Umarmungen unter Menschen: Warum Hunde sie als Konflikt sehen

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Für uns Menschen sind Umarmungen ein Ausdruck von Nähe, Geborgenheit und Zuneigung. Für Hunde sieht das jedoch oft ganz anders aus. Sie interpretieren das enge Aneinanderdrücken von Körpern nicht als liebevolle Geste, sondern als potenziellen Konflikt oder sogar als Bedrohung. Viele Hunde reagieren darauf, indem sie dazwischengehen, fiepen, bellen oder sich selbst zwischen die umarmenden Personen schieben – ein Verhalten, das oft als „Schlichten“ gedeutet wird.

Doch warum ist das so? Wie erkennt man, ob der Hund wirklich Stress empfindet? Und wie können wir ihm helfen, in solchen Situationen gelassener zu bleiben?

Warum Hunde Umarmungen missverstehen

  • Artfremde Kommunikation: Hunde kennen in ihrer eigenen Körpersprache keine Umarmung. Vorderkörperkontakt bedeutet bei ihnen meist Festhalten, Fixieren oder gar Bedrohung.
  • Gestik und Mimik: Umarmungen gehen oft mit ernstem Gesichtsausdruck, wenig Bewegung und engem Körperkontakt einher – aus Hundesicht kann das wie ein Streit wirken.
  • Eingeschränkte Fluchtmöglichkeit: Zwei Körper eng aneinander können für den Hund wie ein Hindernis wirken – er sieht keine klare Möglichkeit, sich zurückzuziehen.

Studien zeigen, dass Hunde bei Umarmungen häufig Stresssignale zeigen: Abwenden des Kopfes, Lippenlecken, Gähnen, Anspannung der Muskeln oder fixierender Blick.

Typische Anzeichen: So erkennst du, dass dein Hund „schlichten“ will

Wenn ein Hund eine Umarmung als Konflikt deutet, äußert er das meist über seine Körpersprache:

  • Er drängt sich aktiv zwischen die umarmenden Personen.
  • Er springt hoch oder versucht, die Arme auseinanderzuschieben.
  • Er fiept, bellt oder stupst mit der Nase.
  • Er zeigt Stresssignale: Hecheln ohne Anstrengung, Ohren zurück, Kopf abwenden, Lefzen lecken.

Wichtig: Dieses Verhalten ist keine Eifersucht im menschlichen Sinne, sondern ein Versuch, die Situation aufzulösen oder zu beruhigen.

So gibst du deinem Hund Ruhe und Sicherheit

  1. Gelassen bleiben: Ignoriere das Dazwischengehen nicht, aber reagiere ruhig und klar. Aufgeregtes Lachen oder Schimpfen verstärkt nur die Unsicherheit.
  2. Signal geben: Nutze ein bekanntes Ruhe- oder Platzsignal, damit der Hund eine klare Aufgabe hat.
  3. Distanz ermöglichen: Schaffe für den Hund einen festen Rückzugsort, von dem er die Situation beobachten, aber nicht eingreifen muss.
  4. Positive Verknüpfung: Belohne ruhiges Verhalten mit ruhiger Stimme, Streicheln oder einem Leckerli. So lernt der Hund: „Umarmungen sind nichts Gefährliches.“

Training: Dem Hund beibringen, dass Umarmungen in Ordnung sind

  • Langsame Annäherung: Starte mit leichten Gesten wie Händeschütteln oder kurzem Schulterkontakt vor den Augen des Hundes. Belohne ihn, wenn er entspannt bleibt.
  • Umarmungen in Etappen: Steigere die Nähe Schritt für Schritt – Arm kurz um die andere Person legen, kurz berühren, wieder lösen.
  • Markerwort einsetzen: Markiere ruhiges Verhalten („Fein!“) und belohne direkt, damit der Hund eine positive Assoziation bildet.
  • Training im Alltag einbauen: Wiederhole kurze, entspannte Umarmungen regelmäßig, immer in Verbindung mit Belohnung.
  • Ruhe-Ritual: Manche Hunde entspannen, wenn sie währenddessen auf ihre Decke geschickt werden – so wissen sie, was zu tun ist.

Was du vermeiden solltest

  • Den Hund ignorieren, wenn er Stress zeigt – er braucht deine Unterstützung.
  • Umarmungen „provozieren“, um ihn absichtlich zu testen.
  • Strafen oder Schimpfen – das steigert Unsicherheit und kann das Verhalten verschlimmern.

Fazit

Umarmungen gehören für uns Menschen zum Alltag, für Hunde sind sie jedoch ungewohnte und oft bedrohlich wirkende Gesten. Wenn dein Hund dazwischengeht, will er meist keinen Streit anfangen, sondern die Situation entschärfen. Mit Geduld, Training und klaren Signalen kannst du ihm helfen, diese Situationen gelassen zu akzeptieren. So entsteht mehr Verständnis zwischen Mensch und Hund – und ein harmonisches Zusammenleben.

FAQ

Warum mag mein Hund keine Umarmungen?

Weil sie für ihn wie eine Fixierung oder Bedrohung wirken. Hunde zeigen Zuneigung eher durch Nähe, Blickkontakt oder Körperkontakt ohne Festhalten.

Ist es Eifersucht, wenn mein Hund dazwischengeht?

Nein. Meist ist es Stress oder ein Versuch, eine vermeintliche Konfliktsituation zu beenden.

Kann ich meinem Hund beibringen, Umarmungen zu akzeptieren?

Ja. Durch langsames, positives Training und klare Ruhe-Signale lernt der Hund, dass Umarmungen keine Gefahr darstellen.

Soll ich meinen Hund überhaupt umarmen?

Besser nicht – zumindest nicht so, wie Menschen es tun. Viele Hunde empfinden das als unangenehm. Zeige Zuneigung lieber durch sanftes Streicheln, gemeinsames Spielen oder ruhiges Zusammensitzen.

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