Die Alzheimer-Krankheit, wie sie bei Menschen bekannt ist, tritt bei Hunden nicht in derselben Form auf. Stattdessen spricht man bei Hunden von einer kognitiven Dysfunktion (Canine Cognitive Dysfunction, CCD), die in vielerlei Hinsicht der Alzheimer-Krankheit beim Menschen ähnelt. Es handelt sich um eine neurodegenerative Erkrankung, die hauptsächlich ältere Hunde betrifft und zu einem fortschreitenden Verlust von Gedächtnis, Lernfähigkeit und Orientierung führt.

Diese Erkrankung betrifft das Zentralnervensystem und führt zu einer Degeneration der Gehirnzellen. Ähnlich wie bei der Alzheimer-Krankheit beim Menschen werden die Hirnfunktionen bei betroffenen Hunden allmählich beeinträchtigt, was zu Verhaltensänderungen und Desorientierung führt.

Ursachen der kognitiven Dysfunktion bei Hunden

Die genauen Ursachen für die kognitive Dysfunktion bei Hunden sind noch nicht vollständig verstanden, aber es gibt einige Faktoren, die zu dieser Erkrankung beitragen können:

  1. Alterungsprozess: Mit zunehmendem Alter zeigen viele Hunde eine Verschlechterung ihrer geistigen Fähigkeiten, ähnlich wie bei Menschen mit Alzheimer. Diese altersbedingten Veränderungen sind wahrscheinlich der größte Risikofaktor.
  2. Degeneration des Gehirns: Mit dem Alter sammeln sich im Gehirn von Hunden Beta-Amyloid-Proteine an, die zur Degeneration der Nervenzellen und zur Bildung von Plaques führen, was die Kommunikation zwischen den Zellen stört.
  3. Durchblutungsstörungen: Eine schlechte Durchblutung des Gehirns kann zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen führen, was das Gehirngewebe schwächt und den Abbau beschleunigt.
  4. Genetische Prädisposition: Bestimmte Rassen könnten anfälliger für kognitive Dysfunktion sein, aber es gibt keine eindeutigen genetischen Marker, die dies belegen. Dennoch treten diese Erkrankungen häufiger bei kleinen bis mittelgroßen Hunden und bei Hunden auf, die über zehn Jahre alt sind.

Symptome der kognitiven Dysfunktion bei Hunden

Die Symptome der kognitiven Dysfunktion bei Hunden treten meist schleichend auf und werden oft als normale Alterserscheinungen abgetan. Es ist jedoch wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen, um die Lebensqualität des Hundes zu verbessern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  1. Desorientierung: Der Hund scheint verwirrt oder verloren, selbst in vertrauter Umgebung. Er kann Schwierigkeiten haben, seinen Weg zurück ins Haus zu finden, oder in Ecken feststecken, ohne zu wissen, wie er herauskommt.
  2. Verändertes Schlafverhalten: Viele Hunde mit kognitiver Dysfunktion schlafen tagsüber mehr und sind nachts unruhig. Dieses gestörte Schlaf-Wach-Muster kann zu nächtlichem Umherwandern oder Unruhe führen.
  3. Verminderte Interaktion: Der Hund zieht sich von Familienmitgliedern oder anderen Tieren zurück und reagiert weniger auf vertraute Personen oder Befehle. Er zeigt möglicherweise weniger Interesse an Spielen oder Aktivitäten, die er früher genossen hat.
  4. Verminderte Sauberkeit: Hunde mit kognitiver Dysfunktion können inkontinent werden oder anfangen, im Haus zu urinieren oder Kot abzusetzen, obwohl sie früher stubenrein waren. Dies ist oft ein Zeichen dafür, dass der Hund die Kontrolle über seine Blase oder seinen Darm verliert oder die Orte für die Stubenreinheit nicht mehr erkennt.
  5. Vergessen von erlernten Befehlen: Der Hund scheint einfache Befehle oder trainierte Verhaltensweisen zu vergessen. Das kann das Befolgen von Kommandos wie “Sitz”, “Platz” oder “Bleib” erschweren.
  6. Ängstlichkeit oder Nervosität: Hunde können in Situationen, die sie früher nicht gestresst haben, ängstlich oder nervös werden. Sie können vermehrt bellen oder Unruhe zeigen, wenn sie allein gelassen werden oder wenn sich ihre Umgebung verändert.

Diagnose der kognitiven Dysfunktion bei Hunden

Es gibt keinen speziellen Test, um die kognitive Dysfunktion bei Hunden zu diagnostizieren. Die Diagnose basiert hauptsächlich auf den Beobachtungen der Symptome und der Ausschlussdiagnose anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen könnten, wie zum Beispiel:

  • Hör- oder Sehverlust
  • Arthritis oder Gelenkerkrankungen
  • Tumore im Gehirn
  • Schilddrüsenunterfunktion

Der Tierarzt wird eine gründliche körperliche Untersuchung durchführen und möglicherweise Bluttests, Röntgenaufnahmen oder Ultraschall anordnen, um andere medizinische Probleme auszuschließen. Eine gründliche Anamnese, einschließlich der detaillierten Beschreibung des Verhaltens des Hundes, spielt eine zentrale Rolle bei der Diagnose.

Behandlung der kognitiven Dysfunktion bei Hunden

Obwohl die kognitive Dysfunktion bei Hunden nicht geheilt werden kann, gibt es verschiedene Behandlungsoptionen, die helfen können, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität des Hundes zu verbessern.

Medikamente:

  • Selegilin (Anipryl®) ist ein Medikament, das zur Behandlung der kognitiven Dysfunktion bei Hunden zugelassen ist. Es wirkt, indem es den Dopaminspiegel im Gehirn erhöht, was den Abbau der Nervenzellen verlangsamen kann.
  • Ergänzungsmittel wie Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren oder SAM-e (S-Adenosylmethionin) können helfen, das Gehirn zu schützen und den altersbedingten kognitiven Verfall zu verzögern.

Verhaltensmanagement:

  • Eine strukturierte Routine kann Hunden mit kognitiver Dysfunktion helfen, sich wohler zu fühlen. Feste Essenszeiten, Gassi-Geh-Rituale und ein konstanter Tagesablauf können helfen, Verwirrung und Angst zu reduzieren.
  • Mentale Stimulation durch Spiele oder neue Herausforderungen kann das Gehirn des Hundes aktiv halten. Puzzle-Spielzeuge oder neue Wege beim Spazierengehen können hilfreich sein.

Ernährung:

  • Eine ausgewogene Diät, die reich an Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren ist, kann dazu beitragen, die Gehirnfunktion zu unterstützen. Einige speziell formulierte Futtermittel, wie Hill’s Prescription Diet b/d®, sind darauf ausgerichtet, die kognitive Gesundheit älterer Hunde zu fördern.

Umweltanpassungen:

  • Hunde mit kognitiver Dysfunktion profitieren oft von einer sicheren, stabilen Umgebung. Dies kann durch das Platzieren von Rampen anstelle von Treppen oder das Bereitstellen von weichen Schlafplätzen erreicht werden, um den Komfort zu erhöhen.
  • Das Einführen eines Nachtlichts kann helfen, die Desorientierung im Dunkeln zu reduzieren.

Tierarztliche Betreuung:

  • Regelmäßige Besuche beim Tierarzt sind wichtig, um den Fortschritt der Erkrankung zu überwachen und den Behandlungsplan anzupassen. Eventuell auftretende sekundäre Gesundheitsprobleme sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Vorbeugung der kognitiven Dysfunktion bei Hunden

Obwohl es keine garantierten Möglichkeiten gibt, die kognitive Dysfunktion vollständig zu verhindern, gibt es Maßnahmen, die helfen können, den geistigen Verfall bei älteren Hunden zu verlangsamen:

  1. Frühes Training und mentale Stimulation: Hunde, die ihr ganzes Leben lang geistig aktiv bleiben, haben ein geringeres Risiko für kognitive Störungen. Das regelmäßige Erlernen neuer Tricks oder das Spielen von Denkspielen kann die Gehirnaktivität fördern.
  2. Gesunde Ernährung: Eine nährstoffreiche Ernährung, die reich an Antioxidantien und Fettsäuren ist, kann das Gehirn schützen und den Alterungsprozess verlangsamen.
  3. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen: Eine frühe Erkennung der kognitiven Dysfunktion ist entscheidend, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Regelmäßige Untersuchungen ermöglichen es, Symptome frühzeitig zu behandeln.

Fazit

Die kognitive Dysfunktion oder das Hunde-Alzheimer-Syndrom ist eine fortschreitende Erkrankung, die das Gehirn von Hunden im Alter betrifft. Obwohl es keine Heilung gibt, können Medikamente, eine angepasste Ernährung und verhaltensbezogene Anpassungen helfen, das Fortschreiten der Symptome zu verlangsamen und dem Hund eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Regelmäßige tierärztliche Betreuung und eine strukturierte Routine spielen eine Schlüsselrolle bei der Pflege eines Hundes mit kognitiver Dysfunktion.

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