Warum mir so mancher “Hüte”-Hund leid tut

Red Border Collie entspannter Blick

Hunde sind soziale Wesen, die nicht nur körperliche Aktivität, sondern auch geistige Auslastung und soziale Interaktion brauchen. Ein Hund möchte nicht alleine sein und nichts erleben. Spaziergänge, das Erkunden des Gartens, das Kauen an einem Knochen, das Buddeln von Löchern oder einfach nur dabei sein – all das gehört zu einem erfüllten Hundeleben. Hunde lieben es, neue Gegenden zu erkunden, zu schnuppern, zu erfahren und einfach in der Sonne zu entspannen. Diese scheinbar normalen Aktivitäten werden oft nicht als “Beschäftigung” anerkannt, obwohl sie essenziell für das Wohlbefinden eines Hundes sind.

Das normale Hundeleben

Viele Hunde leben ein erfülltes Leben durch einfache, alltägliche Aktivitäten. Beispiele dafür sind die alte Dame, die jeden Morgen mit ihrem Hund durch den Park spaziert, der Büromitarbeiter, der seinen Hund unter dem Schreibtisch hat und in der Mittagspause spazieren geht, oder die Hausfrau, die mit ihrem Hund die Kinder zur Schule bringt und danach eine Runde durch den Wald joggt. Diese Aktivitäten sind genauso wertvoll und bereichernd für Hunde wie speziell organisierte Hundesportarten oder Trainings.

Übertriebene Auslastung: Vom Hobby zur Belastung

Es gibt Hunde, die zusätzlich zur normalen Alltagsbeschäftigung nahezu ununterbrochen beschäftigt werden. Diese Hunde werden oft wie Zirkuspferdchen behandelt, die täglich zehn Kilometer oder mehr laufen, Suchspiele absolvieren und strenge Unterordnungsübungen durchführen müssen. Zu Hause gibt es dann Futter nur als Belohnung für spezielle Leistungen, und jedes Krümelchen ist an ein Kommando wie “Sitz”, “Platz” oder “Rolle” gebunden. Hundesport ist Pflichtprogramm, und das grosse Turnier am Wochenende ist das Highlight der Woche.

Die Gefahr der Überforderung

Diese extreme Form der Auslastung wird oft mit völliger Erschöpfung gleichgesetzt, was jedoch kein erstrebenswerter Zustand ist. Ständige Leistung, Anspruch und Belastung führen zu überlasteten Hunden, die abends in einen komatösen Zustand fallen, anstatt erholsam zu schlafen. Besonders Hütehunde leiden unter dieser Extremhaltung. Unter dem Vorwand, dass Hütehunde “ausgelastet” werden müssen, wird ihnen ein intensives Programm auferlegt, das kaum Pausen zulässt.

Der richtige Umgang mit Hütehunden

Hütehunde, wie der Australian Shepherd, dem Border Collie, brauchen tatsächlich regelmässige Auszeiten. Schäfer wissen, dass ein arbeitender Border Collie nicht jeden Tag im Jahr zehn Stunden arbeitet. Diese Hunde werden vorsichtig an ihre Aufgaben herangeführt, oft Monate oder Jahre, bevor ihre eigentliche Ausbildung beginnt. Sie lernen, sich zu regulieren, herunterzufahren und locker zu bleiben. Ihre natürlichen Talente brauchen nicht ständig gefördert zu werden, da sie von Natur aus vorhanden sind.

Entspannung ist wichtig

Viele Hunderassen haben grosse Talente im Arbeiten, aber wenig oder gar keine im Ruhigbleiben. Entspannung ist jedoch lebensnotwendig für den Körper, die Stimmung und das langfristige Lernen. Jagdhunde jagen beispielsweise auch nicht täglich, sondern haben Einsätze und ruhen sich den Rest der Zeit aus. Diese Hunde brauchen Zwangspausen, Ruhephasen und manchmal reizarme Räume zur Erholung. Der Mensch muss den “Externen-Aus-Knopf” drücken, um den Hund vor Überlastung zu schützen.

Der Teufelskreis der gegenseitigen Erwartung

Oft entsteht ein Teufelskreis der gegenseitigen Erwartungshaltung: Der Hund will seinem Besitzer genügen und alle Aufgaben korrekt ausführen, während der Mensch glaubt, den Hund ständig beschäftigen zu müssen. Das Resultat sind Hunde, die überlastet und abends nicht nur müde, sondern völlig erschöpft sind. Eine ausgewogene Auslastung bedeutet Zufriedenheit, nicht Erschöpfung.

Ein Plädoyer für mehr Ruhe

Es ist wichtig, dass Hunde und ihre Halter auch gemeinsame Entspannung finden. Einfach durch den Wald schlendern, ohne Aufgaben und Kunststücke – das tut Mensch und Hund gleichermaßen gut. Jeder Hund, unabhängig von seiner Rasse, braucht Phasen der Ruhe und der natürlichen, alltäglichen Beschäftigung.

Lasst uns daher daran erinnern, dass weniger manchmal mehr ist, und unseren Hunden die Ruhe und Entspannung gönnen, die sie für ein glückliches und gesundes Leben brauchen.

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