Anogenital ist ein zusammengesetzter Begriff aus Anus (After) und Genital (Geschlechtsorgane) und beschreibt den anatomischen Bereich, der den Übergang zwischen After und den äußeren Geschlechtsorganen umfasst. Der Begriff wird in der Veterinärmedizin, Humanmedizin, Biologie und Verhaltensforschung verwendet, um diese Körperregion zu benennen.

Anatomische Bedeutung bei Hunden

Beim Hund umfasst der anogenitale Bereich:

  • After mit den Analdrüsen (auch Analbeutel), die beidseitig neben dem Anus liegen
  • den Perinealbereich (Dammregion)
  • die äußeren Geschlechtsorgane (Penis/Vulva)

Diese Region ist stark mit Duftdrüsen und spezifischen Hautdrüsen ausgestattet, die chemische Signale (Pheromone) abgeben. Das macht den Bereich für die innerartliche Kommunikation besonders wichtig.

Funktion und Relevanz

  1. Kommunikation über Geruch

    Hunde nutzen den anogenitalen Bereich, um Artgenossen zu identifizieren. Über den Duft aus den Analdrüsen lassen sich Informationen wie Geschlecht, Fortpflanzungsstatus, Alter, Gesundheitszustand und Stimmungslage übertragen.

  2. Sozialverhalten

    Das anogenitale Beschnuppern ist ein typisches Begrüßungs- und Erkennungsverhalten unter Hunden und anderen Säugetieren. Es dient der sozialen Orientierung und der Feststellung der „Identität“ eines Gegenübers.

  3. Fortpflanzung

    Gerüche aus diesem Bereich spielen eine wichtige Rolle bei der Partnerwahl. Sie können anzeigen, ob ein Tier paarungsbereit ist (z. B. Läufigkeit bei Hündinnen).

  4. Gesundheitliche Aspekte
    • Analdrüsenprobleme (Verstopfung, Entzündung, Abszess)
    • Parasitenbefall (z. B. Flöhe, Läuse, Würmer, die Juckreiz verursachen)
    • Tumorerkrankungen in der Dammregion

      Eine veränderte Geruchsabgabe kann Hinweis auf Erkrankungen sein.

In der Verhaltensforschung

Der anogenitale Bereich ist in der Verhaltensbiologie ein wichtiger Untersuchungsfokus, da er stark mit sozialer Kommunikation verknüpft ist. Studien belegen, dass viele Säugetiere – vom Hund bis zum Primaten – diesen Bereich gezielt für die Informationsübertragung nutzen.

Hygiene und Pflege

  • Regelmässige Kontrolle der Analregion beim Tierarzt, besonders bei Anzeichen wie „Scooten“ (Rutschen mit dem Hinterteil), Lecken oder auffälligem Geruch
  • Parasitenprophylaxe
  • Sanfte Reinigung nur bei Bedarf, um die natürliche Hautflora nicht zu stören
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