigkeit des Herzens beeinträchtigt, normale Impulse zu erzeugen.

Systemische Erkrankungen:

  • Hypothyreose: Hunde mit einer Schilddrüsenunterfunktion haben oft eine langsame Herzfrequenz, da der Stoffwechsel des Körpers verlangsamt ist.
  • Hyperkaliämie: Ein zu hoher Kaliumspiegel im Blut, der die elektrischen Impulse des Herzens beeinträchtigen kann.
  • Hypothermie: Wenn ein Hund stark unterkühlt ist, kann der Herzschlag verlangsamt werden, um Energie zu sparen.

Medikamentenwirkung:

  • Bestimmte Medikamente, wie Betablocker, Calciumkanalblocker oder Anästhetika, können die Herzfrequenz verlangsamen und Bradykardie verursachen.

Erhöhter Hirndruck:

  • Bei Kopfverletzungen oder Erkrankungen, die den Hirndruck erhöhen (z. B. Hirntumoren), kann Bradykardie als Folge auftreten.

Symptome der Bradykardie bei Hunden

Die Symptome einer Bradykardie variieren je nach Schweregrad und den zugrunde liegenden Ursachen. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  1. Lethargie und Schwäche: Hunde mit Bradykardie wirken oft müde, haben wenig Energie und sind schnell erschöpft.
  2. Atembeschwerden: Einige Hunde zeigen Atemnot oder haben Schwierigkeiten beim Atmen, insbesondere nach Bewegung.
  3. Schwankender Gang oder Koordinationsstörungen: Ein langsamer Herzschlag kann die Sauerstoffversorgung des Gehirns beeinträchtigen, was zu Schwäche, Schwindel oder Koordinationsstörungen führen kann.
  4. Bewusstlosigkeit oder Ohnmachtsanfälle: In schweren Fällen kann die Sauerstoffversorgung des Gehirns so stark beeinträchtigt sein, dass der Hund zusammenbricht oder kurzzeitig das Bewusstsein verliert (Synkope).
  5. Blasses Zahnfleisch: Durch die mangelnde Durchblutung können die Schleimhäute (wie das Zahnfleisch) blass oder bläulich erscheinen.
  6. Kälteempfindlichkeit: Einige Hunde mit Bradykardie können eine erhöhte Kälteempfindlichkeit zeigen und das Bedürfnis haben, sich an warme Orte zurückzuziehen.

Diagnose der Bradykardie

Die Diagnose einer Bradykardie bei Hunden erfolgt durch eine gründliche tierärztliche Untersuchung, einschließlich der Überprüfung der Herzfrequenz und weiterer diagnostischer Tests:

  1. Auskultation: Der Tierarzt hört mit einem Stethoskop auf den Herzschlag des Hundes, um eine langsame Herzfrequenz oder unregelmäßige Rhythmen zu identifizieren.
  2. Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG wird verwendet, um die elektrische Aktivität des Herzens zu messen und eventuelle Störungen in der Herzleitung, wie einen AV-Block oder ein Sick-Sinus-Syndrom, zu erkennen.
  3. Blutuntersuchungen: Bluttests können durchgeführt werden, um Elektrolytstörungen (z. B. Hyperkaliämie) oder Schilddrüsenerkrankungen (Hypothyreose) festzustellen.
  4. Bildgebung: Röntgenaufnahmen oder ein Herzultraschall (Echokardiographie) können eingesetzt werden, um strukturelle Probleme des Herzens oder der Lunge zu erkennen, die zur Bradykardie beitragen könnten.
  5. Langzeit-EKG (Holter-Monitoring): In einigen Fällen wird ein Holter-Monitoring durchgeführt, bei dem das Herz über einen längeren Zeitraum überwacht wird, um festzustellen, wie oft und wann Bradykardie-Episoden auftreten.

Behandlung der Bradykardie

Die Behandlung der Bradykardie hängt von der zugrunde liegenden Ursache und dem Schweregrad der Symptome ab:

Behandlung der Grunderkrankung:

  • Hypothyreose: Wird Bradykardie durch eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht, wird eine Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie eingesetzt, um den Stoffwechsel zu normalisieren und die Herzfrequenz zu erhöhen.
  • Elektrolytstörungen: Wenn ein Hund einen abnormalen Kaliumspiegel hat, wird dieser ausgeglichen, um die Herzfunktion zu stabilisieren.

Medikamente:

  • In Fällen von Bradykardie, die durch Herzprobleme wie den AV-Block oder das Sick-Sinus-Syndrom verursacht werden, können Herzmedikamente wie Atropin oder Isoproterenol verschrieben werden, um die Herzfrequenz zu erhöhen.

Herzschrittmacher:

  • In schweren Fällen, in denen das Herz dauerhaft zu langsam schlägt, kann die Implantation eines Herzschrittmachers erforderlich sein. Ein Herzschrittmacher sendet elektrische Impulse an das Herz, um es in einem regelmäßigen Rhythmus schlagen zu lassen.

Anpassung von Medikamenten:

  • Wenn die Bradykardie durch bestimmte Medikamente verursacht wird, kann der Tierarzt die Dosierung anpassen oder das Medikament wechseln, um die Herzfrequenz zu normalisieren.

Notfallversorgung:

  • In akuten Fällen, in denen der Hund ohnmächtig wird oder kollabiert, ist eine intensive medizinische Behandlung notwendig. Dazu gehören möglicherweise intravenöse Medikamente oder sogar eine vorübergehende Herzunterstützung.

Prognose

Die Prognose bei Hunden mit Bradykardie hängt von der Ursache und dem Ansprechen auf die Behandlung ab. In vielen Fällen, insbesondere wenn die Bradykardie auf eine behandelbare Ursache wie Hypothyreose oder Elektrolytstörungen zurückzuführen ist, kann der Zustand gut kontrolliert werden. In schwereren Fällen, insbesondere bei strukturellen Herzproblemen, kann die Implantation eines Herzschrittmachers erforderlich sein, um die Lebensqualität des Hundes zu erhalten.

Fazit

Bradykardie bei Hunden ist ein Zustand, bei dem der Herzschlag langsamer als normal ist und die Gesundheit des Hundes beeinträchtigen kann. Die Ursachen können von harmlosen physiologischen Reaktionen bis hin zu ernsthaften Herzproblemen reichen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Symptome zu kontrollieren und die Herzfunktion des Hundes zu unterstützen. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und gegebenenfalls medizinische Interventionen können dazu beitragen, dass Hunde mit Bradykardie eine gute Lebensqualität beibehalten.

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